Kapitel 26

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Ich wusste nicht wo meine Beine mich hin trugen und eigentlich war mir das auch egal. Sie liefen automatisch durch die Straßen, während mein Kopf versuchte meinem Herz zu erklären, dass es so sein musste. War es egoistisch von mir gewesen Lila so da stehen zu lassen? Ich hätte es ihr nicht erklären können, also ging es nicht anders. Trotzdem hatte es mir so weh getan, Lila so verzweifelt und traurig zu sehen. Und das nur wegen mir.

Irgendwann blieb ich stehen und schaute mich um. Überall waren Menschen die umher liefen, Tüten trugen und sich unterhielten oder lachten. Und mittendrin stand ich. Vollkommen verloren und einsam. Wiedermal sammelten sich Tränen in meinen Augen. Zum ersten mal in meinem Leben hatte ich echt Freunde gefunden und dann zerstörte ich alles. Ich riss alles was ich aufgebaut hatte einfach wieder ein. Vielleicht sollte ich mir auch einen andern Job suchen. Am liebsten wäre ich einfach woanders hingezogen aber dafür fehlte mir defentiv das Geld.

Meine vibrierende Hosentasche, holte mich wieder in die Realität zurück. Brian rief mich an, aber dazu fehlte mir jetzt die Kraft. Ich wollte nur noch nach Hause und mich auf dem Sofa verkriechen und alte  Teenefilme gucken, oder mich betrinken. Ich drückte den Anruf weg, atmete einmal Tief durch und guckte dann, wo ich überhaupt war. Nachdem ich meine Orientierung wieder gefunden hatte, fuhr ich endlich nach Hause.

Die nächsten Stunden verbrachte ich mit Bier und Schokolade vor meinem Fernseher. Mein Handy hatte ich ausgeschaltet, denn Brian hatte mich noch paar mal angerufen. Doch irgendwann klingelte es an meiner Tür. Erst wollte ich das Klingel ignorieren, aber es wurde zu nervig.

"Ja?", fragte ich genervt in den Hörer. "Man Cara, was soll der Scheiß? Lass mich bitte rein und erklär mir dieses Brief!" Ein wütender Brian erklang an meinem Ohr. "Brian, alles was du wissen musst, steht in dem Brief. Ich kann dazu nicht mehr sagen", meine Worte klangen müde und ich hoffte inständig, er würde es jetzt dabei belassen.
"Nein der Brief erklärt gar nichts. Wir sind und bleiben Freunde, daran ändert sich auch nichts. Also komm schon." Dieser Dickkopf konnte echt nerven. Ich wusste wenn ich ihn nicht rein lassen würde, dann würde er Sturmklingeln und darauf hatte ich noch weniger Lust. Ich ergab mich also und ließ Brian rein.

"Ich möchte nur wissen wir du darauf kommst, du hättest Chaos angerichtet in meinem Leben. Das du Abstand haben willst ist okay, das akzeptiere ich auch. Aber ich will eine Erklärung. Wir sind Freunde und der Brief klang wie eine Kündigung, aber so einfach geht das nicht." Brian war während seiner Rede wie ein Tiger durch meine Wohnung gelaufen, jetzt stand er mitten im Raum und schaute mich erwartungsvoll an.

"Brian, ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll. Alle Leute die mir nah stehen oder standen, die reiße ich irgendwie immer mit mir in den Abgrund und ich mag dich viel zu sehr, um dir das anzutun", versuchte ich zu erklären. "Aber verstehst du nicht, dass ich dein Freund sein möchte? Ich glaube nicht das du mich nach unten ziehst. Und wenn doch, ja dann scheiß drauf. Es geht halt nicht immer nach oben im Leben." Brians Stimme war sanfter geworden und er kam ein paar Schritte auf mich zu.

"Ich weiß, dass du Alex auch einen Brief geschrieben hast und bei ihr kann ich dich auch voll verstehen. Alex kann sehr verletzend sein und Abstand ist manchmal wirklich sehr hilfreich bei ihr. Und wenn du Abstand willst, bekommst du ihn auch. Aber du solltest wissen, ich bleibe trotzdem dein Freund und du meine Prinzessin." Er stupste mir leicht auf die Nase als er das sagte.

"Ach Brian, ich muss einfach ein bisschen nachdenken." "Und nur das du es weißt, nur wegen dir hab ich Fee nach einem Date gefragt und sie hat sogar ja gesagt. Nur wegen dir", sagte er und zuckte mit den Schultern. Bevor ich antworten konnte, sprach Brian weiter. "Ich weiß das Gefühle einem manchmal Angst machen können. Ging bzw. geht mir bei Fee auch so. Aber deswegen solltest du Lila nicht von dir weg schubsen. Ich sehe doch wie schlecht es dir deswegen geht und davon gehen die Gefühle auch nicht weg."

"Aber das mit Lila ist aussichtslos, deswegen will ich das lieber direkt im Keim ersticken", sagte ich zu Brian. "Deine Entscheidung, aber mich wirst du so nicht los", antwortete Brian grinsend und ging in Richtung Wohnungstür. "Was würde ich ohne dich bloß tun", grinste ich nun, als Brian ging.

Ich wusste, dass das mit den Briefen nicht einfach werden würde, aber irgendwie hatte es alles nur noch komplizierter gemacht. Immerhin akzeptierte Brian meine Entscheidung und Alex würde sich bestimmt gar nicht melden. Nur wie das mit Lila jetzt weiter ging, obwohl es eigentlich ja gar nicht weitergehen sollte, wusste ich nicht. Vielleicht brauchte ich einfach ein wenig Zeit für mich.

Ich setzte mich auf meine Couch und surfte ein wenig im Internet um meinen Kopf frei zu bekommen. Der brauchte definitiv mal eine Pause. Dieser ständige Kampf zwischen meine Kopf und meinem Herz war echt anstrengend.

Was genau ich grade fühlte, wusste ich nicht. Auf der einen Seite, war ich froh das Brian hier aufgetaucht war und das er so deutlich betont hatte, dass wir immer noch Freunde waren und auch blieben. Aber das was er zu Lila gesagt hatte, beschäftigte mich auch. Er hatte recht, so Gefühle hatte ich vorher noch nie gehabt und das machte mir Angst. Ich wusste, Lila war unsere Freundschaft sehr wichtig. Nur weil sie mir ja auch so wichtig war, musste ich irgendwie diese Gefühle los werden und wie sollte das funktionieren, wenn wir uns andauernd sahen. Ich brauchte Abstand. Zu Brian und vor allem zu Lila. Wer weiß, vielleicht konnten wir irgendwann wieder richtige Freunde sein. Auch wenn sich die nächste Zeit schlimm anfühlen würde, da musste ich jetzt durch. Nur so konnte es besser werden. Außerdem war es heute schon eine Qual für mich gewesen sie zu sehen. Ich wollte sie lieber vermissen, als immer vor Augen zu haben, was ich nicht haben konnte. Also musste ich jetzt abwarten, hoffen und daran glauben, dass irgendwann alles wieder gut werden würde.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt