Kapitel 47

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"Ich hab wirklich sehr viel über uns, über das alles hier, nachgedacht", sagte Lila leise zu mir, als wir uns nach dem Kuss voneinander lösten. Doch bevor ich was antworten konnte, ging erneut die Tür auf, und wir beide sprangen ruckartig voneinander weg. "Ach hier bist du", wandte sich Fee ein wenig genervt an mich. "Fabian bräuchte mal ein wenig Unterstützung", fuhr sie fort und sah zwischen Lila und mir hin und her. "Ja klar, ich komme sofort", antwortete ich und drehte mich langsam zur Tür. "Wir sehen uns später", rief Lila mir noch hinterher.

Ich fühlte mich, wie in einem Paralleluniversum, und stand total neben mir. Was war grade oben auf dem Dach passiert? Gab es wirklich eine Chance für uns zwei? Total durcheinander lief ich wie ferngesteuert wieder hinter die Bar. Mit aller Macht versuchte ich mich so gut es ging zu konzentrieren, aber es fiel mir wirklich schwer. Vor allem als wenige Minuten nachdem ich wieder bei Fabian angekommen war, ich Lila wiederkommen sah. Unsere Blicke trafen sich kurz, doch dann wandte sie sich von mir ab und begann mit irgendwelchen Leuten zu tanzen.

Plötzlich fiel mir der Kuss mit der Fremden wieder ein. Scheiße, wenn Lila uns wirklich eine Chance gab, dann musste ich ihr doch davon erzählen. Oh man, wieso hatte ich das überhaupt gemacht? Leichte Panik kam in mir auf, und zum zweiten mal an diesem Abend, war es Alex die mich aus meinen Gedanken riss. Ich entdeckte sie in der Menge, wie sie sich grade einen Weg durch die Leute bahnte. Anscheinend wollte sie zu mir rüber kommen. 

"Alex, ich brauch deine Hilfe", sagte ich direkt zu ihr, als sie mir gegenüber stand. "Okay, wobei?", fragte sie nach und zog ihre Linke Augenbraue dabei nach oben. "Ich hab eben kurz mit Lila gesprochen, anscheinend könnte das wirklich was werden mit uns. Aber dann ist mir wieder dieser Kuss eingefallen. Ich muss ihr das sagen, oder?", fragte ich hektisch, musste dann allerdings erst Jemanden bedienen. In der Zwischenzeit konnte Alex wenigstens überlegen was ich machen sollte. Erwartungsvoll stützte ich mich mit meinen Armen auf dem Tresen ab und schaute zu Alex hoch. "Ich würde es nicht sagen. Kann Lila doch egal sein was du gemacht hast. Sie konnte ja auch machen was sie wollte und wer weiß was sie so getan hat die Tage", antwortete sie gewohnt lässig und zuckte mit den Schultern. 

Manchmal wünschte ich, ich würde auch alles so einfach und entspannt sehen. Und wie das immer so ist, tauchte Lila genau in dem Moment aus der tanzenden Menge auf und stand plötzlich neben Alex. Ein wenig überfordert von ihrem plötzlichen auftauchen, starrte ich Lila einfach nur an. "Na Mädels, alles klar bei euch?", strahlte sie uns mit einem breiten Grinsen an. "Aber klar", antwortete Alex fröhlich und guckte mit ihrem typisch verschmitzten Lächeln zu mir rüber. "Ja, hier ist alles gut", sagte ich schließlich und erwachte aus meiner Starre. Dann beugte sich Lila zu mir rüber und ich drehte automatisch mein Ohr zu ihr. "Sehen wir uns später nochmal oben?", sagte sie in mein Ohr und mein Körper reagierte prompt mit einer Gänsehaut. 

Lila hatte so großen Einfluss auf mich und meinen Körper, das war unglaublich. "So, ich geh mal wieder tanzen", sagte Lila beschwingt und deutete an, wieder zurück zur Tanzfläche zu gehen. Unbemerkt hatte sie mir noch zugezwinkert und mein Herz explodierte grade. Alex saß mit einem breiten Grinsen auf ihrem Hocker, sagte aber zum Glück nichts. 

Die nächste Zeit verging quälend langsam, wie immer wenn man es eilig hatte. Ich wusste nicht ob ich es vor Schichtende noch schaffen würde, eine erneute Pause zu machen. Also blieb mir nichts, als zu hoffen. Mit der Zeit wurde die Tanzfläche auch immer leerer und einer nach dem anderen verließ langsam die Party. Die ganze Zeit über, hatte ich versucht Lila im Augenwinkel zu behalten und ich konnte es nicht vermeiden, ein wenig eifersüchtig zu werden. Ich hätte so viel lieber mit ihr getanzt und ihr nicht nur aus der Ferne dabei zugeguckt. Irgendwann gegen 5 Uhr, als nicht mehr so viele da waren, sah ich wie Lila in Richtung Treppenhaus ging. 

