Ally
Vor einer Woche waren Mom und Dad nachhause gekommen und noch bevor sie etwas hatten sagen können, war mir der funkelnde Verlobungsring an Moms Finger ins Auge gesprungen. Fassungslos hatte ich zugehört, wie die beiden mir erzählt hatten, dass Dad ihr den Antrag auf dem Gehweg vor seinem Revier gemacht hatte. Nachdem er fast seine neue Partnerin geküsst hatte. Ich hatte nur den Kopf geschüttelt, aber dann war ich den beiden um den Hals gefallen.
Und seit dem war es nicht mehr auszuhalten. Die beiden waren so glücklich verliebt, dass es schon fast widerlich war. Sie verbrachten so viel Zeit sie konnten miteinander, mit Noah und auch mit mir, auch wenn ich häufiger mal zu Ken flüchtete. Trotzdem freute ich mich unheimlich für die beiden. Sie hatten so einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich, auf dem so viele Menschen, hauptsächlich die Archers, versucht hatten, ihnen Steine vor die Füße zu legen. Dass jetzt alles so glimpflich ausgegangen war, grenzte an ein Wunder.
Auch diese Nacht hatte ich bei Ken verbracht und jetzt war ich auf dem Weg zu einer Sitzung mit Huang. Bevor ich allerdings auf die Empore stieg, wo er auf mich wartete, schlug ich den Weg zur Toilette ein. Ich überprüfte mein Spiegelbild und wusch mir die Hälfte, als aus einer der Kabinen ein verzweifeltes Fluchen drang. Diese Stimme kannte ich doch.
"Amanda?", fragte ich mit gerunzelter Stirn, "Alles okay?"
"Ally?", kam es erschrocken zurück. Ich klopfte leicht an die Kabinentür: "Mach' schon auf. Ich hab' Erfahrung mit Frauen mittleren Alters, die sich im Bad einschließen."
"Mittleren Alters?", schnaubte sie, aber einen Moment später öffnete sich die Kabinentür und gab den Blick auf die blonde Detective frei, die auf dem heruntergeklaptten Toiletten-Deckel saß.
"Was machst du hier?", fragte sie, um von sich abzulenken.
"Ich hab' einen Termin bei Huang", erwiderte ich ruhig, "aber die bessere Frage ist wohl, was du hier machst?"
"Ich arbeite hier", erwiderte sie halbherzig. Ich hob meine Augenbrauen. Sie seufzte: "Ich hab' einen Test gemacht. Ich bin schwanger."
Sie trug es definitiv mit mehr Fassung, als Mom damals. Verständlicherweise. Meine Lippen öffneten sich trotzdem überrascht einen Spalt breit: "Ich wusste gar nicht, dass du einen..."
"Hab' ich nicht", unterbrach sie mich und presste ihre Lippen aufeinander. Dann fuhr sie sich frustriert mit den Händen übers Gesicht: "Ich hätte besser aufpassen müssen... wie konnte ich nur so dämlich sein?"
Ich lehnte mich in die Kabinentür: "Weißt du, wer der Vater ist?"
Sie nickte langsam: "Das macht es aber nicht besser."
Sie schwieg eine Weile.
"Und was jetzt?", fragte ich vorsichtig. Sie seufzte und zog ein Knie an ihre Brust, während sie die Stirn runzelte: "Ich weiß es ehrlich nicht... ich hab' noch nie darüber nachgedacht, ob ich Kinder will... Gerade bei diesem Job..."
"Mom kriegt es auch hin", gab ich achselzuckend zurück.
"Deine Mom ist auch Wonder Woman", schmunzelte Amanda leicht. Meine Mundwinkel zuckten.
"Es ist ja nicht so, dass du alleine wärst", teilte ich ihr mit, "Mom, Dad, Fin... ich bin mir sicher, dass sie dich unterstützen werden, egal wie du dich entscheidest. Selbst dieser neue... Carisi."
Und als Amanda beim Namen des neuen Detectives erneut ihre Lippen aufeinander presste, verstand ich. Mir klappte die Kinnlade herunter: "Er ist der..."
"Nicht so laut!", meinte die Blonde hastig, "Ja, verdammt. Wir hatten was, bevor wir wussten, dass wir zusammen arbeiten würden."
"Dann sag' es ihm!"
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
FanfictionBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...