Kapitel 14

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"Ich muss gleich mal mit Ruby raus, willst du mitkommen?", fragte mich Lila. "Aber gerne doch, dann kann ich auch den Sonnenuntergang besser angucken", lächelte ich und drehte mich wieder zu ihr. Kurz darauf, waren wir auch schon draußen. "Sag mal, wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte ich Lila neugierig, da wir anscheinend alleine bei ihr waren.

"Ach die sind öfter mal unterwegs oder arbeiten lange. Meine Mutter ist Pharmareferentin und mein Papa Chirurg. Er ist grade auf einer Fortbildung und meine Mutter ist mitgefahren und macht in der Zeit ein wenig Urlaub", erklärte sie. "Oh krass, aber das erklärt auf jeden Fall die Wohnung." "Ja aber viel Geld kommt meistens nur mit viel Arbeit. Deswegen ist ihnen dieser ganze Wohlstand auch so wichtig. Leo ist genauso, aber mir ist das ganze total egal." "Und das finde ich extrem gut. Echt coole Einstellung", bestätigte ich Lila.

"Mh, naja. Das sieht Leo anders. Er meint, es wäre teilweise peinlich mit mir rauszugehen, weil ich halt keine Markenklamotten trage oder Highheels anziehe", sagte Lila traurig. Ich konnte verstehen das sie verletzt war. Eigentlich sollte ein Partner einen ja so mögen wie man ist. "Also ich kenn deinen Freund ja nicht wirklich, aber er wirkt auf mich echt unsympathisch. Wie er auch letztens im Club mit dir Gesprochen hat. Das hast du gar nicht verdient!" Lila schien meine Worte unangenehm zu finden, weswegen ich erstmal nichts mehr dazu sagte.

Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Der Moment hatte irgendwie etwas melancholisches. Die Sonne war dabei unterzugehen und tauchte alles in ein angenehmes Rot und lange Schatten waren an den Häusern zu erkennen. Kurz bevor wir wieder bei Lila ankamen, riss ihr klindgelndes Handy mich dann aus meinen Gedanken, und Lila offensichtlich auch, da sie erst nicht reagierte.

"Ja?",nahm Lila den Anruf schließlich an. Dann erklärte sie ihrem Anrufer, dass sie mit Ruby unterwegs war und keine Zeit hätte. Als das kurze Telefonat beendet war, standen wir auch wieder vor der Wohnung. "Das war Leo, er will noch vorbeikommen", sagte Lila ein wenig bedrückt, als sie die Haustür aufschloss. "Oh, okay dann geh ich jetzt wohl lieber", ich konnte die leichte Enttäuschung in meiner Stimme nicht unterdrücken. Auch wenn ich schon fast den ganzen Tag mit Lila verbracht hatte, wollte ich irgendwie noch nicht gehen.

"Nein, bitte geh nicht. Ich will nicht alleine sein mit Leo", Lila klang ängstlich und hatte nach meinem Handgelenk gegriffen. Als sie das bemerkte, ließ sie sofort wieder los und blickte zu Boden. "Okay, wenn du das möchtest, dann bleib ich noch." Es freute mich, dass Lila mich bei sich haben wollte aber gleichzeitig machte es mich ein wenig stutzig, dass sie nicht mit Leo alleine sein wollte.

Lila bemerkte wohl meine aufkommende Verwirrung an meinem skeptischen Blick und setzte zu einer Erklärung an. "Du musst mir nichts erklären, wenn du möchtest das ich bleibe, dann bleibe ich", unterbrach ich sie und lächelte. "Es ist einfach so, dass wir uns seit dem Vorfall im Club nicht mehr gesehen haben und er hat sich echt aufgebracht angehört eben. Ich hab Angst das er mich anschreit oder so.." "Ich bin bei dir, keine Angst", ich lächelte sie aufmunternd an.

Dann gingen wir nach oben in ihr Zimmer und stellten uns an eins der Dachfenster. Als ein schwarzes Cabrio anhielt, merkte ich, wie Lilas ganzer Körper sich anspannte. "Das ist er", sagte sie schließlich, als die Autotür aufging. "Ich warte erst einmal hier oben ja?", sagte ich zu Lila, als sie langsam zur Tür ging. Sie drehte sich noch einmal kurz um und nickte leicht.

Als Lila dann an der Tür war, hatte ich mich in den Türrahmen gestellt, so konnte ich nämlich grade so noch die Wohnungstür beobachten. Mit der ersten Sekunde, die Leo die Wohnung betrat, schnauzte er sofort los.

"Ich hoffe du hast die Zeit genutzt und mal über dein unmögliches Verhalten nachgedacht", schrie Leo schon fast. Augenblicklich wurde ich wütend auf diesen Mistkerl. Mein Körper spannte sich an, meine Kifer drückte ich fest zusammen und meine Hände hatten sich zu Fäusten verwandelt. Ich musste mich wirklich sehr zusammenreißen um nicht die Treppe runter zu rennen und den Typ nach draußen zu befördern.

"Langsam wird es echt peinlich mit dir. Wette hin oder her, mein Ruf ist mir wichtiger", meckerte Leo weiter. "Was für eine Wette?", fragte eine total eingeschüchterte Lila ganz vorsichtig nach. "Ach, ein paar Jungs haben gesagt, dass Niemand es schaffen wird dich rumzubekommen und ich habe die Herausforderung angenommen. Kann ja wohl nicht so schwer sein, dich ins Bett zu bekommen." Nicht nur Lila, sondern auch mir viel vor lauter Entsetzen die Kinnlade runter. Was für ein Arsch. Vor lauter Wut bohrten sich schon meine Fingernägel in meine Hände. Lila stand immer noch fassungslos da und Leo fuhr fort.

"Also, entweder du gibst mir die 500€ Wetteinsatz, oder wir ficken jetzt endlich", zischte Leo bedrohlich. "Nein", Lila schüttelte vehement ihren Kopf. "Was heißt hier nein? Entweder das Geld oder Sex. Du hast die Wahl!" Jetzt hatte er Lila am Oberarm gepackt und versuchte sie zu sich zu ziehen. "Nein!", schrie Lila und da riss mir endgültig der Geduldsfaden.

Ich rannte so schnell wie möglich die Wendeltreppe runter, schubste Leo von Lila weg und stellte mich dann vor sie. "Ey was bist du denn für eine? Hau ab und halt dich raus." Leo war einen Schritt auf mich zu gekommen und funkelte mich böse an. Aber einschüchtern konnte er mich nicht. "Du verschwindest jetzt und kommst nie mehr in Lilas Nähe!" "Sonst was"?, entgegnete Leo wütend und holte dabei mit seinem Arm aus. Er wollte mich also schlagen, aber nicht mit mir.

Als seine Hand auf mich zu kam, wich ich ihm erst aus und griff dann nach seinem Arm und drehte ihn auf seinen Rücken. So hatte ich ihn im Polizeigriff und er konnte nichts mehr machen. "Ahh, lass mich los du Schlampe", rief Leo. Mit meiner freien Hand, machte ich die Tür auf und schubste Leo in den Flur. "Lass Lila in Ruhe und verpiss dich endlich!", rief ich ihm hinterher und schmiss dann die Tür zu.

Jetzt stand eine schockierte Lila mir gegenüber und schaute mich mit großen, tränengefüllten Augen an. Langsam ging ich auf sie zu und sofort stürzte sie sich in meine Arme und weinte los. Ihr Kopf lag auf meiner Schulter und ich streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Nach ein paar Minuten, die wir so dagestanden hatten, hatte sie sich ein wenig beruhigt.

"Danke", brachte sie schluchzend hervor, als sie sich von mir löste. "Ach nicht dafür. Der Typ hat ganz andere Sachen verdient." Alleine der Gedanke an diesen Arsch sorgte dafür, dass mein Körper sich vor Wut wieder anspannte.

Ich hatte Lila angeboten, dass ich auch bei ihr übernachten konnte, falls sie nicht alleine sein wollte. Sie hatte das Angebot auch dankend angenommen und so kam es kurze Zeit später dazu, dass sie in ihrem Kleiderschrank nach einem Shirt für mich suchte. Auch wenn es noch gar nicht so spät war, gingen wir kurz darauf ins Bett, beziehungsweise ich auf die Couch. Lila war echt mitgenommen und k.o. aber auch ich spürte die Anstrengung in den Knochen und war froh als ich auf der Couch lag.

"Cara?"
"Ja?"
"Ich kann nicht schlafen. Ich bin innerlich immernoch so aufgewühlt, so traurig und wütend."
"Das versteh ich total."

Man hörte das Rascheln einer Bettdecke. Ich drehte mich zu Lilas Bett um und sah, dass sie sich aufgesetzt hatte.

"Ich will gar nicht daran denken, was gewesen wäre wenn du nicht hier gewesen.."
Ihre Stimme brach ab und ihr Kopf fiel kraftlos nach unten.

"Hey daran darfst du gar nicht denken! Ich war da, das ist das Einzige was zählt."
Ich stand auf und ging langsam in Richtung des Bettes und setzte mich auf die Kante.

"Und du bist auch nicht Schuld an dem was vorgefallen ist, denk das nicht. Was Leo abgezogen hat, war einfach richtig asozial. Er hat dich verarscht, niedergemacht und ausgenutzt. Niemand hat so einen Arsch verdient. Erst recht nicht so ein wundervolles, gutherziges Mädchen wie du. Du bist der netteste und fürsorglichste Mensch den ich je kennengelernt habe. Du hast Jemanden verdient, der dir jeden Wunsch erfüllt und dich jeden Tag auf Händen trägt."

Lila blickte auf und hatte Tränen in den Augen. Ich rückte ein Stück näher an sie heran und schaute ihr in die Augen. "Ich, ich weiß gar nicht", anstatt weiter zu sprechen, schlang sie ihre Arme um mich. "Danke", flüsterte sie mir nur ins Ohr und sofort bekam ich eine Gänsehaut. Es fühlte sich gut an, Lila aufbauen zu können und für sie da zu sein. Langsam schloss ich auch meine Arme um sie und genoss die Nähe. Ich fühlte mich so wohl bei ihr, so geborgen.

Irgendwann lösten wir uns wieder und legten und ich legte mich neben sie. Wir redeten noch über alles mögliche, bis Lila schließlich die Augen zufielen vor Müdigkeit. Eigentlich wollte ich mich dann wieder auf die Couch legen, aber sie hatte sich an meinen Arm geklammert und zwang mich so, wohl oder übel, bei ihr im Bett zu bleiben.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt