Kapitel 40

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Lila verschwand auf den Balkon und ich ging ins Bad, um mich anzuziehen. War es das Richtige gewesen das zwischen uns zu stoppen? Jetzt war auch in meinem Kopf Chaos, aber noch mehr in meinem Herzen. Ich hatte mich in Lila verliebt und deswegen wollte ich keine einmalige Sache daraus machen. Bevor sie sich nicht sicher war was sie fühlte, konnten wir nicht weiter machen wie zuvor. Aber wenn Lila wirklich mehr für mich fühlte, dann musste ich ihr die Wahrheit sagen. Sie musste es wissen, bevor sie sich für oder gegen mich entschied.

Noch immer saß Lila draußen und knuddelte Ruby. Vorsichtig öffnete ich die Balkontür und machte mich durch ein Räuspern bemerkbar, um sie nicht zu erschrecken. Wortlos setzte ich mich neben Lila auf den freien Stuhl und begann ebenfalls Ruby zu streicheln.

"Ich glaube ich brauche ein wenig Abstand. Ich muss mir einen klaren Kopf verschaffen und grade fühle ich mich, als wäre ich eingesperrt und zerrissen", sagte Lila mit brüchiger Stimme und drehte ihren Kopf zu mir. In ihren Augen hatten sich Tränen gesammelt, wodurch das Blau in ihren Augen nur noch mehr zur Geltung kam. Jetzt sahen sie so aus, als wären ihre Augen kleine Wellen, die kurz vor dem Brechen waren.

"Das versteh ich", antwortete ich nur und atmete einmal Tief durch. "Aber vorher musst du noch was Wissen", ergänzte ich nach einer kurzen Pause. Dann stand ich auf und bedeutete Lila auch aufzustehen, indem ich ihr meine Hand reichte.

Drinnen setzten wir uns auf die Couch und mein Puls war ins unermessliche gestiegen. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und versuchte meine schwitzigen Hände zu trocknen. Ich hatte so starke Angst, dass Lila dann nie wieder was mit mir zu tun haben wollte. Sie sollte mich nicht mit anderen Augen sehen.

"Cara?", fragte Lila vorsichtig und sah mich besorgt an. "Ich, ähm. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll", begann ich langsam und wurde nur noch nervöser. "Egal was du mir sagen willst, so schlimm kann es ja nicht sein", versuchte sie mich aufzuheitern und lächelte mich mit ihrem typischen Lächeln an. "Du musst wissen, wenn ich dir das erzähle, dann bringt das nicht nur mich selbst in Gefahr, sondern auch dich. Du darfst das Niemandem jemals erzählen, Okay?", fragte ich Lila. "Ja okay", nickte sie, aber in ihren Augen lag ein wenig Verunsicherung.

"Ich heiße eigentlich Emelie Schwarz und nicht Cara May", sagte ich schnell, meine Augen fixierten dabei Lilas Gesicht und versuchten ihre Emotionen zu erkennne. "Wie?", war das Einzige was Lila sagen konnte. Ihr Blick war dabei ein Stück weit emotionslos und leer geworden. Man sah ihr an, wie sie versuchte es zu verstehen, es ihr aber nicht gelang.

Noch immer hämmerte mein Herz extrem gegen meine Brust, aber trotzdem sah ich Lila weiter an und zog ein wenig an dem Kragen meines T-shirts. Ich deutete auf die schwarzen Buchstaben die auf meinem Schlüsselbein standen. "Das K steht für meine Oma Katrin, das E für mich und das M für meinen Bruder", wieder machte ich eine kleine Pause und holte tief Luft. "Max ist während eines Drogendeals bei einem Schusswechsel erschossen worden. Und ich war in die ganzen Sache involviert und deswegen musste ich von Zuhause weg". Ich merkte wie mein Hals sich immer mehr zuschnürte und meine Augen langsam zu brennen begannen. Mit ganzer Kraft versuchte ich nicht in Tränen auszubrechen, sondern in Ruhe weiter zu erzählen. Noch nie hatte ich Jemandem die Geschichte erzählt, Zuhause hatten es alle aus der Presse erfahren.

"Aber was hast du damit zu tun gehabt?", fragte Lila, sichtlich schockiert. "Das ist kompliziert und ich weiß nicht ob ich dir wirklich alles erzählen sollte", antwortete ich verunsichert. "Ich möchte gerne alles Wissen", sagte sie sanft und legte eine Hand auf mein Bein.

Und dann erzählte ich ihr, wie meine Eltern schon früh angefangen hatten Drogen zu nehmen und wie sie sich weder um meinen Bruder, noch um mich kümmern konnten, und das wir dann bei unserer Oma aufgewachsen sind. Ich erzählte davon, wie mein Bruder als Kind schon immer Polizist gespielt hatte und es sein Traum gewesen war, Polizist zu werden um die Welt ein wenig zu verbessern. Ich erzählte auch, wie wir immer Außenseiter gewesen waren, unsere Eltern sich nicht für uns interessierten und unser Leben nicht immer leicht gewesen war.

"Max hatte undercover ermittelt und oft hatte er mir auch Informationen erzählt, wenn sie mit unseren Erzeugern zu tun hatten, obwohl er das nicht durfte. Daher wusste ich von dem Drogendeal und hab mich an dem Übergabeort versteckt und alles beobachtet. Aber dann ging alles furchtbar schief und als Max mir helfen wollte, ist seine Tarnung aufgeflogen und es kam zu einem Schusswechsel. Dabei haben sie ihn getroffen." Mit jedem ausgesprochenem Wort fiel es mir schwerer weiter zu reden und immer mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen. Schlussendlich brannten meine Augen so sehr, dass ich es nicht mehr schaffte die Tränen zurückzuhalten und all meine Dämme brachen.

Ich schaffte es nicht mehr Lila anzuschauen und stützte meinen Kopf mit meinen Händen und weinte einfach nur. Es fühlte sich sogar irgendwie gut an, die ganze aufgestaute Angst mal rauszulassen. Ich weinte so sehr, dass ich Lila fast vergessen hatte und zusammenzuckte als sie mich berührte. Sie hatte vorsichtig ihren Arm um mich gelegt und drückte meinen Körper gegen ihren. Ich nahm die Einladung gerne an und drückte mich gegen sie und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab.

Eine ganze Weile saßen wir so da, bis ich mich langsam beruhigt hatte. Noch immer schniefte ich, aber die Tränen waren deutlich weniger geworden. Als ich Lila ansah, sah sie mich ganz traurig an und streichelte mir sanft über meine Wange. "Dein Geheimnis ist bei mir sicher", sagte sie schließlich in einem ruhigen Ton. "Ich bin froh das du mir das erzählt hast und es tut mir leid was du alles durchmachen musstest. Das hast du nicht verdient", fuhr sie fort.

Ich war noch immer nicht in der Lage zu sprechen und außerdem fehlten mir die Worte. Das Lila so ruhig reagierte, hatte ich nicht gedacht. Ich dachte sie wäre wütend und enttäuscht und würde nie wieder mit mir reden wollen. Aber nein, sie hatte sogar ein wenig Verständnis gezeigt, dass war überraschend.

"Danke fürs Zuhören", sagte ich schließlich abgehackt durch mein Schluchzen. "Du darfst wirklich niemals darüber reden und vor allem darfst du niemals meinen echten Namen nennen", fügte ich noch hinzu und versuchte dabei mit festem Blick Lila anzuschauen. Sie musste verstehen, dass das nicht einfach ein kleines Geheimnis war, sonder wirklich ein ernstes Thema. So lange der ganze Fall nicht abgeschlossen war, könnten diese Typen sich immer noch an mir rächen. Außerdem wollte ich mir gar nicht vorstellen was wäre, wenn irgendjemand herausfinden würde, dass Lila Bescheid wusste.

"Von mir wird niemals Jemand was erfahren, Cara", antwortete sie und schaute mir dabei tief in die Augen. In dem Moment wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte. Auch wenn Lila und ich kein Paar werden würden, es war befreiend gewesen es ihr zu erzählen und jetzt jemanden zu haben mit dem ich auch in Zukunft darüber reden konnte.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt