Kapitel 41

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"Wo willst du denn jetzt hin?", fragte ich Lila als wir auf dem Weg zur Bahn waren. Ich musste zur Arbeit und Lila wollte weg, aber sie hatte mir noch nicht gesagt wohin sie ging. "Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich zurück zu meinen Eltern", antwortete sie nachdenklich. "Meinst du das ist eine gute Idee? Nicht das du wieder Zuhause, ohne Handy, eingesperrt wirst", überlegte ich laut. Ich fand das wirklich keine gute Idee, denn ich hatte Angst, ihre Eltern würden sie manipulieren oder bedrängen. Lila hatte wohl gemerkt das mir das gar nicht gefiel, denn sie blieb stehen und hielt mich an meinem Arm fest, um mich dann zu ihr zu drehen.

"Hey, du brauchst keine Angst haben. Egal was passiert, wir bleiben immer Freunde. Du bist ein ganz besonderes Mädchen." Sanft lächelte Lila mich an und streichelte mir über meine Wange. Anstatt ihr zu antworten, lächelte ich nur und gab ihr einen kurzen Kuss, ebenfalls auf die Wange. Dann liefen wir schweigend, beide in unsere Gedanken vertieft, weiter. Ich hatte Angst, dass jetzt alles anders werden würde. Das alles nie wieder so schön werden würde und ich Lila nie mehr so nah sein würde. Am liebsten hätte ich sie nicht gehen gelassen, aber sie brauchte Zeit für sich und das akzeptierte ich und wer weiß, was die nächste Zeit brachte.

An der Haltestelle angekommen, verabschiedeten wir uns durch eine innige Umarmung. Irgendwie fühlte es sich wirklich wie ein Abschied an und das, obwohl sie einfach wieder zurück zu ihren Eltern ging. Lila musste mir versprechen, sich bei Problemen mit ihren Eltern bei mir zu melden. Und dann ging ich zur Arbeit, doch wiedermal blieben meine Gedanken bei Lila. Ich weiß es war kitschig und total übertrieben, aber irgendwie vermisste ich jetzt schon die Zeit mit Lila, obwohl sie nur eine Woche bei mir gewohnt hatte.

Im Club empfing mich ein fröhlicher Brian. "Was grinst du denn so blöd?", begrüßte ich ihn schroff. "Ach ich hab einfach gute Laune", sagte er strahlend und hatte dabei nichts besseres zu tun, als mich hoch zu heben und sich mit mir einmal um sich selbst zu drehen. Erschrocken schrie ich auf, musste dann aber sogar kurz lachen. Als er mich runter ließ, boxte ich ihm gegen seine Schulter: "Mach das nie wieder", fuhr ich ihn an und ging dann weiter, in Richtung der Bar. "Schon klar", lachte Brian und folgte mir.

"Ey Fee, du musst deinem Freund mal besser unter Kontrolle halten", motzte ich auf halben Weg und ließ meinen ganzen Frust raus. Fee sah mich nur irritiert an. "Hast du gehört? Sie hat dich meinen Freund genannt", überlegte sie und schaute dabei den hinter mir stehenden Brian an. "Oh, hab ich was falsches gesagt?", fragte ich ein wenig überfordert und ließ die beiden einfach da stehen und ging zu Fabian. Der war mal wieder mit Kilian am reden, die zwei verstanden sich echt gut. Von der Bar aus, konnte ich sehen das Fee und Brian wohl über etwas diskutierten. Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt getroffen.

Wenig später kam auch Alex und steuerte direkt die Bar an. "Lila hat mir geschrieben, dass sie wieder zu ihren Eltern geht. Wieso?", fragte sie mich direkt ohne eine Begrüßung. "Willst du das wirklich wissen?", antwortete ich etwas skeptisch. Klar, Alex hatte sich entschuldigt und mir gestern geholfen Lila zu finden, aber trotzdem vertraute ich dem Frieden noch nicht ganz. Ich hatte das Gefühl, bei einer falschen Situation würde sie wieder so ausrasten und deswegen wusste ich nicht, was ich ihr erzählen konnte und was nicht.

"Ja klar. Aber so wie du guckst, bist du dir da wohl nicht so sicher, aber ich bin wirklich nicht mehr so drauf.  Mir ist einiges klar geworden und man sieht, dass sie dir wirklich viel bedeutet und du Lila auch. Also, was ist da noch passiert nachdem ich gegangen bin?" Zögernd überlegte ich noch was ich tun sollte, entschied mich dann aber dafür Alex, zumindest einen Teil, zu erzählen. "Naja, wir sind uns halt näher gekommen, also fast. Ich hab ihr gesagt, dass ich das nicht kann und so nicht will und Lila braucht einfach etwas Abstand", erklärte ich, konnte Alex dabei aber nicht ansehen. Es war mir doch etwas unangenehm. "Also ihr habt fast miteinander geschlafen, hm?", fragte Alex grinsend. "Psst! Das weiß doch keiner von mir und ihr", sagte ich scharf, woraufhin Alex nur lachte. "Okay, verstehe", lachte sie immer noch. "Ich weiß ja nicht wie deine Selbstfindung und dein Coming out so waren, aber Lila ist grade ziemlich überfordert. Sie muss sich erstmal klar darüber werden was sie fühlt. Naja, und dann sehen wir weiter", erklärte ich die Situation.

"Also von deiner Seite aus, ist es wirklich sehr eindeutig", grübelte Alex. "Du bist definitiv richtig verknallt in sie", grinste Alex frech, weswegen ich sie mit dem Lappen abwarf, mit dem ich grade den Tresen abgewischt hatte. Lachend warf sie den Lappen zurück und grade als sie noch was sagen wollte, wurde sie von Brian aufgehalten. "Was ist denn hier so lustig?", fragte Brian uns beide. "Ach nix", antwortete ich schnell bevor Alex irgendwas sagen konnte. "Ahja, aber schön das ihr euch wieder versteht. Es war echt ein bisschen langweilig ohne dich", wandte er sich an Alex und wuschelte ihr einmal durch die Haare, was ihr augenscheinlich nicht so gefiel. "Was ist eigentlich mit der Wette Fräulein?", hackte er nach.

"Ach die Wette", grinste ich. "Wie wäre es mit einem Unentschieden?", schlug Alex vor. "Damit kann ich leben, aber was hat das jetzt zu bedeuten?", antwortete Brian. "Was war denn der Wetteinsatz?", wollte ich nun wissen. "Der Verlierer muss dem Gewinner einen Abend lang bedienen und die Rechnung übernehmen", sagte Brian und drehte sich zu mir. "Ich würde sagen, dann müsst ihr beide Cara und mir einen Abend spendieren", mischte sich nun auch Fee in die Unterhaltung mit ein. Sie hatte sich unbemerkt von hinten angeschlichen und schlang ihre Arme von hinten um Brians Hüfte.

"Also das finde ich, ist ein guter Plan", stimmte ich sofort zu und hielt Fee meine Hand zum Highfive hin. Alex und Brian sahen nicht so begeistert aus, aber nach ein paar ausgetauschten Blicken stimmten beide zu. Einen ganzen Abend bedient werden und nicht mal was bezahlen müssen, das klang schon echt gut. "Habt ihr denn auch was gelernt aus eurer Wette?", fragte Fee nun die beiden. "Oh ja, meine Schwester nutzt mich gerne aus", antwortete Alex spielerisch und Brian verkniff sich seine Antwort.

Und so wie der Abend angefangen hatte, ging er auch weiter. Alex unterhielt mich wirklich gut an der Bar und so geriet Lila ab und zu tatsächlich in den Hintergrund. Ich war wirklich froh, dass Alex wieder vernünftig geworden war. Aber zwischendurch schlich sich dann doch wieder die Angst in meine Gedanken. Alex hatte es auf den Punkt gebracht, Lila bedeutete mir wirklich sehr viel und ich wollte sie nicht verlieren. Ich wollte ihre Freundin sein, ihre feste Freundin.

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