Kapitel 46

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Benson

Ich schlenderte über den Hof und sah mich um. Einige der anderen Insassinnen beäugten mich misstrauisch. Andere feindselig. Es hatte sich schnell herum gesprochen, dass ich ein ehemaliger Cop war. Allerdings hatte sich bisher noch niemand getraut, die Hand gegen mich zu erheben. Vielleicht auch, weil Fin ständig in meiner Nähe herum lungerte. Wenn er nicht ein bisschen vorsichtiger war, würde unsere Tarnung auffliegen.

"Benson oder?", fragte mich eine Frau und stemmte ihre Hände in die Hüften. Ich musterte sie von oben bis unten: "Olivia. Und du bist?"

"Kelly", erwiderte sie und sah mich auf eine Weise an, die mir eine Gänsehaut bereitete.

"Kann ich dir irgendwie helfen, Kelly?", fragte ich mit gerunzelter Stirn. Sie grinste: "Du hast meine Zellennachbarin hier rein gebracht. Wenn ich du wäre, würde ich ihr aus dem Weg gehen."

"Soll das eine Drohung sein?", fragte ich und versuchte möglichst unbeeindruckt zu klingen.

"Eine Warnung", gab sie achselzuckend zurück, "Wenn du mich fragst, dann gehört sie in den Todestrakt. Sie hat ihr eigenes Kind umgebracht. Das ist schon heftiger Scheiß."

Ich schwieg. Wie viele Gespräche dieser Art würde ich hier drinnen noch führen. Aber ich beschloss, dass ich Kelly am Reden halten musste, schließlich sollte ich hier drinnen Anschluss finden.

"Und du bist natürlich unschuldig hier drinnen", gab ich patzig zurück. Sie erstarrte und musterte mich aufmerksam: "Nein. Das hab' ich nie gesagt. War nur blöd genug mich beim Dealen erwischen zu lassen. Hab' nie was anderes gelernt und hier drinnen ist das ein bisschen schwierig."

"Aber ihr kommt trotzdem an Stoff oder?", ich dachte an die zugedröhnten Frauen, die ich in der Bibliothek gesehen hatte. Die verräterisch roten Augen und das ständige Nasekratzen waren weitere Dinge, die hier überall auf den Gängen zu sehen waren. Kelly kniff die Augen ein wenig zusammen: "Schon."

"Und wie?", fragte ich leise.

"Hör' mal, wenn du hier drinnen überleben willst, solltest du dieses Cop-Getue sein lassen. Nicht nur ich war anscheinend zu blöd für meinen Job. Also, warum bist du hier?"

Meine Mundwinkel zuckten: "Ich hab' jemanden erschossen."

Sie nickte anerkennend: "Soso. Wohl den falschen, he?"

Ich schüttelte den Kopf: "Eigentlich nicht, nein. Das Schwein hatte es verdient."

Jetzt hoben sich auch ihre Mundwinkel: "Hat dir wohl was angetan, ja?"

"Kann man so sagen", gab ich knapp zurück und hatte dann eine Idee, "Genau wie einer Freundin von mir. Natalie Parker. Sagt sie dir was?"

Kelly lehnte sich ein Stück zurück und sah sich dann kurz um. Keiner der Wärter war in unmittelbarer Nähe.

"Diese Staatsanwältin, die hier seit ein paar Monaten einsaß."

Ich nickte bestätigend.

"Sie hat sich mit den falschen Leuten angelegt", meinte Kelly unheilschwanger. Ich zog die Augenbrauen hoch: "Mit den Wärtern? Einem bestimmten?"

Kelly machte den Mund auf, schloss ihn aber im nächsten Moment wieder, als eine Stimme ertönte: "Benson. Besuch für dich."

Ich drehte mich um und erblickte den Wärter Baily, der auf mich zukam. Fin wollte ihm schon folgen, aber ich hielt ihn mit einem minimalen Kopfschütteln davon ab. Baily packte mich grob am Arm und zog mich zum Eingang.

"Ich erwarte aber keinen Besuch", teilte ich ihm ruhig mit und fragte mich innerlich, was das zu  bedeuten hatte. Jemand aus meinem Team? Mit Anweisungen? Das war verdammt gefährlich. Und eigentlich sollte ich nötige Informationen über Fin erhalten.

Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt