Ally
Es war kurz nach sechs Uhr, als Rollins und Carisi das Revier wieder betraten und eine frische Fuhre Kaffee mitbrachten, die wir alle dankbar entgegen nahmen. Nachdem klar gewesen war, dass es sich bei der Babyleiche nicht um Noah handelte, war an Schlaf erst recht nicht mehr zu denken gewesen. Ich war mit Mom und Dad zurück aufs Revier gefahren und hatte mit Fin dutzende Überwachungsbänder gecheckt, während Mom, Dad und Captain Cragen Telefonate geführt und sich erneut mit Mrs Archer auseinander gesetzt hatten. Doch sie redete nicht. Dad war noch immer mit Cragen bei ihr im Befragungsraum, während Mom auf der Empore leise mit Nick Amaro telefonierte, der sich erkundigte, wie wir voran kamen. Er hatte sich ein Flugticket kaufen wollen, als er von Noahs Verschwinden gehört hatte, aber Mom hatte ihn davon abgehalten. Trotzdem hatte ich ihr angesehen, wie gerührt sie von seiner Sorge war.
Alle gaben ihr Bestes. Auch Rafael Barba hatte die ganze Nacht auf dem Revier verbracht. Er ärgerte sich mit Mrs Archers Verteidiger herum und versuchte einen Weg zu finden, sie zu einer Aussage zu zwingen.
"Irgendetwas Neues?", fragte Carisi, als er und Rollins vor Fins Schreibtisch zum Stehen kamen. Wir schüttelten synchron die Köpfe. Meine Augen brannten von dem langen Starren auf den Bildschirm und Fin erging es nicht anders.
"Wie wär's, wenn wir euch ablösen, damit ihr mal eine Pause machen könnt?", fragte Amanda sanft und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich streckte mich ein wenig. Eigentlich wollte ich keine Pause machen. Ich musste etwas tun. Alles, was ich konnte. Es ging schließlich um Noah. Meinen kleinen Bruder. Trotzdem nickte ich schließlich.
Fin sah mich an: "Lass' uns Frühstück holen. Danach machen wir weiter."
Ich nickte einmal und wir gingen zu Fuß zu einer Bäckerei eine Querstraße entfernt, um dort Gebäck für alle zu besorgen. Der Afroamerikaner sah mich prüfend von der Seite her an: "Wie kommst du klar?"
Ich zuckte müde mit den Achseln: "Ich mache mir furchtbare Sorgen um Noah... immerhin habe ich zugelassen, dass sie ihn..."
"Hör' auf damit", meinte Fin sofort entschieden, "Deine Mom macht dir die Hölle heiß, wenn sie dich so reden hört."
Ich lächelte erschöpft: "Ich weiß. Aber ich kann es nun mal nicht ändern."
Er nickte: "Ich versteh' das."
"Fin?", fragte ich zögernd. Er sah mich an.
"Wie hoch sind deiner Erfahrung nach die Chancen, dass wir ihn noch lebend finden?"
Ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte und Fins Seufzen bestätigte meine Befürchtungen.
"Ich werde dir nichts vormachen", meinte er ernst, "Wir haben keine Ahnung, was diese Irre mit ihm gemacht hat. Aber ich persönlich glaube erst, dass er tot ist, wenn ich es mit eigenen Augen sehe."
Ich schluckte schwer und er knuffte mir mit seiner freien Hand leicht gegen den Arm: "Hey, positiv zu bleiben ist jetzt das Allerwichtigste."
In der Eingangshalle des Reviers trafen wir auf Alex Cabot, die uns die Aufzugstüren offen hielt, als sie uns entdeckte.
"Gibt es etwas Neues?", fragte ich alarmiert. Sie nickte: "Die Staatsanwaltschaft wird Helen Archer einen Deal anbieten, wenn sie uns Noahs Aufenthaltsort verrät. Barba hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um den Staatsanwalt zu überzeugen."
"Was bieten Sie ihr an?", fragte Fin.
"Drei Jahre Bewährung und eine Therapie, wenn wir Noah lebend finden."
"Und wenn nicht?", stellte ich die Frage, die sie zu umgehen versucht hatte. Sie sah mich ernst an: "Drei Jahre."
"Das ist gar nichts", schnaubte Fin. Cabot nickte: "Aber das ist es uns wert, wenn wir Noah dadurch finden."
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
FanfictionBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...