"Ähm Fabian, kommst du nochmal ohne mich aus?", fragte ich ganz vorsichtig, woraufhin er nur grinste und mit dem Kopf nickte. Mit schnellen Schritten lief ich hinter Lila her, die allerdings schon nicht mehr zu sehen war. Als ich Lila auf dem Dach sah, musste ich sofort Lächeln. Ich hatte sie den ganzen Abend beobachtet und angesehen, aber sie sah so umwerfend aus, dass ich einfach nicht genug davon bekam. Auch sie stand mit einem breiten Grinsen da und bedeutete mir, zu ihr zu kommen. 

Mir kam das ganze vor wie in einem Traum. Das Mädchen meiner Träume stand in einem märchenhaften Kleid, unter dem dunklen Nachthimmel und duzender Sterne, vor mir und wartete auf mich. Am Horizont sah man, wie langsam die Sonne aufging und den dunklen Himmel allmählich aufleuchten ließ. 

"Schön das du hier bist", sagte Lila freudig und zog mich in eine innige Umarmung. Ich schloss meine Augen und genoss einfach den Moment und die Nähe zu Lila. 
"Mir ist einiges klar geworden ohne dich", nuschelte Lila in meine Bluse hinein. "Und was?", fragte ich mit einem stark klopfenden Herz und sah sie dabei an. Lila schaute zu Boden und spielte mit ihren Händen. Sie war also auch nervös. Ich hab gemerkt, dass ich dich sofort vermisse wenn du nicht bei mir bist. Ich hab gemerkt, dass ich immer an dich denke und am liebsten alles was mir passiert, was ich sehe oder worüber ich rede, dir erzählen will. Ich will dich in meinem Leben haben." Wieder schaute sie zu Boden, nahm den Kopf nach einer kurzen Pause wieder hoch und setzte grade an, wieder was zu sagen, als ich ihr zuvor kam. "Ich muss dir noch was sagen. Ich finde du solltest das wissen, auch wenn Alex meint es geht dich eigentlich nichts an", begann ich zögerlich. 

"An dem Abend, als ich dir die Nachricht hinterlassen habe, da waren wir alles zusammen feiern und ich hab mich ein wenig betrunken. Ich hab versucht mal nicht an dich zu denken und wollte mich ablenken", verlegen schaute ich diesmal zu Boden. "Naja, ich hab dann mit so einem Mädchen getanzt, und warum auch immer, hab ich sie dann geküsst. Also es war nur ein kurzer Kuss und als mir klar wurde, was ich gemacht hatte, bin ich sofort nach draußen gegangen. Ich wollte das gar nicht, aber irgendwie ist das dann passiert." Während meiner Erzählung war ich immer schneller geworden, aber Lilas Miene hatte sich gar nicht verändert. "Ich hatte mir vorgestellt, ich hätte mit dir getanzt", ergänzte ich noch leise, allerdings war mir das etwas unangenehm. 

Mein Herz klopfte mir immer noch mit enormer Kraft gegen meine Brust. Keine Ahnung wohin es mein ganzes Blut hinpumpte, aber mein Kopf fühlte sich total leer an. Als Lila dann wieder einen Schritt auf mich zu kam, konnte ich schon fast das Blut in meinen Adern rauschen hören und fühlen. "Ab jetzt musst du dir das nicht mehr vorstellen mit mir zu tanzen", war das Einzige was sie sagte. Daraufhin umfasste sie meinen Hals und zog mich ganz dicht an sich ran und küsste mich. Eine Millisekunde nachdem sich unsere Lippen wieder getrennt hatte, wollte ich sie wieder spüren, sie schmecken und ihr Parfüm riechen. Davon konnte ich bestimmt nie genug bekommen. 

"Heißt das, du gibst mir tatsächlich eine Chance?", fragte ich schließlich und schaute tief in Lilas wunderschön blaue Augen. Wieder lag dieser Unbekannte Ausdruck in ihnen. "Ich", begann sie, stoppte aber direkt wieder. "Ich hab dir doch erzählt, dass ich glaube, dass Jeder Mensch einen führenden Stern besitzt." Gespannt darauf was sie jetzt sagen würde, nickte ich einfach nur leicht als Bestätigung. "Ich glaube, dass wir beide füreinander bestimmt sind. Ich glaube, du bist mein Stern, der Stern der mir helfen wird in schwierigen Zeit. Der Stern, der immer für mich da ist, auch wenn ich ihn mal nicht sehe. Mein eigener Stern", sagte Lila leise, mit einem leichten zitternd in der Stimme. "Ich will nichts lieber auf der Welt, als dieser Stern für dich zu sein. Aber ich habe Angst. Angst dich enttäuschen zu müssen. Du weißt alles von mir, ich bin einfach kein leuchtender Stern. Ich bin höchsten ein verglühter Stern", sagte ich ebenso leise. "Ich glaube, du kannst ein guter Stern sein, solange du es auch willst. Außerdem bist du dann eben mein schwarzer Stern. Mein kleiner Black Star. Das klingt doch gut." Wieder war Lila näher zu mir gekommen, so dass unsere Körper sich fast berührten. "Cara, Emelie, Black Star, oder wie auch immer, willst du meine Freundin sein?", flüsterte Lila, doch jedes Wort kam ganz genau bei mir an. "Ja, ich will dein Black Star sein. Ich will alles für dich sein." 

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt