Kapitel 20

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"Cara, kannst du mich hören? Der Krankenwagen ist gleich da", Brians Stimme klang dumpf und leise an mein Ohr. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es gelang mir nicht. Meine Augenlider waren einfach zu schwer. Am liebsten hätte ich laut los geschrien vor Schmerzen. Mein ganzer Körper brannte, alles in mir zog sich zusammen und schmerzte. "Oh man, was machst du bloß für Sachen", hörte ich die besorgte Stimme, diesmal ein wenig klarer. Tatsächlich gelang es mir, meine Augen endlich langsam zu öffnen. Vor lauter Schmerzen, spürte ich auch den auf mich nieder prasselten Regen nicht, den ich jetzt aber sehen konnte.

"Oh Cara, alles wird gut. Rettung kommt", versuchte Brian mich zu beruhigen. Vorsichtig versuchte ich meinen Kopf zu drehen, aber mein Körper tat so unfassbar weh und alles begann sich zusätzlich noch zu drehen. Dann hörte ich die Sirenen und wenig später lag ich in einem Krankenwagen und neben mir saß ein besorgter Brian.

Im Krankenhaus wurde ich eine gefühlte Ewigkeit untersucht und behandelt. Schlussendlich war ich so zugedröhnt mit Schmerzmittel, dass ich sofort eingeschlafen war, als sie mich auf mein Zimmer gebracht hatten.
Irgendwann wurde ich wieder wach und auch diesmal war Brian das erste was ich sah. "Hey, wie geht es dir?", fragte er sanft nach. "Bisschen matschig, aber okay", antwortete ich mit einem schiefen Grinsen. Das Schmerzmittel wirkte noch, aber zum Glück war ich nicht mehr ganz so benebelt.

Langsam schaute ich mich selbst an und merkte erst jetzt, das ich eine Infusionsnadel in der linken Hand hatte und an meiner rechten Hand, einschließlich Arm, ein Verband angelegt war.
"Dein Arm ist verstaucht, also eher dein Handgelenk. Am Rücken und der Seite hast du mehrere Hämatome und eine Gehirnerschütterung auch noch. Ach ja, und ein blaues Auge und deine Nase könnte auch was abbekommen haben", zählte Brian meine Errungenschaften auf. "Cool. Dann seh ich bestimmt bald aus wie die Milka-Kuh", sagte ich müde. "Du wärst aber mit Abstand die allerschönste Kuh", sagte Brian und schaffte es so, mich zum lachen zu bringen.

"Was genau ist eigentlich passiert?", fragte ich nun nach. Ich konnte mich nicht mehr so recht erinnern, ich wusste nur noch, dass ich grade aus dem Fitnesstudio kam.
"Also ich wollte dich vom Studio abholen, wusste aber nicht, ob du schon so weit warst. Deswegen hab ich dich nochmal angerufen, als ich aus der Bahn ausgestiegen war. Du hast den Anruf auch entgegen genommen aber dann hab ich eine Männerstimme gehört und einen dumpfen Knall. Da wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte und bin sofort los gerannt. Als ich dann bei dir ankam, liefen drei Gestalten weg und du lagst auf dem Boden. Ich hab natürlich sofort den Krankenwagen gerufen und am liebsten wäre ich diesen feigen Arschlöchern hinterher gerannt, aber wie du da am Boden lagst, das war echt furchtbar mit anzusehen." Man merkte Brian wirklich seine Sorgen, aber auch seine Wut, an.

"Ich glaub einer von denen war Leo", sagte ich leise. "Der, der mich als erstes geschlagen hatte, hatte vorher gesagt ich sollte Lila grüßen. Das muss Leo gewesen sein." "Wenn ich diesen miesen Kerl erwische. Erst will er sich an Lila vergreifen und dann schlägt er dich Krankenhausreif. Ich könnte platzen vor Wut!" Brian war wütend von seinem Stuhl aufgesprungen und lief jetzt im Zimmer auf und ab.

"Brian", setzte ich kraftlos an. Ich fühlte mich grade nicht in der Lage, mit ihm darüber zu reden, was für ein Mistkerl Leo war. Und zum Glück klopfte es auch an der Tür und ein Arzt kam ins Zimmer.

"Hallo Frau May, wie geht es Ihnen? Mein Name ist Doktor Hoffmann", fragte er freundlich während er auf mein Bett zu kam. Brian hatte sich neben mein Bett gestellt und schaute mich mit einem fragenden Blick an. "Es geht so", sagte ich. "Haben Sie starke Schmerzen?", wollte er nun wissen. "Nein, die Schmerzen sind nicht so schlimm. Aber mein Kopf dröhnt etwas", antwortete ich ihm. "Okay. Ich würde Sie auf jeden Fall über Nacht zur Beobachtung hier behalten und wenn es Ihnen Morgen besser geht, dürfen Sie uns auch schon verlassen. Sie hatten auf jeden Fall sehr viel Glück. Außer blauen Flecken und der Gehirnerschütterung sind Sie glimpflich davon gekommen. Jetzt müsste ich nur noch wissen, ob Sie Anzeige erstatten wollen, denn dann würden wir noch die Polizei informieren. Aber das können Sie selbstverständlich selbst entscheiden." "Okay, danke. Ich würde mich aber erst einmal ausruhen."

Tatsächlich war ich mir gar nicht so sicher, wie ich jetzt vorgehen sollte. Darüber musste ich erst nachdenken, aber dafür brauchte ich einen klaren Kopf.

Als Doktor Hoffmann dann gegangen war, wandte ich mich an Brian. "Sag mal könntest du bei mir Zuhause ein paar Sachen holen für mich?" "Aber klar Prinzessin", lächelte er mich an. Auf einmal war seine ganze Wut verschwunden und das fand ich gut. Er fragte auch wegen der Anzeige nicht weiter nach und dafür war ich ihm grade sehr dankbar.

Nachdem ich Brian zu mir nach Hause geschickt hatte, griff ich nach meinem Handy. Es hatte auch einige Kratzer abbekommen, aber es funktionierte zum Glück noch. Es war schon früher Abend, was für ein Tag das doch war. Ich wollte aber noch Lila anrufen und versuchen sie zu warnen. Wer weiß was Leo noch vorhatte, wenn er es wirklich gewesen war.
Aber Lila ging nicht ran, also hinterließ ich wenigstens eine Nachricht auf der Mailbox.

"Hallo Lila, ich weiß du willst wahrscheinlich gar nichts von mir hören und du bist bestimmt auch noch echt sauer auf mich, aber bitte hör mir kurz zu. Ich glaube Leo will sich an dir rächen, also bitte pass auf dich auf. Falls du die Nachricht abgehört hast, sag mir bitte Bescheid, denn dann mache ich mir weniger Sorgen. Es tut mir leid was alles passiert."

Nach der Nachricht, fühlte ich mich innerlich total aufgewühlt. Ich hatte Brian auch gesagt, er solle die Schachtel unter meinem Sofa mitbringen, denn ich musste irgendwem, irgendwie mein Herz ausschütten. Alles in mir drin war pures Chaos und vielleicht würde mir ein Brief beim entwirren helfen.

Als Brian wiederkam, war ich schon fast eingeschlafen. Er brachte auch nur kurz meine Tasche vorbei und ging dann wieder, aber nicht ohne tausend mal zu sagen, dass ich mich melden sollte wenn was ist. Außerdem hatte er versprochen Morgen früh direkt wieder vorbeizukommen.

 Also wenn ich hetero wäre, dann hätte ich mir Brian schon längst geschnappt, aber so war er wie mein zweiter großer Bruder und das war auch toll.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt