Kraftlos und überfordert von der Flut an Emotionen die mich grade überrollte, ließ ich mich an der der Hauswand nieder. Was hatte ich da nur gemacht? Warum hatte ich sie geküsst? Was sollte ich jetzt tun? Einfach wieder rein gehen konnte ich nicht. Meine Hände hielten meinen Kopf, der sich grade tonnenschwer anfühlte, mühsam fest. Langsam liefen vereinzelte Tränen über meine Wangen. Ich wusste gar nicht welches Gefühl in diesem Chaos grade dominierte. Ich fühlte mich schuldig, so als hätte ich Lila hintergangen. Aber auf der anderen Seite waren Lila und ich ja nur Freunde, bis jetzt zumindest. Ich wollte Lila auf keinen Fall verlieren, aber ich wollte auch nicht ihr Spielball sein. Sie hatte die Kontrolle über mich, wollte ich das überhaupt? Oder sollte ich meine Freiheit erstmal noch genießen? Hatte das mit Lila und mir überhaupt eine Zukunft?
"Ey Cara, was ist denn passiert?" Ich nahm den Kopf hoch, und sah Alex mir gegenüber stehen. Langsam ging sie in die Hocke, so dass sie mir ins Gesicht sehen konnte. "Ich, ich weiß nicht", stotterte ich vor mich hin und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. "Du hattest doch anscheinend Spaß mit deiner Unbekannten" grinste sie mich an, "warum bist du dann weg gelaufen?"Ja, aber ich wollte keinen Spaß mit ihr. Verstehst du? Ich hab sie geküsst!", sagte ich aufgebracht, doch Alex blieb ganz entspannt. "Na und? Du bist doch ungebunden, dann hab doch deinen Spaß. Wo ist das Problem?", fragte sie und setzte sich neben mich. "Das Problem ist, dass ich Lila liebe", gab ich schon fast schreiendend verzweifelt wieder. Hielt dann, schockiert von meiner eigenen Aussage, meine Hände vor den Mund.
"Aber ihr seid kein Paar, du kannst trotzdem machen was du willst", Alex war immer noch total ruhig. Für sie war das alles anscheinend gar kein Problem. "Ich hab sie aber nur geküsst, weil ich Lila vor mir gesehen habe. Ich will keine Andere. Verstehst du? Ich will Lila küssen und keine Fremde. Es hat sich total unbedeutend angefühlt, mein Magen ist nicht explodiert vor Glück, es war einfach ein Kuss", sagte ich jetzt in einem ruhigeren Ton. "Dann ist doch alles gut. Du hast sie geküsst und das war's. Lila muss es ja nicht wissen", Alex zuckte kurz mit den Schultern. "Ich soll sie also anlügen? Ich hab ihr doch grade erst", bevor ich weiterredete wurde mir zum Glück noch bewusst, was ich da fast verraten hätte. Zum Glück spürte ich den Alkohol nicht mehr so stark, denn sonst hätte ich mich bestimmt verplappert.
"Was hast du grade?", fragte Alex irritiert nach. "Ach nix, ich glaub ich geh einfach nach Hause", sagte ich schnell und stand auf. "Ach komm, bleib noch ein bisschen. Es ist doch noch früh", versuchte Alex mich zu überreden und tatsächlich gab ich nach und folgte ihr schleppend wieder in den Club.Den Rest des Abends verbrachte ich allerdings an der Bar. Die Lust aufs Tanzen war mir vergangen und auch das Chaos in meinem Kopf wurde nicht weniger. So trank ich ein Bier nach dem anderen und ging meinen Gedanken nach, in der Hoffnung mit steigendem Alkoholpeegel würden die Gedanken in meinem Koof leiser werden. Genau wie ich, war auch Fee schon nicht mehr so nüchtern. Sie hatte Brian zum tanzen überreden können, weswegen ich die meiste Zeit alleine an der Bar saß. Gegen 4 Uhr verabschiedete ich mich dann schließlich von den anderen und ging nach Hause. Obwohl ich nicht mehr ganz nüchter war, kam ich ohne Probleme in der Wohnung an und hatte mich dann auch brav bei den anderen gemeldet, damit die sich keine Sorgen machen mussten.
Müde warf ich mich so wie ich war auf mein Bett. Plötzlich tauchten wieder Bilder von Lila vor meinen Augen auf. Bilder wie wir küssend auf dem Bett lagen und ihre Hände über meinen Körper wanderten. Ich konnte ihre Berührungen förmlich spüren und es machte mich wahnsinnig, das es nur Erinnerungen waren. Gedankenverloren griff ich nach meinem Handy und ging auf den Chat mit Lila und nahm eine Sprachnachricht auf. "Lila, ich weiß du brauchst den Abstand, aber das bringt mich um. Ich vermisse dich und ich bekomme dich einfach nicht aus meinem Kopf. Das wollte ich dir nur sagen", lallte ich in mein Handy und schickte die Nachricht weg. Kurz danach schlief ich ein, in den Klamotten und ohne mich abzuschminken.
Dementsprechend sah ich auch aus, als ich den nächsten Tag wach wurde, wie ein überrollter Waschbär. Es war bereits Mittag und die Sonne schien durch mein Wohnzimmerfenster direkt auf mich drauf. Müde und total zerzaust tapste ich ins Bad und erschrak vor meinem eigenen Spiegelbild. Dann zog ein stechender Schmerz durch meinen Kopf und ich musste mich erst einmal am Waschbecken abstützen. Vor meinem geistigen Auge liefen plötzlich noch einmal alle Bilder der Party an mir vorbei, und langsam dämmerte es mir, was alles passiert war. Erschrocken hob ich meinen Kopf. Was hatte ich mir nur dabei gedacht dieses Mödchen zu küssen? Und noch eine Erkenntnis traf mich wie ein Blitz: ich hatte Lila eine Sprachnachricht geschickt und ihr gesagt das ich sie vermisste.
So schnell wie mein müder Körper und die stechenden Kopfschmerzen es zuließen, rannte ich wieder zum Bett und suchte mein Handy. Lila hatte sich die Nachricht bereits angehört, aber nichts geantwortet. Na toll, ich war zu spät. Wieso schaffte ich es eigentlich immer wieder, alles was ich mir aufbaute, sofort wieder einzureisen. Das hatte sie jetzt bestimmt verschreckt. War ja auch ne total dumme Idee gewesen. Lila wollte in Ruhe über ihre Gefühle nachdenken und sich klar darüber werden, was mit uns beiden ist, und was aus uns werden könnten. Und was mache ich? Ich setzte sie unter Druck und halte mich nicht an mein Versprechen. Das hab ich ja gut gemacht.
Am liebsten hätte ich meinen Kopf einmal gegen die Wand gedonnert, aber da mein Kopf sich schon so anfühlte als würde er gleich zerspringen, ließ ich das lieber sein. Ablenkung, ich brauchte dringend Ablenkung. Vielleicht hatte Brian ja nochmal Zeit zum quatschen, überlegte ich, während ich kopfschüttelnd wieder zurück ins Bad ging.
Brian hatte wirklich Zeit und so trafen wir uns Nachmittags in einem Café. Ich erzählte ihm, wie die Situation zwischen Lila und mir grade war und auch über die Aussprache mit Alex redeten wir. Erstaunlicherweise hörte Brian mir sehr geduldig zu und verkniff sich seine blöden Kommentare. Allerdings redeten wir auch über ihn und Fee. Er erzählte, dass er irgendwie nicht wusste ob sie jetzt schon ein Paar wären oder eben nicht. So wie es aussah, war es bei uns beiden in Sachen Liebe etwas komplizierter. Aber immerhin konnten wir offen darüber miteinander reden und tatsächlich erzählte ich ihm alles recht offen, nur was genau ich Lila erzählt hatte von meiner Vergangenheit, ließ ich weg. Ich war Brian sehr dankbar, dass er nie blöde Fragen stellte, sondern so einfühlsam war und bemerkte worüber ich nicht sprechen wollte.
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Black Star
Teen FictionCara kommt nach Berlin um ein neues Leben anzufangen und ihre Vergangenheit zu vergessen. Sie versucht alles für ein gelungenen Neustart, doch einfach alles zu vergessen oder zu verdrängen, scheint nicht zu funktionieren. Außerdem kommen dann noch G...