Kapitel 35

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Stabler

Ich betrat zusammen mit Ally das Revier und sie verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange bei mir, bevor sie mit wehendem Pferdeschwanz verschwand, um Huang zu suchen. Sie ging noch immer freiwillig bei ihm in Therapie und er hatte zugestimmt sie weiterhin zu betreuen, auch wenn das FBI ihm ein wenig Druck deswegen machte.

Ich hatte einen Berg Papierkram vor mir, der mit Billy Archers Verhandlung zusammenhing. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass Cragen mich bestrafen wollte, weil Liv meinetwegen ging. Wann immer ich sie sah, wusste ich nicht, ob ich wütend sein wollte oder einfach nur traurig. Mit ihrem Verschwinden hatte sie mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht so empfand wie ich.

Billys Verhandlung sollte heute Nachmittag sein, weshalb der Staatsanwalt Barba sich schon vor einigen Stunden mit Fin, Munch und Cragen in dessen Büro verschanzt hatte und letzte Vorbereitungen traf. Der Fall schien ihm wirklich wichtig  zu sein. Ob, weil ihm etwas an Liv lag oder weil er den Mistkerl endlich unwiderruflich einbuchten wollte, konnte ich nicht sagen. Auch wenn ich ihn gerne hassen wollte, musste ich zugeben, dass er ein anständiger Mann war. Irgendwie erinnerte mich sein Gerechtigkeitssinn ein wenig an Liv. Eigentlich erinnerte mich im Moment alles an sie. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich wollte diesen Job hier nicht. Ich wollte sie. Aber mein Plan war nicht aufgegangen.

Amaro saß an seinem Schreibtisch und ignorierte mich geflissentlich, während Rollins auf ihre Tastatur einhämmerte. Von Liv war weit und breit keine Spur zu sehen. In diesem Moment öffnete sich die Tür zu Cragens Büro und die vier Männer kamen heraus. Während Fin und John zu ihren Schreibtischen gingen, tauschten Cragen und Barba noch einige Worte aus, bevor sich der Staatsanwalt verabschiedete und das Revier verließ.

Ich lehnte mich zurück und wandte mich an Munch: "Läuft alles glatt?"

Er nickte und faltete seine Hände über seinem Bauch: "Er wird niemandem mehr weht tun."

Fin stimmte zu: "Barba macht ihn fertig."

Dann wandte er sich an Amaro: "Allerdings vermutet er, dass Billys Verteidiger dich noch wegen Polizeibrutalität in die Pfanne haut."

"Soll er versuchen", brummte der junge Detective, "Der Mistkerl hatte es verdient. Wenn du Jury mir da nicht zustimmt, häng' ich meine Marke an den Nagel."

"Sei lieber vorsichtig", warnte Munch, "Billy ist ein rhetorisches Genie. Wenn er irgendeine Chance sieht, wird er alles so verdrehen, dass wir nachher als die Bösen dastehen."

Auch Rollins musterte ihren Partner mittlerweile über den Rand ihres Bildschirms hinweg: "John hat Recht, Nick. Du machst es nicht besser, wenn du vor Gericht ausrastest."

"Ich kann mich zusammen reißen", gab Nick patzig zurück, "Er soll nur aufpassen, dass er mir nicht außerhalb des Gerichtssaals über den Weg läuft."

Ich wusste noch immer nicht, was ich von Amaro halten sollte. Er war jung. Impulsiv. Aber auch wenn ich es nur ungern zugab, ein guter Cop. Und er hasste mich mit einer Leidenschaft, der ich unwillkürlich ein wenig Respekt zollen musste.

Liv erschien vor den Fahrstühlen und kam zu uns herüber. Mein Blick fiel auf den halbeingeräumten Karton auf ihrem Schreibtisch und verfinsterte sich augenblicklich.


Benson

Ich begrüßte die anderen und fuhr damit fort meinen Schreibtisch auszuräumen, während auch die anderen weiter arbeiteten. Elliot füllte irgendwelche Formulare aus, Amanda tippte auf ihrer Tastatur herum, Nick starrte hin und wieder finster zu Elliot und John und Fin unterhielten sich gedämpft. Ich betrachtete das Foto von Ally und mir, das auf meinem Schreibtisch stand, seit wir sie wiedergefunden hatten. Ich spürte Elliots Blick auf mir, sah aber nicht auf.

Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt