Stabler
Es war schon beinahe Mitternacht, als ich meinen Spind im Umkleideraum öffnete. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein Blick über die Schulter zeigte mir, dass es Olivia war, die herein kam. Sie hielt kurz inne, als sie mich sah, ging dann aber ebenfalls zu ihrem Schließfach. Da es so spät geworden war, schlief Ally im Schlafraum des Reviers. Sie hatte den ganzen Tag über mit Huang die Akten über ihren Fall durch gesehen. Zuerst war ich sauer auf Liv gewesen, weil sie es ihr erlaubt hatte. Nun ja, noch wütender, als ich ohnehin schon auf sie gewesen war. Aber dann hatte ich gesehen, wie wissbegierig Ally alles aufsaugte, was sie erfuhr. Huang hatte mir erklärt, dass er glaubte, dass es Ally helfen würde mit dem Erlebten abzuschließen, wenn sie es ganz sachlich betrachtete. Und so hatte ich dem Vorhaben meinen Segen gegeben. Wie konnte ich auch nicht, wenn es ihr half. Sie hatte genug gelitten.
Nachmittags waren Liv und Fin mit Edward Tucker zurück gekommen und Liv hatte mir wortlos einen Karton hingehalten, bevor sie ins Stadtarchiv verschwunden war, um einige alte Zeitungsartikel herauszusuchen, die Thomas Archer anscheinend über sie geschrieben hatte. Und als ich gesehen hatte, was das kranke Schwein all die Jahre über Liv zusammengetragen hatte, war meine Wut auf sie einfach verpufft. Ich wusste ganz genau, was jetzt in ihr vorgehen musste. Es war schließlich Liv. Zweifelsfrei gab sie sich die Schuld an allem, was geschehen war.
"Fährst du heim?", fragte sie bemüht ungezwungen. Ich seufzte. Sie gab mir die Möglichkeit unseren Streit einfach beizulegen, ohne darüber zu reden. Also ging ich darauf ein: "Ja... auch wenn Kathy vermutlich nicht mit mir reden wird, weil es schon wieder fast Mitternacht ist."
Ich schloss mein Schließfach und sah sie an: "Was ist mit dir?"
Sie zuckte mit den Achseln: "Ich denke, ich lege mich hier ein wenig hin. Ich will nicht ohne Ally heim fahren und ich will sie nicht wecken. Der Tag war anstrengend genug."
Sie drehte mir den Rücken zu und zog sich ihr Oberteil über den Kopf, um sich ein frisches anzuziehen, wodurch sie kurze Zeit im BH vor ihrem Schließfach stand. Ich beobachtete sie abwesend und fragte unvermittelt: "Denkst du manchmal an früher?"
Sie hielt kurz inne und ich begegnete ihrem Blick im Spiegel, der in ihrer Schließfachtür hing. Dann riss sie sich von mir los und zog sich ein dunkelrotes Sweatshirt über den Kopf, bevor sie ihren Spind zumachte.
"Was meinst du?", fragte sie. Ich kam mir dumm vor und trotzdem ruderte ich nicht zurück, während ich sie weiterhin ansah: "Die Zeit bevor Ally entführt wurde. Als wir..."
"Versucht haben unsere Affäre vor Cragen zu verstecken? Ja, natürlich", unterbrach sie mich scherzhaft, auch wenn es irgendwie aufgesetzt klang. Sie setzte sich auf die Bank vor den Schränken und stützte sich links und rechts mit ihren Händen ab, während sie mich ihrerseits beobachtete. Ich war wie hypnotisiert nicht fähig den Blick von ihr abzuwenden: "Nein... ich meine, als wir Ally schon hatten... Fragst du dich auch manchmal, was gewesen wäre, wenn es nie passiert wäre?"
"Unsere Affäre?", fragte sie leise. Irgendwie verletzte es mich, dass sie unsere Beziehung, aus der immerhin ein Kind hervor gegangen war, als Affäre abtat. Aber ich kannte Liv. Ich wusste, dass sie das nur aus Selbstschutz tat. Dennoch hörte ich nicht auf.
"Nein. Allys Entführung. Ob wir heute eine glückliche Familie wären? Verheiratet? Mit noch mehr Kindern?"
Sie wandte den Blick ab: "El... das bringt doch nichts..."
Ich sah sie noch einen Augenblick länger an, bevor ich aufstand und zur Tür ging. Ohne mich umzudrehen sagte ich: "Gute Nacht, Olivia."
Benson
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
FanfictionBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...