Kapitel 38

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Bis zum Abend hatte ich immer noch kein Lebenszeichen von Lila erhalten. Mit jeder Stunde die verging, verdoppelten sich meine Sorgen und Ängste. Das schlimmste war, ich konnte ja nicht einmal was unternehmen und selbst wenn ich nicht auf der Arbeit gewesen wäre, wo sollte ich suchen? 

Immerhin lief die Party echt gut. Wir waren wieder komplett ausverkauft und Brian war gerade dabei aufzulegen. Kilian fotografierte fleißig und weil grade fast alle tanzten, konnten Fabian und ich ein wenig durchschnaufen.
Es war kurz nach Mitternacht und das Wetter war perfekt um draußen zu feiern. Die Temperaturen waren nicht zu heiß und es ging ein leichter Wind. Wir hatten zusätzlich zu den Lichterketten noch ein paar Laternen aufgehangen und um die Tür noch LED-Lichterschläuche geklebt. Die hatten wir auch an der Unterseite der Sofas befestigt. Das sah schon echt cool aus und am liebsten hätte ich jetzt auch gefeiert und mit Lila getanzt. Aber ich wusste nicht wo sie war und ich musste arbeiten. Ausnahmsweise war es mir sogar lieber dass viel los war, denn so war ich wenigstens abgelenkt.

Grade als ich mich in einen einzelnen Sessel schmiss, kam Kilian zu mir. "Hey, alles klar bei dir?", fragte er und musterte mich. "Ja alles gut. Muss mich nur wieder an das Arbeiten gewöhnen", log ich, denn ich wollte meine Sorgen nicht mit ihm teilen. "Achso, ich hab dir übrigens die beiden Filme von letztens geschickt", lächelte er. "Danke", sagte ich nur und zog direkt mein Handy aus meiner Hosentasche.

Ich hatte nicht nur eine Mail von Kilian, sondern auch eine Nachricht von Alex. Misstrauisch öffnete ich die Nachricht und ließ sie durch. Alex entschuldigte sich in einem langen Text für ihr bescheuertes Verhalten und wollte sich gerne mit mir treffen. Ich beschloss, ihr später zu antworten. Ich hatte grade keinen Platz in meinem Kopf, um mir auch noch um Alex Gedanken zu machen. Um ehrlich zu sein, wusste ich auch nicht so richtig was ich davon halten sollte. Anscheinend hatte Alex mit Fee geredet, aber nur weil sie sich in der Nachricht entschuldigt hatte, hieß das ja nicht das Alex wieder normal geworden war.

Ungefähr drei Stunden später, wurde die Tanzfläche langsam leerer. Brian hatte sein Set beendet und tanzte grade mit Fee. Okay, eigentlich tanzte Fee und er bewegte nur seine Arme halbwegs im Takt. Ich glaube DJ's sind nicht so gute Tänzer. Plötzlich stand Alex vor der Bar und schaute mich ohne ein Wort zu sagen an. "Hi", fing sie vorsichtig an. "Ich hab mich wie ein bescheuerter Teenager verhalten und es war kindisch von mir einfach abzuhauen. Irgendwie war mir das alles zu viel und keine Ahnung was mit mir los war. Ich hab so viele dumme Sachen gesagt und das mit den Pillen war auch scheiße, das weiß ich jetzt. Vielleicht können wir ja nochmal über alles reden?"

Wow, das war definitiv eine andere Alex. Wo war die selbstbewusste und kühle Alex hin, der alles egal war? "Bekomme ich wenigstens eine Antwort?", fragte sie vorsichtig nach, als ich keine anstallten machte etwas zu sagen. "Ich", fing ich an, beschloss dann aber es Alex nicht ganz so leicht zu machen. "Ich kann jetzt nicht, wie du bestimmt siehst. Wir reden wann anders", sagte ich selbstbewusst, keine Ahnung woher das Selbstbewusstsein auf einmal her kam. "Kann ich dann wenigstens ein Bier haben?", fragte Alex und ich nickte nur. Tatsächlich ging sie danach und setzte sich auf eine Couch und ließ mich in Ruhe.

Als keine Gäste mehr da waren, saß Alex immer noch auf ihrem Platz. Sie hatte sich noch zwei Bier geholt, allerdings bei Fabian und nicht bei mir. Anscheinend hatte sie verstanden, dass ich noch nicht mit ihr reden wollte. Es war kurz vor halb sechs, was bedeutete das gleich Feierabend war und Alex würde bestimmt dann noch einmal auf mich zu kommen. Tatsächlich kam sie wenig später zu mir an die Bar und da Fabian gerade die restlichen Getränke weg brachte, musste ich wohl mit ihr Reden.

"Ich kann verstehen das du noch sauer bist, aber es tut mir wirklich leid. Fee hat mir erzählt was alles passiert ist, dass du im Krankenhaus warst und was da mit Lilas Vater abgegangen ist. Und es tut mir wirklich leid was ich zu dir gesagt habe. Ich hab das nicht so gemeint und ich wäre wirklich gerne weiterhin mit dir befreundet.", Alex stoppte und sank ihren Blick. Irgendwie tat sie mir schon ein wenig leid. Es war ihr bestimmt nicht leicht gefallen sich hier zu entschuldigen und eigentlich wollte ich mich auch wirklich gerne wieder mit ihr vertragen. Auch wenn sie so doof zu mir beziehungsweise Lila und mir gewesen war, ich wusste nur zu gut das Jeder Fehler machte und man manchmal auch verzeihen musste.

Deswegen ging ich zu ihr und umarmte sie einfach. Das war eigentlich eher untypisch für mich, aber egal. "Heißt das du verzeihst mir?", fragte Alex skeptisch, als wir uns wieder losgelassen hatten. "Es sieht ganz gut für dich aus", grinste ich. "Na gut, damit kann ich leben", grinste dann auch Alex. "Aber jetzt müssen wir Lila weiter suchen", sagte ich dann und wurde sofort wieder nachdenklich. "Ja aber wo?", fragte Alex.

"Ich hab da noch eine letzte Idee, aber ich glaube es wäre besser wenn ich da alleine suchen gehe", sagte ich nachdenklich und war gespannt wie Alex darauf reagierte. "Okay und wie kann ich helfen?", fragte sie zu meiner Überraschung ohne einen Kommentar. "Ähm, du könntest vielleicht bei mir in der Wohnung gucken? Und wenn sie nicht da ist vielleicht einfach dort warten?", schlug ich vor.

Und so kam es, dass Alex sich mit meinem Schlüssel auf den Weg zu mir machte und ich das Planetarium anstrebte. Das war der einzige Ort der mir noch einfiel, der einzige Ort, wo Lila vielleicht sein konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, war ich dann auch endlich dort angekommen. Alex war in der Zwischenzeit auch schon in der Wohnung angekommen und hatte mir geschrieben, dass zwar Ruby da war, aber von Lila jede Spur fehlte. Das hatte aber zu bedeuten, dass Lila zumindest  mal in der Wohnung  gewesen war.

Mit jedem Schritt den ich näher an das große Gebäude kam, schlug mein Herz schneller. Mein Körper war durchströmt mit so vielen unterschiedlichen Gefühlen, dass ich nicht einmal genau sagen konnte, was ich grade alles fühlte. Ich hatte Angst, dass Lila nicht hier war. Aber ich hatte auch Angst, was der Grund für ihr verschwinden war und warum sie nicht mit mir reden wollte. 

Enttäuschung machte sich schließlich in mir breit, als die große Eingangstür des Planetariums abgeschlossen war. Na toll. 

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt