Kapitel 34

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Ich hatte Glück gehabt, denn Lila hatte sich nicht nur sehr über die Luftballons gefreut, sondern stimmte auch meinen Party-Plänen zu. Und so kam es, dass wir gegen 23 Uhr zusammen im Club ankamen. Fee und Brian begrüßten uns freudig und gratulierten Lila. Was Lila nicht wusste, ich hatte noch einen geheimen Plan. Sie hatte mir erzählt, dass sie sich unbedingt bei einer Tanzschule bewerben wollte, aber kein schönes Video hatte zum einschicken. Nur gut, dass ich einen guten Fotografen kannte und dieser auch noch ein Kollege von mir war. Mit Kilian hatte ich abgesprochen, dass ich Lila nach oben aufs Dach locken würde und sie dann irgendwie zum tanzen überredete. Kilian hatte dort Kameras versteckt, die Lila dann aufnehmen würden.

Während Lila noch mit Brian und Fee redete, ging ich an die Bar und begrüßte Fabian und den dort stehenden Kilian. "Hey, ich hab alles vorbereitet. Genau so, wie du es wolltest", begrüßte mich Kilian freudig. "Danke, du bist ein Schatz", grinste ich. "Was habt ihr denn für geheime Pläne?", fragte Fabian nun nach. "Ach das erklär ich dir später", sagte ich mit einem Zwinkern. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Lila sich zu uns begab und deutete Fabian und Kilian nichts mehr zu sagen. "Heeeyy", rief Lila den beiden Jungs zu, als sie sich neben mich stellte. "Was willst du, also eher gesagt ihr, denn trinken?", fragte Fabian uns und ich war sehr dankbar dafür, dass er mein Spiel mitspielte. Ein Glück waren Fabian und Kilian so clever und hatten mich verstanden.

"Also ich hätte gerne einen leckeren Cocktail mit viieel Alkohol", grinste Lila. "Alles klar", grinste Fabian, "Und für dich?", wandte er sich an mich. "Ich nehm das gleiche, bitte", grinste auch ich. "Mädels, ich muss ja echt mal sagen, ihr seht grandios aus", richtete Kilian sich nun an uns. Und er hatte wirklich recht. Lila trug ein kurzes, recht eng anliegendes, schwarzes Sommerkleid, mit winzigen weißen Punkten darauf. Außerdem hatte das Kleid einen tiefen V-Ausschnitt und ich versuchte immer, nicht dorthin zu schauen, aber es viel mir schwer. Lila sah einfach zu gut aus. Ich trug ausnahmsweise auch mal ein Kleid, allerdings ein recht einfaches T-Shirtkleid in weiß, mit einem recht großem Print vorne drauf.

"Ähm danke", antwortete ich ein wenig verlegen und auch Lila wurde etwas rot als sie sich bedankte. "So, hier sind eure Cocktails." Fabian reichte uns die zwei Gläser und wir stießen sofort an. Nachdem wir die Hälfte des Cocktails recht schnell getrunken hatten, gingen wir tanzen. Fabian war so nett und nahm so lange unsere Gläser hinter die Bar.

Immer wenn ich mit Lila tanzte, egal ob in der Wohnung, im Studio, oder hier, vergaß ich alles um mich herum. Dann gab es nur uns und ich genoss die Momente in vollen Zügen. Ich weiß nicht wie lange wir getanzt hatten, aber schließlich brauchten wir eine kleine Pause und gingen wieder zur Bar. Nachdem wir auch noch den Rest unseres Cocktails getrunken hatten, überredete ich Lila dazu, mit mir nach oben zu gehen um ein wenig frische Luft zu schnappen.

"Sag mal, hast du Lust mir mal was vorzutanzen?", fragte ich Lila und hoffte sie würde ja sagen, denn sonst wurde nichts aus meinem Plan mit dem Video. "Klar, was soll ich denn tanzen?", fragte sie zurück und begann direkt wieder zu strahlen. Man merkte einfach so sehr, dass das Tanzen Lilas große Leidenschaft war. "Keine Ahnung. Du hast doch bestimmt irgendeine Choreografie im Kopf oder?" "Ja na klar, aber hätte ja sein können das du einen Wunsch gehabt hättest", grinste Lila und suchte Musik auf ihrem Handy. Jetzt musste ich sie nur noch in die richtige Position lenken, doch auch das gelang mir zum Glück.

Und dann tanzte Lila, mitten in der Nacht, mitten auf einem Dach eines Hochhauses unter dem dunklen Nachthimmel und den Sternen. Die paar Lichterketten die hier oben leuchteten, gaben grade so genug Licht um alles zu erkennen. Es war ein wundervoller Moment und ich genoss jede Sekunde. Es war unglaublich schön sie so fröhlich zu sehen. Es war so, als würde sie durch das Strahlen ihrer Augen die ganze Nacht erleuchten. So, als würde sie die Dunkelheit vertreiben und Licht verteilen. Und es kam mir auch so vor, als würde sie meine Dunkelheit erhellen und vertreiben. Ich fühlte mich bei Lila immer so wohl und vergaß all meine Probleme.

Irgendwann tanzte sie auf mich zu und streckte ihre Hand nach mir aus und anstatt zu überlegen, machte ich einfach. Mein Kopf war ausgeschaltet und das war ein wunderbares Gefühl. Lila zog mich ganz nah an sich ran und rückte meine Hände auf die richtigen Positionen. Es fühlte sich unglaublich schön an Lila so nah zu sein, nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Wir hatten uns beide so sehr dem anderen gegenüber geöffnet, wie nie zuvor bei Jemandem. Lila führte uns langsam zum Takt der Musik und wir schauten uns dabei tief in die Augen. Ich hatte das Gefühl in ihre Seele sehen zu können und sie konnte das wahrscheinlich auch bei mir. Unbewusst drückte ich meinen Körper Millimeter für Millimeter noch enger an Lilas Körper, bis meine Stirn fast ihre berührte. Und dann hörten wir auf uns zu bewegen und bevor ich was sagen, oder mich bewegen konnte, berührten sich auf einmal unsere Lippen.

Augenblicklich durchströmte mich eine Mischung aus Stromschlägen, Feuerwerk und duzender Schmetterlinge. All die Küsse und Berührungen zuvor waren nichts gewesen, im Vergleich zu diesem Kuss. Wenn alles davor wie ein Tropfen in der Wüste war, so war dieser Kuss wie eine riesige Welle die mit einem Mal die ganze Trockenheit beseitigte. Es fühlte sich so an, als würde mein Körper grade mit neuem Leben gefüllt werden.

Endlich lagen meine Lippen auf Lilas und es fühlte sich noch besser und schöner an, als ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich konnte gar nicht richtig realisieren, dass Lila den Kuss erwiderte. Ihre Lippen waren unfassbar weich und schmeckten ein wenig nach süßem Alkohol, es war perfekt. Irgendwann lösten wir unsere Lippen voneinander und schauten uns außer Atem an. "Wow", war das erste was ich sagen konnte, woraufhin Lila anfing zu grinsen. "Ja, wow", sagte sie schließlich und kam langsam wieder auf mein Gesicht zu. Ich wollte sie grade fragen, ob sie sich sicher war, doch Lila kam mir zuvor. "Sag nichts", hauchte sie gegen meine Lippen, als nur noch Millimeter zwischen uns lagen, woraufhin sie die Lücke direkt wieder schloss.

War der erste Kuss noch vorsichtig gewesen, so war in dem zweiten schon mehr Leidenschaft zu spüren. Und wieder traf mich diese riesige Welle an Gefühlen, riss mich mit und zog mich unter Wasser. Doch ich hatte nicht das Gefühl als würde ich ertrinken, ich konnte zum ersten Mal erst richtig Atmen, so fühlte es sich an. Automatisch fanden meine Hände ihren Weg zu Lilas Hüften und zogen sie so nah wie möglich an mich. Lila schlang ihre Hände um meinen Hals und gaben mir gar nicht die Möglichkeit mich von ihr zu lösen.

Ich weiß nicht wie lange wir noch so dagestanden hätten, wenn nicht irgendwann die Tür laut ins Schloss gefallen wäre und eine Stimme uns wieder in das Hier und Jetzt geholt hätte.

"Was zur Hölle geht denn hier bitte ab?"

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt