Kapitel 19

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Die nächsten Tage war es recht ruhig gewesen bei mir. Ich ging ganz normal arbeiten und unternahm vorher meist noch was mit Brian. Er hatte mich gefragt, ob ich mal seine Musik hören wollte und so zeigte er mir was er so produzierte und ich fand es echt gut. Dabei hatten wir auch über ihn und Fee gesprochen und ich gab ihm ein paar Tipps, was bei Frauen gut ankam. Trotzdem war Brian noch unsicher, wie er Fee ansprechen sollte und er hatte auch Angst, dass Fee ihn auslachen oder gar nicht ernst nehmen würde. Ich sprach ihm aber Mut zu und ich war wirklich davon überzeugt, dass die beiden ein schönes Paar werden konnten. Mal gucken ob ich das noch einfädeln konnte.

Alex hatte ich ab und zu im Club gesehen, aber sie kam nicht zu mir und machte auch deutlich klar, dass sie Abstand wollte und dann musste ich wohl damit leben. Lila hatte ich einige Nachrichten geschrieben, aber sie hatte mir nicht geantwortet. Jedes mal wenn ich mein Handy nach einer Nachricht abcheckte, aber keine hatte, war es wie ein Stich in mein Herz. Ich versuchte mich abzulenken, aber es gelang mir nicht wirklich.

Grade war Mittwoch Morgen, und wie immer hatten wir uns auf dem Dach versammelt und saßen auf einem der Sofas die noch hier oben standen. Wobei ich weniger saß und mehr halb auf Brian lag. Leider war das Wetter nicht so schön heute, schwere Wolken hingen am Himmel und es war schon so früh am Morgen sehr drückend. Irgendwie hatte es was beruhigendes den dunklen Wolken beim Vorbeiziehen zuzuschauen. Am liebsten, hätte ich mich einfach von einer der Wolken wegtragen lassen. Einfach den Kopf ausschalten und nichts denken. Das fiel mir in den letzten Tage sehr schwer. Ich kämpfte permanent dagegen an, wieder in diesen Gedankenstrudel reingezogen zu werden. Ich hasste mich dafür, was ich Lila angetan hatte, dass ich sie so verletzt hatte. Was wenn sie nie wieder was mit mir zu tun haben wollte? Sie tat mir so gut, sie war so ein wundervoller Mensch.

"Hey Kleine, wo sind denn deine Gedanken schon wieder?" "Was?", erschrocken fuhr ich zusammen, als plötzlich Brians Kopf über meinem Gesicht auftauchte. "Ich. Ähm, ich hab an Lila gedacht", sagte ich leise. "Irgendwie muss ich mich noch entschuldigen, sie muss wieder mit mir reden. Ich muss ihre strahlenden Augen wieder sehen und ihr süßes Lachen hören." "Man man man, dich hat es wohl ordentlich erwischt. Dann war Alex also doch nicht der Grund für dein verstrahltes Gesicht", Brian grinste mich an. Ruckartig setzte ich mich auf und guckte Brian schockiert und irritiert an. "Ich bin mal Weg. Schließt ihr ab wenn ihr geht?", grinste Fee, die wohl unser Gespräch nicht weiter stören wollte. Als Antwort nickte Brian nur und dann war Fee auch schon gegangen.

"Du bist voll in Lila verknallt", sagte Brian, während sein Grinsen immer breiter wurde. "Also wenn ich genauso gucke wenn ich Fee sehe, dann weiß ich warum du dahinter gekommen bist", fuhr er fort. "Ich bin nicht in Lila verliebt. Das ist völliger Quatsch. Sie ist einfach sehr schnell, eine gute Freundin geworden. Das ist alles", stellte ich klar. "Naja, ich glaube da redest du dir nur was ein", antwortete Brian. "Nein. Ich bin nicht verliebt. Weder in Alex, noch in Lila!" "Okay, okay. Wie du meinst", abwehrend hielt Brian seine Hände hoch. Das nahm ich als Aufforderung und boxte auf ihn ein und er fing an mich zu kitzeln. Irgendwann ergaben wir uns beide und schlossen frieden.

Dann ging ich, wiedermal, mit Brian mit. Seit der Rooftop-Party, wohnte ich gefühlt bei ihm. Irgendwie wollte ich nicht mehr zu mir in die Wohnung und ich wollte auch nicht alleine sein. Deswegen schlief ich auch heute wieder bei ihm, aber auf der Couch, da ich ihm nicht immer das Bett klauen wollte. Am frühen Nachmittag, verließ ich Brian dann und ging dann doch zu mir nach Hause. Die Worte die Brian zu mir gesagt hatte, wollten mir nicht so richtig aus dem Kopf gehen, weswegen ich mich dazu entschieden hatte, endlich noch einmal Boxen zu gehen. Aber ich hoffte, weder Alex, noch Lila im Studio zu begegnen.

Als ich dann im Studio stand, war mein ganzer Körper angespannt und ich versuchte mich so unauffällig wie möglich zu Verhalten. Ich hatte meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und scannte schnell den Raum ab. Niemand verdächtiges zu sehen und auch als ich mich umgezogen hatte, war weder Alex noch Lila zu sehen. Am Boxsack angekommen, drehte ich mich mit dem Rücken zu den anderen Leuten und fing an zu Boxen. Es tat gut, die Wut an etwas, außer mir, raus zu lassen. Mit jedem Schlag, fiel ein wenig Anspannung von mir ab.

Doch plötzlich drehten sich meine Gedanken wieder um Lila. Plötzlich hoffte ich, sie würde gleich neben mir auftauchen und sagen es sei alles in Ordnung zwischen uns. Auf der anderen Seite hatte ich Angst. Angst, sie könnte mich sehen, zu mir kommen und mir endgültig sagen, dass sie mich nicht mehr sehen wollte. Ich fühlte mich zerrissen, wusste nicht was ich tun sollte, was ich wirklich wollte. Hatte Brian recht gehabt? War ich in Lila verliebt? Nein das konnte ich mir nicht vorstellen. Klar, sie bedeutet mir viel, aber Liebe? Nein, wir waren nur Freunde. Außerdem konnte ich keine Beziehung eingehen, und das wollte ich auch gar nicht. Zuerst musste ich mein Leben in den Griff bekommen und das vergangene Jahr endgültig verarbeiten. Ich konnte ja nicht einmal mir selbst gegenüber ehrlich sein. Ich redete mir die ganze Zeit ein, ich hätte mit allem nichts zu tun gehabt. Alles wäre ein Unfall gewesen, unglückliche Umstände. Aber eigentlich wusste ich, ich war an allem Schuld gewesen, auch wenn mir alle sagten, es wäre nicht so gewesen.

Jetzt hatte ich mich wieder in diesen gefährlichen Gedankenstrudel gewagt. Eine Tür aufgemacht, die eigentlich langsam endgültig geschlossen sein sollte, für immer. Es ging so leicht in diesen Strudel zu gelangen, aber es war so schwer wieder raus zu kommen. Das letzte mal, war mir das nur mit Lilas Hilfe gelungen. Ich brauchte sie. Ich brauchte sie in meinem Leben. Als Freundin, alles andere wäre unmöglich.

Irgendwann war ich so aus der Puste, dass ich eine Pause machen musste. Auch wenn ich am liebsten weiter geboxt hätte, bis ich umgekippt wäre, aber dann zog ich nur Aufmerksamkeit auf mich und das wollte ich absolut nicht. Ich nutzte die Pause um nochmal zu gucken, ob ich irgendein bekanntes Gesicht sah, aber ich hatte Glück. Aus Gewohnheit, guckte ich auch nach einer neuen Nachricht und tatsächlich hatte mir Jemand geschrieben. Aber es war Brain. Er fragte, ob ich nochmal vorbeikommen wollte, er bräuchte meinen Rat. Da es schon fast 16:30 Uhr war, entschloss ich mich mit dem Boxen aufzuhören und nachher nochmal zu Brian zu fahren.

Als ich aus dem Fitnessstudio kam, hatte ich Brian schon Bescheid gesagt, dass ich gleich zu ihm kommen würde und er hatte vorgeschlagen, er könnte mich ja auch abholen kommen. Anscheinend brauchte er meinen Rat sehr dringend. Ich fand es gut nochmal zu ihm zu gehen, das würde mich sicher ablenken. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen, weswegen ich mir wieder meine Kapuze ins Gesicht zog. Währenddessen fing mein Handy an zu klingeln, es war Brian. "Ja Brian?", nahm ich den Anruf entgegen, doch seine Antwort bekam ich schon nicht mehr mit. Denn es ging alles ziemlich schnell. "EY!" hörte ich eine tiefe Stimme rufen, und als ich nach oben schaute, stand ein verhüllter Typ vor mir. "Grüß Lila von mir, du Schlampe!", war das letzte was ich hörte, bevor alles schwarz wurde vor meinen Augen.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt