"Wow", war alles was ich sagen konnte. Lila sah einfach umwerfend aus. "Au", schrie ich auf, denn irgendwer hatte mir grade auf die Schulter geboxt. "Mach den Mund zu, du sabberst." Alex tauchte mit einem breiten Grinsen vor mir auf. "Haha, sehr witzig", verdrehte ich die Augen. "Du hast Lila total angestarrt", lachte Alex immer noch. "Hast du gesehen wie unglaublich schön sie aussieht? Wie soll man denn da weg gucken!", rechtfertigte ich mich. "Dann geh doch zu ihr hin und sag ihr das", sagte Alex provokativ und lehnte sich gegen den Tresen. "Na klar, super Idee. Ich werde Lila heute Abend in Ruhe lassen. Das ist ihre Abiparty, die will ich nicht crashen. Es wird mir schwer fallen, aber heute muss ich mich einfach zusammenreißen." "Du kannst sie ja aus der Ferne bestaunen", grinste Alex und machte sich wieder aus dem Staub. Zum Glück, eine nervende Alex konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen.
Wieder allein, scannte ich erneut den Raum ab und versuchte Lila wieder zu finden. Mittlerweile war die Tanzfläche gut gefüllt und allmählich kamen immer mehr Leute zur Bar. Kurze Zeit später, hatten Fabian und ich ordentlich zu tun, um alle Gäste zufrieden zustellen. Als dann irgendwann alle bedient waren, ging einer der Abiturienten zu Brian ans Pult und besprach was mit ihm. Dann nahm er das Mikro und richtete sich an seine Mitschüler. Er erklärte die Afterparty offiziell für eröffnet und alle Schüler grölten los und stießen mit ihren Flaschen oder Gläsern an. Anschließend begannen alle zu tanzen und zu feiern.
Die ganzen Leute so zu sehen, erinnerte mich an meinen eigenen Abschluss. Der war alles andere als feierlich, aber das war mir auch gar nicht so wichtig gewesen. Ich war einfach froh, keines dieser Gesichter mehr sehen zu müssen. Eigentlich fast alle meiner Mitschüler hatten mir meine ganze Schulzeit ruiniert und ich wollte dieses Kapitel einfach nur beenden. Ich hätte echt nicht gedacht, wie schnell sich einfach alles im Leben, so enorm, verändern konnte.
Und dann tauchte Lila wieder in meinem Blickfeld auf. Lila, der Grund, wieso sich vielleicht auch meine ganze Zukunft ändern könnte. Wie gerne wäre ich einfach zu ihr rüber gegangen, hätte sie an mich gezogen und ihr einen liebevollen und innigen Kuss gegeben.
Es war schon schmerzhaft sie so nah vor Augen zu sehen, aber gleichzeitig zu wissen, dass sie unerreichbar war für mich. Ich versuchte sie nicht zu sehr anzustarren und suchte mir ein wenig Arbeit um mich abzulenken. Trotzdem blieb der Drang nach oben zu gucken und Lila zu bewundern, sehr stark. Ich war dankbar für jeden der was bei mir bestellte und mich so ablenkte."Drei Mojito", schrie eine weibliche Stimme mich an. "Geht das auch freundlicher?", fragte ich, als ich meinen Kopf hob, um zu sehen wer mich da so unfreundlich rumkommandierte. Sichtlich irritiert über die Antwort, schaute mich ein extrem aufgetakeltes, wasserstoffblondes Mädchen an. Es dauerte kurz, doch dann wusste ich woher ich das Gesicht kannte. Es war Kylie, die Schwerster von Leo. Sofort sank meine Stimmung Kilometer tief in den Minusbereich. Auf diese Zicke hatte ich echt keine Lust. "Die lassen ja jeden hier arbeiten", sagte sie angewidert und verzog das Gesicht. Genervt drehte ich mich um und tippte Fabian an. "Die Dame möchte gerne von dir bedient werden", sagte ich mit zusammengepressten Zähnen. Ich hatte definitiv keine Lust mich mit ihr anzulegen. Das würde für uns beide wahrscheinlich nicht gut ausgehen. Fabian hatte wohl gemerkt, dass er wohl besser nicht Nachfragen, sondern einfach meiner Aufforderung nachgehen sollte.
Dank dieser Begegnung hatte ich jetzt wirklich schlechte Laue. So oberflächliche und arrogante Leute konnte ich echt nicht abhaben. Vor allem nicht, wenn sie die Schwester von einem großen Arschloch waren. Bevor ich mich weiter über Kylie aufregte, beschloss ich kurz oben frische Luft zu schnappen. Fabian kam auch kurz ohne mich zurecht.
Abgesehen von den Lichtern der Häuser, war es auf dem Dach dunkel. Wie so oft ließ ich mich gegen die Wand fallen und schaute gedankenverloren in den Himmel. Ich konnte nie genug von diesem Anblick bekommen und jedes mal beruhigte mich dieser Anblick. Besonders der Nachthimmel mit seinen Sternen hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich. Noch mehr, seit ich mir vorstellte, wie Max von oben auf mich acht gab.
Mit jedem Atemzug fühlte ich mich etwas besser. Ich schloss die Augen, hatte den Kopf aber immer noch nach oben gerichtet. Es fühlte sich so an, als würde ich ein Teil der Nacht und des dunklen Nachthimmels sein. Einen kurzen Moment vergaß ich alles um mich herum. Ich vergaß wo ich war, was ich hier tat, wer mir eben begegnet war und auf wessen Begegnung ich so sehr hoffte.Das Geräusch der schweren Notausgangstür die ins Schloss fiel, ließ mich aufschrecken. Ruckartig riss ich meine Augen auf und drehte mich nach rechts, zur Tür. Und dann blieb mein Herz für eine Millisekunde stehen, denn niemand anderes als Lila stand dort, wenige Meter neben mir, an der Tür.
Es dauerte einen kurzen Augenblick, in dem wir beide nicht wussten was wir jetzt sagen oder tun sollten, und einfach nur überfordert dastanden."Entschuldigung. Ich wollte dich nicht stören", sagte Lila schließlich und drehte sich wieder zur Tür. "Du hast nicht gestört. Ich muss sowieso wieder zu Fabian an die Bar", sagte ich schnell und ging ebenfalls in Richtung Tür. Lila drehte sich wieder um, und plötzlich stand ich direkt vor ihr. Lila war durch ihre hohen Schuhe sogar ein Stück größer als ich und sah von nahen noch so viel schöner aus, als aus der Ferne.
In dem Moment war alles wie eingefroren und ich wusste nicht wo ich zuerst hingucken sollte. Ich wollte sie so sehr küssen, sie spüren, ihr nah sein, doch das ging alles nicht.
"Du siehst wunderschön aus", sagte ich leise, wollte es aber eigentlich gar nicht aussprechen.Überfordert davon das ich das wirklich gesagt hatte, wollte ich vom Dach stürmen, doch Lila hielt mich an meinem Arm fest. Mit großen Augen guckte ich erst auf Lilas Hand an meinem Arm und dann in ihre Augen. Sie sahen mich ganz sanft an und sofort machte mein Herz einen Satz.
"Danke. Du siehst auch sehr schön aus", hauchte sie und ließ ihre Augen einmal über mich wandern. Als sie wieder bei meinen Augen angekommen war, zog sie mich ganz langsam zu sich ran. "Danke", sagte ich, aber mehr als ein leises Flüstern kam mir nicht über die Lippen. "Ich hab dich auch vermisst", sagte sie dann und fuhr mit ihrer rechten Hand, die eben noch an meinen Handgelenk war, durch meine Haare. Für einen kurzen Moment hielt ich die Luft an und war unfähig irgendwas zu denken und schloss die Augen. Plötzlich merkte ich auch Lilas zweite Hand an meinem Kopf. Ihre Hände umfassten mein Gesicht und ihr Gesicht war ganz nah vor meinem und schließlich schloss sie die Lücke und legte ihre Lippen auf meine.
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Black Star
Teen FictionCara kommt nach Berlin um ein neues Leben anzufangen und ihre Vergangenheit zu vergessen. Sie versucht alles für ein gelungenen Neustart, doch einfach alles zu vergessen oder zu verdrängen, scheint nicht zu funktionieren. Außerdem kommen dann noch G...