Kapitel 24

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"Alex", sagte ich kaum hörbar. Alex kam langsam auf mich zu, während ihre Begleitung an der Tür stehen blieb. Ich war total überfordert von der Situation und wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Am liebsten wäre ich einfach davon gerannt, stattdessen stand ich langsam von der Couch auf und blieb wie angewurzelt stehen. 

"Ist das deine Ex?", fragte plötzlich das Mädchen an der Tür. "Oh nein, aber ich dachte wir wären mal Freunde gewesen", antwortete Alex in einem abwertenden Ton. "Wir waren doch auch Freunde", meldete ich mich zu Wort. Leider klang ich absolut nicht so selbstbewusst, wie ich es mir gewünscht hatte. Alex stand jetzt vor mir und schaute mich wütend an. "Ich, ich hab mir nur Sorgen um Lila gemacht", setzte ich an, aber als Alex daraufhin zu lachen anfing, blickte ich nur zu Boden. "Du hast dich in Sachen eingemischt die dich nichts angehen, außerdem verheimlichst du mir Sachen und lügst uns alle an. Auf so eine Freundschaft kann ich verzichten. Seit du hier aufgetaucht bist, ist alles total chaotisch geworden. Warum verschwindest du nicht einfach wieder?" Alex hatte sich in rage geredet, diesmal sollte mir das nicht passieren. 

"Alex, du bist mir total wichtig und ich mag dich. Ich wollte hier neu anfangen und ich bin so froh,dass ich euch alle kennengelernt habe. Ich hab versucht nicht wieder die gleichen Fehler zu machen, aber anscheinend hat das nicht funktioniert. Vielleicht können wir ja irgendwann wieder Freunde sein", sagte ich und setzte zum gehen an. Doch Alex hielt mich an meinem Arm fest, woraufhin ich schmerzhaft mein Gesicht verzog. "Lass mich bitte einfach gehen", sagte ich leise. Ich hatte keine Lust weiter mit Vorwürfen zugeschmissen zu werden. Ich war müde und total k.o. Der Tag war anstregend gewesen und grade in dem Moment merkte ich, dass ich definitiv noch nicht wieder fit war.
Tatsächlich ließ sie von mir ab und ich ging langsam in Richtung Tür, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich hörte noch, wie Alex ihre Begleitung zu sich rief, doch dann war ich im Treppenhaus. 

Im Club suchte ich dann nach Brian um mich zu verabschieden. Ich fand ihn allerdings nicht, weswegen ich ihm einfach kurz eine Nachricht schickte und dann nach Hause ging. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich alleine draußen, seit dem Überfall, ein wenig unwohl, aber da musste ich jetzt durch.

Als ich Zuhause war, war ich zwar immer noch kaputt, aber irgendwie rannten meine Gedanken noch so viel umher, dass ich nicht schlafen konnte. Also wanderte ich wiedermal auf meinen Balkon, aber auch dort kam ich nicht zur Ruhe. Ich wollte so gern Lila schreiben, sie anrufen, mich mit ihr unterhalten um endlich dieses Rattern in meinem Kopf besänftigen zu können. Sie war die einzige, bei der ich das Gefühl hatte, ihr einfach alles erzählen zu könne. Also zumindest fast alles. Das Bedürfnis mit ihr Reden zu wollen war so stark, dass es mir schon fast Angst machte. War ich vielleicht wirklich in Lila verliebt? Und wenn ja, was sollte ich dann tun? Ich wusste ja nicht einmal, wann, geschweige denn ob, ich Lila nochmal wiedersehen konnte. Es war doch sowieso aussichtslos. Lila stand auf Jungs, weswegen ich ihr niemals von meinen Gefühlen erzählen konnte.
Wie von alleine, wanderten meine Hände über mein Handydisplay, bis ich schlussendlich in meiner Galerie angekommen war. Ich suchte die Bilder, die Lila und ich vorm Brandenburger Tor gemacht hatten. Wie viel Spaß wir da hatten. Allgemein dieser ganze Tag war so unglaublich gewesen. Unwillkürlich strich ich mir über mein Tattoo am Handgelenk. Alex hatte es mir gestochen, Alex hatte sich praktisch auf meiner haut verewigt und jetzt sollte das schon das Ende gewesen sein von unserer Freundschaft? Ich wollte weder Alex, noch Lila verlieren. Beide waren mir so wichtig, genauso wie Brian. Ohne ihn wäre ich auch aufgeschmissen gewesen in der letzten Zeit. Aber Alex hatte recht, seit ich hier aufgetaucht war, hatte sich nicht nur in meinem Leben viel verändert. 

Jeder Mensch hat so große Auswirkungen auf seine Umwelt. Das war mir erst durch Alex vorhin klar geworden. Alles im Leben ist miteinander verbunden und alles was man bewusst oder auch unbewusst macht, hat auf Jemanden oder etwas Auswirkungen. Und die Auswirkungen von meinen Taten, die waren irgendwie immer negativ für alle anderen. Der Tot von Max, Lila's Hausarrest, der Streit zwischen Lila und Alex, alles waren Folgen von meinen Handlungen gewesen. Vielleicht sollte ich mich lieber von anderen Menschen fernhalten, um so wenig Leute wie möglich mit mir in den Abgrund zu ziehen. Es reichte ja schon, dass ich mein eigenes Leben nicht in den Griff bekam und einfach nichts hin bekam ohne Hilfe. Vielleicht wäre es für alle das Beste, wenn ich einfach wieder aus dem Leben der anderen verschwinden würde. Ja vielleicht sollte ich wieder zurück nach Hause, und mich dem Chaos das ich hinterlassen hatte, stellen. Mich erwachsen Verhalten und nicht immer davon laufen und Ausreden suchen. Es wurde Zeit Größe zu zeigen und für mein Verhalten grade zustehen. Ich wollte nicht die Leben der anderen runterziehen, vor allem nicht Lila's. Und wenn ich ihr erzählen würde, das ich mich vielleicht in sie verliebt hatte, dann hätte ich alles zerstört. Wie ein Tornado, riss ich alles und jeden der mir zu nahe kam, mit ihn den Abgrund. Aber das musste aufhören. Ich blickte nach oben zum Himmel und suchte die Sterne, aber es waren kaum welche zu sehen. Ich suchte Max, wie so oft. Egal wie sehr ich es versuchte, ich hatte seinen Tot immer noch nicht verkraftet. Wie auch, wenn ich mit Niemandem darüber reden konnte. 

"Oh Max, was soll ich nur tun", murmelte ich leise in die dunkle Nacht. "Ich vermisse dich und ich vermisse Lila. Was ist nur los mit mir?", fragte ich verzweifelt, ohne die Chance auf eine Antwort zu haben.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch draußen saß und immer abwechseln die Bilder von Lila und mir und dann wieder die Sterne anschaute. Aber irgendwann wurde es langsam hell und ich beschloss zurück ins Bett zu gehen und zumindest noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Aber ich hatte einen Entschluss gefasst, ich wollte auf Abstand zu den anderen gehen. Ich konnte nicht zurück nach Hause, dass war mir klar geworden. Ich meine, dass war alles so viel Aufwand und wenn es nicht wichtig und richtig gewesen wäre zu gehen, dann hätte ich auch nicht Oma alleine gelassen. Trotzdem hatte ich immer noch das Gefühl, hier alle runter zu ziehen und das wollte ich nicht mehr. Da ich ja sowieso noch krankgeschrieben war, konnte ich mich von den anderen noch ganz gut abkapseln.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt