Stabler
Liv blieb eine ganze Weile bei Ally drinnen. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Einerseits war ich eifersüchtig auf Liv, dass sie ein so gutes Verhältnis zu unserer Tochter zu haben schien. Dann war da meine Sorge um sie und meine Wut auf Billy, weil ihr das Gleiche angetan hatte, wie zuvor sein Vater. Ich wollte sie an mich ziehen und beschützen. Und gleichzeitig wollte ich sie von mir stoßen und dass sie aus meinem Leben verschwand. Ich gab ihr die Schuld an meinen Problemen mit Ally. An meinen Problemen mit Kathy. Obwohl ich wusste, dass das absoluter Blödsinn war.
Als sich die Tür schließlich wieder öffnete, bekam ich augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Ich musterte Liv von oben bis unten. Die Kleidung des NYPD und ihr unordentlicher Zopf unterstrichen nur, wie fertig sie aussah. Da war etwas in ihrem Blick. Ich konnte ganz genau sehen, wie sie versuchte es beiseite zu schieben und allen gegenüber stark aufzutreten. So als würde ihr das, was Billy getan hatte, nichts ausmachen. Aber ich wusste es besser. Ich wusste, dass sie dieses Päckchen ebenfalls für sehr lange Zeit mit sich herum tragen würde. Nur wusste ich nicht, ob ich ihr dabei helfen sollte.
Sie fuhr sich erschöpft mit einer Hand übers Gesicht und sah dann zu mir, bevor sie in Richtung Tür nickte: "Jetzt geh' schon zu ihr."
Ich schüttelte frustriert den Kopf: "Sie will mich nicht sehen, Liv."
Sie legte den Kopf schief und lächelte leicht: "Natürlich will sie das, El. Sie ist nur zu stolz es zuzugeben."
Mit diesen Worten ging sie an mir vorbei den Flur entlang. Ich sah ihr hinterher und kam nicht umhin mich zu fragen, ob dasselbe auch für sie galt. Ich verwarf den Gedanken und betrat das Behandlungszimmer. Ich trat an das Fußende von Allys Bett und einen Moment lang sahen wir uns einfach stumm an. Schließlich fragte sie: "Wann geht dein Flieger zurück nach DC?"
Ich sah sie fragend an. Sie zuckte mit den Schultern: "Billy ist wieder hinter Gittern... und wahrscheinlich erhöhen sie seine Strafe noch."
Ich ging um ihr Bett herum und ließ mich auf einen Stuhl sinken. Ich stützte meine Ellenbogen auf meinen Knien auf und verschränkte meine Finger, während ich den Blickkontakt aufrecht erhielt: "Ich geh' nicht weg, Ally."
Ich sah ehrliche Verblüffung in ihrem Blick und das brach mir das Herz. Mir wurde klar, was ich ihr mit meiner Flucht nach DC für ein Signal gesendet hatte. Wenn sie begann Menschen zu vertrauen, ließen diese sie früher oder später im Stich.
"Ich schulde dir eine Entschuldigung", fügte ich ernst hinzu, "Ich hätte nicht einfach verschwinden dürfen... und glaub' mir, das werd' ich nicht noch mal."
Ihre wachen, dunklen Augen, die mich so sehr an Liv erinnerten, schienen mich einige Augenblicke lang zu durchbohren, aber dann seufzte sie: "Ich werde dir nichts vorlügen. Dass du gegangen bist, war das Allerletzte. Gerade Mom gegenüber. Aber ich glaube, ich verstehe, warum du es tun musstest."
Ich sah sie dankbar an. Dann zögerte ich und meine Miene wurde wieder ernst: "Wie schlimm war es, Ally? Ich meine... für Liv? Denkst du, sie kommt klar?"
Sie starrte einen Moment lang auf einen Punkt über meiner Schulter, aber dann zuckte sie wieder mit den Achseln: "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht... Ich... ich dachte, sie gibt mir die Schuld... aber..."
"Das würde sie nie tun", stimmte ich ihr ruhig zu. Sie sah mich besorgt an: "Aber du kennst sie, Dad..."
"Sie wird das in sich hinein fressen", bestätigte ich ihre Befürchtungen erneut.
"Dann lass' das nicht zu...", flüsterte sie eindringlich. Ich seufzte: "Es tut mir so leid, dass ich das letzte Mal nicht für sie da war, aber... ich glaube nicht, dass sie sich jetzt gerade mir anvertraut."
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
FanfictionBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...