"Mist", entfuhr es mir frustriert. Ich war mir so sicher gewesen, dass Lila hier sein musste, aber das war sie anscheinend nicht. Oder sie hatte einen Schlüssel und wollte einfach nicht gefunden werden.
Ein leises Schluchzen holte mich aus meinen Überlegungen zurück. Irritiert schaute ich in die Richtung aus der ich das Geräusch gehört hatte, und setzte langsam meine Füße voreinander. Ich ging rechts am Gebäude entlang, bis ich ungefähr ein Viertel hinter mich gebracht hatte.Dort, seitlich an dem großen runden Objekt, stand eine kleine hölzerne Parkbank, auf der Lila zusammengekauert saß und weinte.
"Lila", sagte ich freudig, aber zugleich auch besorgt. Auf der einen Seite war ich froh Lila endlich gefunden zu haben, auf der anderen Seite war es so schmerzhaft sie dort so zu sehen. Mit schnellen Schritten eilte ich zu ihr und kniete mich vor die Bank. "Lila, geht's dir gut?", fragte ich vorsichtig und legte meine Hand auf ihre Schulter, woraufhin sie kurz zusammenzuckte. Dann nahm sie den Kopf hoch und schlang ihre Arme um meinen Hals.Überrascht von Lilas Schwung, fiel ich nach hinten um und riss Lila mit, wodurch sie von der Bank fiel. Jetzt lagen wir also beide auf dem Rasen und konnten uns das Lachen nicht verkneifen, wobei es bei Lila eine Mischung aus weinen und lachen war. Nachdem wir uns etwas beruhigt hatten, schaute Lila mich plötzlich wieder ganz ernst an. "Es tut mir leid, ich hätte mich melden sollen", sagte sie traurig. "Schon okay", lächelte ich. "Was ist denn los?", fragte ich anschließend vorsichtig nach.
"Ich sollte bei meinen Eltern vorbeikommen, weil sie mit mir reden wollten. Sie haben erfahren, dass wir Leo angezeigt haben und das fanden sie natürlich nicht gut. Ich hab dann versucht ihnen zu erklären warum ich von Zuhause weg bin, aber ich glaube sie wollen mich nicht verstehen." Lila begann wieder ein wenig zu weinen, und ich streichelte beruhigend über ihren Rücken. "In meinem Kopf ist so ein großes Chaos, ich weiß nicht was ich fühlen, denken oder machen soll. Ich weiß ja nicht mal was ich nach dem Abi jetzt machen soll", fuhr sie nach kurzer Zeit fort. "Du wolltest doch gerne auf diese Tanzschule und Profi werden", antwortete ich Lila sanft.
"Ach, das schaff ich doch eh nicht. Ich hab kein Video zum bewerben und außerdem bin ich eh zu schlecht!" "Das ist Quatsch, und das weißt du auch. Du bist grade einfach ein wenig durcheinander und verwirrt, und glaub mir, ich kenne das. Aber das geht auch wieder vorbei und egal was dich bedrückt, und wenn es vielleicht nur eine kleine Sache ist die dich beschäftigt, du kannst mit mir immer über alles Reden. Und wenn du deine Ruhe haben möchtest, dann lass ich dich auch alleine Nachdenken. Versprochen."
Nachdem ich den Satz beendet hatte, drückte ich mit einer Hand Lilas Kinn vorsichtig nach oben, so dass sie mich wieder ansah. Lilas Augen durchdrangen mich und ich konnte förmlich spüren, wie sie bis zu meiner Seele in mich hineinsehen konnte. Auch ich sah nicht nur Lilas Augen, ich sah ihre Emotionen, wie sie sich in dem Blau ihrer Augen wiederspiegelten. Unglaublich wie nah man jemanden sein konnte, ohne ihn wirklich zu berühren.
Ganz langsam näherten sich unsere Gesichter einander an, ohne den intensiven Augenkontakt abzubrechen. Erst als unsere Nasenspitzen sich fast berührten und man die Spannung zwischen uns schon fast greifen konnte, blickte Lila von meinen Augen zu meinen Lippen und hauchte ein leises "Danke", woraufhin auch ich von ihren Augen zu den Lippen und dann wieder zu ihren Augen sah. Und dann berührten sich unsere Lippen endlich und die Spannung entlud sich, in einem unglaublich starkem Kribbeln, das sich über den ganzen Körper verteilte.
Der Kuss war anders, er war intensiver und voller Emotionen. Er drückte die Gefühle aus, die wir grade nicht einmal beschreiben konnten, aber es war unglaublich. Es war ein vorsichtiger, nicht fordernder und kurzer Kuss. Doch als unsere Augen wieder aufeinander trafen, wussten wir beide das dieser Kuss was ganz besonderes war.
"Wollen wir gehen?" fragte ich, nachdem Lila sich für ein paar Minuten an mich gelehnt hatte. Ich merkte das sie müde war und auch ich wollte gerne in mein Bett. Als Antwort bekam ich von Lila nur ein vorsichtiges Nicken, woraufhin wir langsam aufstanden. "Achso, das hab ich fast vergessen dir zu sagen", sagte ich als wir langsam losgingen. "In der Wohnung wartet übrigens Alex auf uns",fuhr ich fort.
Auf dem Rückweg erzählte ich Lila von meinem Abend und von Alex Entschuldigung. Sie war mindestens genauso überrascht gewesen über ihr Verhalten, aber sie freute sich. Lila sprach es zwar nicht aus, aber ich wusste trotzdem das sie Alex vermisst hatte. Immerhin waren die beiden ja auch beste Freunde. Über ihr Verschwinden und das Gespräch sprachen wir nicht weiter, denn ich wollte Lila zu nichts zwingen und ihr die Zeit geben die sie brauchte.
Zuhause angekommen, umarmten die beiden sich stürmisch und man sah deutlich wie sehr sich gegenseitig vermisst hatten. Als Alex gegangen war, konnten wir endlich schlafen gehen und gefühlte Sekunden nachdem ich in mein Kissen gefallen war, war ich auch schon eingeschlafen.
Gegen Mittag wurden wir von Ruby geweckt und Lila raffte sich auf, um eine kleine Runde mit ihr zu drehen. Ich ging in der Zeit duschen um mich wenigstens etwas menschlicher zu fühlen und wach zu werden. Doch all zu sehr konnte ich die Dusche nicht genießen, denn anscheinend hatte Lila ihren Schlüssel vergessen und klingelte mich aus der Dusche raus. Hastig griff ich nach irgendwas um mich zu bedecken. Als ich auf den Summer drückte, versuchte ich das Stück Stoff, welches ich ergattert hatte, auseinander zu bekommen. Zum Glück war es eins meiner großen Schlafshirts.
Mit nassen Haaren und nur dem Shirt bekleidet, stand ich dann an der Haustür und guckte ein wenig grimmig.
"Hey", strahlte mich Lila an. "Hi, du schuldest mir eine entspannte Dusche", sagte ich monoton und schloss die Tür hinter Lila. "Oh das tut mir Leid. Das wollte ich nicht", entschuldigte sie sich direkt. Kopfschüttelnd ging ich wieder ins Bad, um mich wenigstens vernünftig anzuziehen. Doch wieder wurde ich gestört."Du siehst sehr schön aus in dem Shirt", sagte Lila leise und ließ ihre Augen einmal über meinen ganzen Körper wandern. "Der Anblick gefällt die also?", fragte ich frech nach und ging langsam in Richtung Tür, in der Lila stand. Anscheinend warf mein Anblick sie wirklich aus der Bahn, denn anstatt zu antworten nickte sie nur. Plötzlich wirkte Lila nicht mehr so unschuldig, sondern hatte dieses Glitzern in den Augen, was mir verriet was Lila grade wollte.
Zwischen uns herrschte grade kein Knistern, das war ein Feuer und die Flammen schlugen immer höher. Auch wenn ich Lila noch so sehr fühlen wollte, ich wollte das so nicht. Ich wusste, wenn ich jetzt mit ihr schlafen würde, dann hätte ich mein Herz komplett an sie verloren und wenn wir doch niemals ein Paar werden würden, dann würde mein Herz in Millionen Splitter zerspringen.
"Denk nicht so viel nach", hauchte Lila in mein Ohr und küsste dann meinen Hals, während sie ihre Arme um mich schlang. Bei jeder Berührung ihrer Lippen, kribbelte mein ganzer Hals und ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Voller Leidenschaft küsste ich sie, ließ mich von meinen Gefühlen leiten und vergaß für einen kurzen Moment meine vorherigen Gedanken. Ruckartig schob ich Lila aus dem Bad, in Richtung Bett.
"Lila, du bist wunderschön", hauchte ich ihr ins Ohr und küsste ihr Ohrläppchen, was Lila nur mit einem Stöhnen kommentierte.
Kurz danach fanden unsere Lippen wieder einander und unsere Hände wanderten über den Körper des anderen. Meine Hände fuhren sanft ihre Hüften entlang, während ihre Hände sich vom Rücken, zu meinen Beinen vorarbeiteten. Als ihre linke Hand immer Höher wanderte, stoppte ich sie.Erschrocken sah Lila mich an: "Hab ich was falsch gemacht?" "Nein, ganz und gar nicht. Aber ich glaube wir sollten nicht weiter machen", antwortete ich ruhig und veränderte meine Position so, dass ich nicht mehr über Lila lag, sondern neben ihr saß. Sie sah traurig aus. "Das ist dein erstes Mal, das sollte was besonderes sein. Du solltest das wirklich wollen und vor allem solltest du ein wenig Ordnung in dein Chaos bringen. Du bedeutest mir so viel, das alles bedeutet mir zu viel", ich stoppte und überlegte was ich sagen wollte. "Ja, du hast recht", unterbrach Lila die kurze Stille zwischen uns und stand auf.
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Black Star
Teen FictionCara kommt nach Berlin um ein neues Leben anzufangen und ihre Vergangenheit zu vergessen. Sie versucht alles für ein gelungenen Neustart, doch einfach alles zu vergessen oder zu verdrängen, scheint nicht zu funktionieren. Außerdem kommen dann noch G...