Kapitel 1

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Lou

Es war kurz vor Mitternacht und ich eilte die nasse Straße entlang. Vorbei an vereinzelten Straßenlaternen, die den Gehweg nur spärlich beleuchteten und wunderschön gepflegten Vorgärten, die zur Zeit allerdings in der Dunkelheit verschwunden waren. Ich hatte Nancy und Paul versprochen, dass ich um Mitternacht zuhause sein würde und ich wollte dieses Versprechen halten. Ich war achtzehn und somit eigentlich nicht mehr verpflichtet das zu tun, was die beiden von mir verlangten, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie vor vier Jahren ein Mädchen im Teenager-Alter von der Straße geholt und einfach bei sich aufgenommen hatten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, wollte ich ihnen diesen Gefallen tun. Die beiden waren ein Vorzeige-Ehepaar und hatten mich vom ersten Tag an gut und mit mehr Freundlichkeit behandelt, als ich sie in meinem Leben je zu spüren bekommen hatte.

Meine Schritte beschleunigten sich noch etwas, während ich meinen Schal mit einer Hand festhielt, da er beinahe von meinem Hals geflattert wäre und mit der anderen den Riemen meines Rucksacks. Nicht nur, dass ich rechtzeitig zuhause sein wollte, New York bei Nacht, war nicht unbedint der sicherste Ort für eine junge Frau. Wenn auch längst nicht so gefährlich, wie der Ort, von dem ich kam. In den meisten Fenstern brannte schon kein Licht mehr, aber als ich vor unserem Haus stand und nach oben blickte, sah ich, dass das Schlafzimmer der beiden noch immer hell erleuchtet war. Sie warteten auf mich, wie eigentlich immer. 

Ich zog meinen Schlüssel aus meiner Manteltasche und schloss mit einer geübten Bewegung die Tür auf, bevor ich mich die drei Stockwerke, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, nach oben quälte und die Wohnungstür aufschloss.

"Ich bin zuhause!", rief ich in die Stille Wohnung hinein. Ich schloss die Tür hinter mir und hängte Mantel, Handtasche und Schlüssel an die Haken im Flur, bevor ich aus meinen Turnschuhen schlüpfte. Es kam keine Antwort. Vielleicht hatten sie mich nicht gehört.

"Nancy? Paul?", ich ging den Flur entlang auf die Tür zu, die zum Schlafzimmer der beiden führte und ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Unwillkürlich bekam ich eine Gänsehaut und jeder Schritt kostete mich mehr Überwindung, als ich sah, dass die Tür nur angelehnt war und trotzdem keine Reaktion der beiden kam. Langsam schob ich die Tür weiter auf und taumelte augenblicklich wieder einen Schritt zurück, als ich sah, was sich dahinter verbarg.

Nancy lag halb nackt auf dem Bett und eine Unmenge an Blut tränkte die Laken unter ihr, das eindeutig von einer Schnittwunde an ihrer Kehle herzurühren schien. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten leblos neben das Bett, wo Paul mit freiem Oberkörper auf dem Bauch lag. Seine Brille lag zerbrochen neben seinem Gesicht und über seinen Rücken war quer und in roten, blutigen Buchstaben ein einziges Wort geschrieben: Gefunden.

Ich wich bis zur Wand zurück und hielt mich an der Kommode fest, während sich in mir alles zusammenzog. Er hatte mich gefunden.


Benson

Ich beugte mich neben der Gerichtsmedizinerin Dr. Melinda Warner über den weiblichen Leichnam: "Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten."

Warner nickte und untersuchte den blutverkrusteten Schnitt: "In der Tat. Vermutlich mit dem Küchenmesser, das neben dem Bett lag. Der Griff wurde abgewischt, ich habe es schon überprüft. Der Mann starb auf die gleiche Art."

Sie nickte in Richtung des männlichen Leichnams, über den sich mein Partner Elliot Stabler gerade beugte.

"Lässt sich schon sagen, ob sie vergewaltigt wurde?", fragte ich mit einem Blick auf ihre zerissene Kleidung.

"Sie zeigt deutliche Abwehrverletzungen. Mehr kann ich erst sagen, wenn ich sie auf dem Tisch habe."

"Was ist mit dem Blut auf seinem Rücken?", meldete sich Elliot zu Wort und richtete sich auf. 

Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt