Kapitel 21

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Eigentlich wollte ich Max noch einen Brief schreiben, aber ich war sofort eingeschlafen als Brian gegangen war. Die Nacht war aber alles andere als gut, ich war von einem Albtraum in den nächsten gerutscht. Mal träumte ich Leo hätte Lila als Geißel gefangen genommen, ein anderes Mal hatte er alles über meine Vergangenheit herausgefunden und es Lila erzählt. Also schöne Träume sahen wirklich anders aus.

Gegen 4 Uhr morgens, war meine Nacht dann auch vorbei. Nach dem üblich spärlichen Krankenhausfrühstück, wollte ich duschen gehen. Beim ersten Blick in den Spiegel, hatte ich mich erstmal sehr erschrocken. Mein linkes Auge, so wie ein Teil meiner Nase waren blau geworden und deutlich angeschwollen. Ebenso schön sah auch mein Rücken aus, übersäht mit sehr vielen und großen blauen Flecken. Viel fehlte nicht mehr, und man konnte mich wirklich mit der Milka-Kuh verwechseln. Ich musste zwar sehr aufpassen beim Duschen, um mir nicht weh zu tun, aber trotzdem war die Dusche sehr angenehm gewesen. 

Danach wartete ich auf die Visite und  hoffte inständig dann gehen zu dürfen. Meine Sachen hatte ich schon gepackt, ich hatte ja nicht viel. Aber ich musste sagen, Brian hatte ein schönes Outfit für mich eingepackt. Hätte ich ihm gar nicht zu getraut. Natürlich hatte er sich auch schon nach mir erkundigt und eigentlich wollte er mich auch anholen und nach Hause bringen, allerdings musste ich zuvor noch etwas erledigen. Ich wollt nämlich zu Lila. Sie hatte auf meine hinterlassene Nachricht nicht reagiert und das machte mir doch ein wenig Angst. Ich hasste mich ja schon wegen der Sache im Club, aber wenn ihr jetzt noch was passieren würde, könnte ich mir das nie verzeihen.

Tatsächlich durfte ich gegen 11 Uhr das Krankenhaus verlassen. Dann machte ich mich direkt auf den Weg zu Lila. Brian hatte ich allerdings nichts davon gesagt. Er hätte bestimmt versucht mich daran zu hindern. Umso näher ich Lilas Wohnung kam, desto nervöser wurde ich. Was wenn sie mir gar nicht auf macht, oder mich direkt wieder weg schickt? Was sollte ich dann bloß machen? Alle möglichen Szenarien spielten sich in Dauerschleife in meinem Kopf ab. Ich wollte sie wenigstens kurz sehen und erfahren ob es ihr gut ging. Ich versuchte mir die Worte zurecht zu legen, aber irgendwie wurde daraus immer wieder ein großer Buchstabensalat.

Als ich dann die letztens paar Minuten von der S-Bahn zur Wohnung lief, versuchte ich ein wenig durchzuatmen und wieder auf den Boden zu kommen. Der Wind wehte mir ins Gesicht und unwillkürlich zog ich meine Cardigan enger an mich und klammerte meine Hände an sie. Und dann stand ich vor diesem hohen, schönen Altbau und drückte mit schwitzigen und zitternden Fingern auf das Klingeschild der Familie Meyer.

"Ja?", hallte eine Männerstimme aus dem Lautsprecher. "Ähm ist Lila da?", fragte ich mit zittrigen Stimme nach. "Die lernt. Wer ist denn da?" Die Stimme klang sehr forsch und ich befürchtete, Lilas Vater würde gleich einfach gehen und mich nicht rein lassen. "Mein Name ist Melanie, ich wollte Lila Unterlagen vorbeibringen die sie mir zum lernen geliehen hatte." Mit möglichst viel Sicherheit hatte ich versucht meine Lüge zu verkaufen. Wer weiß was Lila ihren Eltern über mich erzählt hatte. "Na gut", kam es nach einer gefühlten Ewigkeit knapp aus der Gegensprechanlage und ich rief noch ein schnelles "Danke" bevor endlich das Summen der Tür erklang.

Als sich der Aufzug öffnete, sah ich einen Mann, etwa um die 50 Jahre alt, in einer grauen Hose und einem hellblauen Hemd in der Tür stehen. "Hallo Herr Meyer", begrüßte ich ihn höflich und versuchte nicht all zu nervös zu wirken. "Könnte ich kurz rein kommen?", fragte ich leicht verunsichert, da Lilas Vater immer noch in der Tür stand und keine Anstalten machte, mir den Weg frei machen zu wollen.  Er musterte mich skeptisch von oben bis unten. Zum Glück hatte ich mein Auge und meine Nase etwas überschminken können und auch der Verband an meiner Hand war gut versteckt. Ansonsten hätte er mich bestimmt direkt wieder weg geschickt.

"Aber nur kurz. Liliana muss sich auf ihre letzte Prüfung vorbereiten", sagte er in einem strengen Ton, als er zwei Schritte zurück ging und mich so in die Wohnung ließ. "Dankeschön, ich bin in zwei Minuten wieder weg", sagte ich und lief schnell in die Wohnung.

Zum Glück war ihr Vater mir nicht nach oben gefolgt und so stand ich jetzt vor Lilas Tür und klopfte vorsichtig an. "Mhh", hörte ich nur als Antwort und öffnete daraufhin die Tür einen kleinen Spalt. "Hallo Lila", sagte ich vorsichtig voller Anspannung und trat ein. Lila saß auf ihrer Couch und war belagert mit lauter Büchern und natürlich lag auch Ruby bei ihr. Die kam sofort angelaufen als ich die Tür wieder geschlossen hatte und auch Lila drehte sich ruckartig zu mir um.

"Cara. Was, was machst du hier?", fragte sie irritiert und schubste die Bücher auf die Couch und stand dann auf. "Ich muss nur kurz mit dir reden, dann bin ich wieder weg", sagte ich schnell. "Ich weiß auch das du sauer bist und mich wahrscheinlich gar nicht sehen willst und das ist auch dein gutes Recht, aber es ist wichtig. Keine Ahnung ob du meine Nachricht gestern gehört hast", brach ich ab. Lila stand mir jetzt gegenüber und sah ein wenig überfordert aus und schüttelte mit dem Kopf. "Ähm ok. Dann, ich ähm, ich bin gestern in eine Prügelei geraten und ich denke Leo hatte was damit zu tun. Ich wollte dich nur warnen, nicht das er dir auch noch was antut. Pass bitte auf dich auf, der Typ ist nicht ohne. Und es tut mir alles so leid. Das wars dann auch schon. Achso, dein Vater denkt ich hätte dir Unterlagen zurückgegeben. Pass auf dich auf."

Ich hatte Lila gar nicht zu Wort kommen lassen, zu groß war meine Angst sie würde mich direkt wieder rausschmeißen. Nach meinem Redeschwall drehte ich mich wieder in Richtung Tür und wollte grade gehen, als Lila wohl ihre Worte wieder fand.

"Warte", sagte sie und griff nach meiner rechten Hand, was leider etwas schmerzhaft für mich war. Jetzt schauten mich wieder diese großen blauen Augen erschrocken an, während ich mein Gesicht vor Schmerz kurz verzog. Doch dann schlang Lila ihre Arme um mich und auch wenn mein ganzer Körper schmerzte, war ich überglücklich.

"Mein Vater hat mir mein Handy weggenommen. Deswegen konnte ich mich nicht melden. Ich hab großen Ärger bekommen wegen der Party und allem". Lilas Worte überschlugen sich und ich versuchte mich aus ihren Armen zu befreien, denn die Schmerzen wurden zu groß.

Und dann hörte man ein ein lautes Klopfen an der Tür. "Ja das war dann auch schon alles. Danke nochmal für das Ausleihen, hat mir sehr geholfen", sagte ich sofort und drehte mich dann in Richtung Tür. "Es wird jetzt Zeit zu gehen", sagte Lilas Vater und schaute Lila mit einem strengen und kalten Ausdruck in den Augen an. "Ich wollte grade gehen", wandte ich mich an ihren Vater und versuchte ein wenig zu lächeln. Ich drehte mich noch einmal kurz um, und dann verließ ich ihr Zimmer und anschließend die Wohnung.

Als ich wieder auf der Straße stand, holte ich einmal tief Luft und versuchte die letzten Minuten noch einmal Revue passieren zu lassen. Obwohl Lila nicht viel gesagt hatte, war ich um einige Tonnen leichter. Sie war anscheinend nicht, oder nicht mehr, sauer und das machte mich sehr froh. Außerdem wusste ich jetzt, dass sie sich nicht absichtlich nicht gemeldet hatte und vor Leo hatte ich sie auch noch warnen können. Oh Gott, war ich erleichtert.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt