Kapitel 42

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Benson

Ich fuhr direkt zu dem Krankenhaus, in das Natalie Parker eingeliefert worden war. In meinem Bauch rumorte es. Warum wollte sie ausgerechnet mit mir sprechen? Sie konnte sich doch denken, dass ihr gegenüber nicht unbedingt freundschaftliche Gefühle hegte, nachdem sie sowohl mir, als auch Ally vor Gericht so zugesetzt hatte und Billy dann zu allem Überfluss auch noch dabei geholfen hatte, aus dem Gefängnis auszubrechen. Weshalb er Ally entführen und mich vergewaltigen hatte können.

Ich hielt einer Schwester meine Marke hin: "Sergeant Benson. Ich bin wegen Natalie Parker hier."

Die Schwester nickte und wollte mir gerade die Richtung weisen, als Amanda den Kopf aus einem Zimmer streckte. Sie kam zu mir und bevor ich wusste, wie mir geschah, drückte sie mich fest an sich: "Es tut so gut, dich zu sehen."

Sie ließ mich wieder los und lächelte mich an, was ich leicht erwiderte: "Gleichfalls. Also, was haben wir?"

Rollins wies in Richtung des Zimmers, aus dem sie eben gekommen war: "Genau wissen wir das auch noch nicht. Die Gefängnisleitung hat uns gerufen, als Parker der Psychologin im Gefängnis erzählt hat, dass sie vergewaltigt worden wäre. Von einem Wärter. Allerdings will sie nicht sagen von welchem. Wir haben ein Rape-Kid gemacht, aber Warner denkt nicht, dass sie noch etwas findet. Der Übergriff ist vier Tage her."

"Warum will sie mit mir reden?"

Rollins hob die Augenbrauen: "Ich weiß es nicht, aber sie hat auf dich bestanden... Hör' mal, Liv... du musst das nicht tun, wenn du nicht willst. Wir alle würden das verstehen..."

Ich winkte ab: "Wenn sie vergewaltigt wurde ist sie ein Opfer. Ganz egal, was sie vorher getan hat, sie verdient die gleiche Behandlung, wie jeder andere auch."

Die Blonde nickte: "Okay. Soll ich mit rein kommen?"

Ich schüttelte den Kopf: "Ich rede zuerst allein mit ihr und finde heraus, was sie will."

Wir tauschten noch einen kurzen Blick, bevor ich das Krankenhauszimmer betrat und Natalie Parker auf dem Behandlungsstuhl entdeckte. Nichts erinnerte mehr an die seriöse Anwältin, die sie noch vor einiger Zeit gewesen war. Ihr ehemals langes dunkles Haar trug sie mittlerweile kinnlang und ihre Augen, die bei Gerichtsterminen immer sorgfältig geschminkt gewesen waren, lagen tief in ihren Höhlen. Ihr Blick erinnerte an den eines getriebenen Tieres und ich registrierte, dass ihre Fingernägel abgekaut waren. Alles Zeichen dafür, dass sie die Wahrheit sprach. Oder ein verdammt schlechtes Gewissen hatte.

Ein Officer war mit im Raum, ich wandte mich ihm zu: "Würden Sie uns einen Moment allein lassen?"

Ich schob meine Jacke ein Stück zur Seite, sodass er die Marke an meinem Gürtel sah: "Und würden Sie ihr die Handschellen abnehmen?"

Egal, ob sie ein Häftling war. Im Moment war sie ein Opfer. Und ich würde nicht zulassen, dass ein Opfer Handschellen trug.

"Das geht nicht, Sergeant", erwiderte der Officer, "Sie ist eine Strafgefangene."

"Ich weiß", erwiderte ich ruhig, "aber ich denke, wir kommen im Moment ohne aus."

Er zögerte noch einen Augenblick, aber dann öffnete er ihre Handschellen und verließ den Raum. Natalie Parker sah mich auf eine Weise an, die ich nicht deuten konnte.

"Okay, Miss Parker", fing ich professionell an und verschränkte meine Finger ineinander, während ich vor ihr stehen blieb, "Was ist passiert?"

Sie beobachtete mich einen Augenblick lang, so als wäre sie nicht ganz sicher, ob ich es ernst meinte, aber dann begann sie mit rauer Stimme zu sprechen: "Ich wurde vergewaltigt."

Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt