Kapitel 27

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Zwei Tage waren schon vergangen, seit ich die Briefe verteilt hatte. Brian hatte sich tatsächlich seit dem nicht mehr gemeldet und ich musste zugeben, so ohne Freunde war es schon echt langweilig. Heute war Dienstag und wie die Tage zuvor, hatte ich nichts vor. Ich hatte viel Zeit mit Netflix verbracht, aber eigentlich wäre ich auch gerne mal raus gegangen. Allerdings wusste ich nicht wo ich hin gehen sollte, oder was ich alleine machen konnte. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich es bereute die Briefe geschrieben zu haben, aber so richtig glücklich war ich auch nicht. Eigentlich versuchte ich nur, mich die ganze Zeit irgendwie zu beschäftigen, um nicht an Lila denken zu müssen. Aber egal was ich versuchte, meine Gedanken wanderten früher oder später immer wieder zu ihr. Vor allem die letzte Begegnung war mir noch gestochen scharf in Erinnerung. Wie sie da in der Tür gestanden hatte und wie sie mir nach geeilt war. Immer wieder sah ich sie mir gegenüberstehen, mit diesem verzweifelten Blick und dieser Traurigkeit in den Augen. Ich konnte nur hoffen, sie würde mich bald vergessen haben und Jemanden finden, der sie glücklich machen konnte. Außerdem hoffte ich, Leo würde Lila nichts antun wenn ich mich weiter von ihr fernhielt. Ich meine, mir hatte er ja schon einen Denkzettel verpasst, das reichte.

Jetzt grade saß ich auf meinem Balkon und aß Eis. Es war mal wieder ziemlich heiß und noch war der Himmel Azurblau und wolkenlos. Allerdings hatten sie später schwere Gewitter gerufen.
Ich persönlich fand, es gab nichts schöneres als Sommerregen.

Wenn man den Regen schon in der Luft spürte und die Wolken sich immer weiter aufbauten, bis irgendwann die Spannung nicht mehr auszuhalten war und sich alles in einem Wolkenbruch entlud. Dann schlugen die ersten Tropfen ganz langsam auf dem Boden auf und man spürte von Sekunde zu Sekunde, wie die Feuchtigkeit in der Luft anstieg. Und mit den ersten Tropfen die auf dem Boden aufprallten, wurde dieser unverwechselbare Geruch frei von Sommerregen. Tropfen für Tropfen wurde der Boden dunkler und der Intervall der fallenden Tropfen immer schneller, bis schließlich ein Vorhang aus Tropfen in Sekundenschnelle zu Boden strömte. Währenddessen oben am Himmel, zogen die Wolken immer weiter und so zogen sie den Regen wie an einer unsichtbaren Schnur mit sich. Und jedes mal wenn der Sommerregen mich traf, fühlte es sich so an, als würde er meine Probleme, Sorgen und Nöte in diesem einen Moment bei Seite wischen. Das liebte ich am meisten daran. Die ganze aufgestaute Hitze die auf einen drückte, war plötzlich einfach weg. Der Regen war wie ein Neustart, vielleicht mochte ich ihn deswegen so sehr. Denn nach dem Regen, kam auch immer wieder die Sonne raus. Also egal wie dunkel es einem erschien, irgendwann kam auch wieder die Sonne. Irgendwann, man durfte nur nicht aufgeben daran zu glauben.

Während ich so in den Himmel schaute und meinen Gedanken freien Lauf ließ, verging bestimmt eine halbe Stunde. Aber es war mir egal, denn ich hatte ja eh nichts zu tun und was meine Nachbarn dachten war mir auch egal. Es sah bestimmt sehr merkwürdig aus, wie ich einfach so in den Himmel starrte. Aber in den knapp 3 1/2 Wochen die ich jetzt hier wohnte, waren mir eh kaum Leute begegnet. Bevor ich mir weiter Gedanken über meine Nachbarn machen konnte, klingelte mein Handy. Eine unbekannte Nummer rief mich an. Kurz überlegte ich ob ich nicht ran gehen sollte, entschied mich dann aber dafür.

"Ja?", fragte ich den unbekannten Anrufer. "Cara? Ich bin's Lila. Ich hab nicht viel Zeit, aber bitte hör mir kurz zu." Lilas Stimme überschlug sich und sie klang sogar ein wenig panisch. "Lila, ich äh, was ist los?", fragte ich hektisch. Sie musste schon einen guten Grund gehabt haben um mich anzurufen, dachte ich mir nur. "Ich glaub Leo hat irgendwas vor. Ich hab ihn vor der Wohnung parken gesehen. Ich weiß nicht was ich machen soll. Er hat doch bestimmt irgendwas vor." "Bist du alleine?", wollte ich wissen. "Nein", antwortete sie knapp. "Okay, dann wird er sich bestimmt nicht trauen zu klingeln", meinte ich, doch Lila unterbrach mich. "Mist, ich muss auflegen, mein Vater kommt." Sagte sie und danach war sie auch schon wieder weg.

Was sollte ich jetzt nur tun? Ich musste zu ihr fahren, aber ich konnte Leo nicht einschüchtern. Ich brauchte Hilfe und ich wusste auch schon, wen ich da fragen konnte. Schnell suchte ich die richtige Nummer und wählte sie. "Sag nichts, ich brauchte deine Hilfe. Es geht um Lila", sagte ich als mein Anruf angenommen wurde. "Okay, was soll ich tun und wie kann ich dir Helfen, Prinzessin?", fragte mich Brian direkt. "Wir müssen zu ihr nach Hause, sie hat Angst das Leo was vor hat. Sie hat ihn vor der Wohnung gesehen", erklärte ich so kurz wie möglich. Währenddessen war ich in die Wohnung gegangen und suchte nun ein paar Klamotten raus, die ich anziehen konnte. "Alles klar, Fee und ich holen dich ab und dann fahren wir zu ihr. Gegen uns alle hat er kein Chance." Brian klang sehr kämpferisch und überzeugend und das tat mir gut. Denn ich machte mir schon wirklich Sorgen, dass Leo Lila irgendwas antun würde. "Wir machen uns sofort auf den Weg", setzte er noch hinterher. "Okay gut, ich warte unten. Und Brian?" "Ja?" "Danke, du bist der Beste", sagte ich und musste sofort ein wenig Lächeln. "Ich weiß, ich weiß." Das war das Letzte was ich von ihm hörte.

Ungefähr zehn Minuten später, stand ich unten an der Straße und wartete auf die beiden. Als ein Mietwagen quietschend neben mir zum stehen kam, musste ich nicht einmal nachgucken und wusste schon, dass das wohl Brian sein musste. Schnell stieg ich zu den anderen beiden ins Auto. "Also, wo müssen wir hin?", begrüßte mich Fee als sie sich zu mir umdrehte. Ich erklärte wo Lila wohnte und Brian fuhr los. Während der Fahrt erzählte ich von dem Anruf und was mir Lila gesagt hatte.

Ich hatte keine Sekunde daran gedacht, dass Brian mir nicht helfen würde. Er war eben ein echter Freund und ich Idiot wollte ihn nicht als Freund haben. Genau das machte doch echte Freunde aus, dass sie immer für einen da sind, egal was war oder passiert ist.

Kurze Zeit später waren wir bei Lilas Wohnung angekommen. Während der Fahrt, hatten die Wolken sich zu einer Mauer aufgebaut und es war sichtlich dunkler geworden. Tatsächlich stand Leos Auto immer noch vor dem Haus. Sofort stieg Wut in mir auf. Am liebsten wäre ich aus dem Auto gesprungen und hätte diesen Arsch verprügelt. Doch Leo kam uns zuvor, stieg aus seinem Wagen und kam auf unser Auto zu. Brian stieg auch aus, woraufhin Fee und ich es ihm gleich taten.

"Du hast hier nichts verloren. Hau ab und lass Lila in Ruhe!", zischte Brian wütend. "Oh da hab ich jetzt aber Angst", antwortete Leo gespielt ängstlich. "Lila schuldet mir noch was und das hole ich mir auch", sagte Leo dann noch in einem ernsten Ton. Das war zu viel für mich. Wütend ging ich auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. "Du mieser Arsch verschwindest jetzt von hier!" "Sonst was, hm?",fragte er provokant. Doch bevor ich antworten konnte, unterbrach mich jemand und ich wich überrascht ein paar Schritte zurück.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt