Ally
Ich wusste, dass etwas nicht in Ordnung war, sobald Olivia und Elliot den Raum betraten. Ich war gerade dabei zu versuchen, Huang zu erklären, wie ich mich gestern gefühlt hatte, als ich plötzlich Thommy gegenüber gestanden hatte, als die beiden unser Gespräch unterbrachen. Zusätzlich bemerkte ich auf Anhieb, dass zwischen den beiden irgendetwas nicht stimmte. Ihre Körpersprache war nicht so eng wie sonst und während Olivia total fertig wirkte und sich immer wieder mit den Fingern die Schläfe massierte, wirkte Elliot ziemlich gereizt.
"Es tut mir leid, dass wir euch unterbrechen müssen", meinte Dad mit erschöpfter Stimme. Ich sah zu Olivia, die mir einen besorgten Blick zuwarf. Ich nahm mir vor sie zu fragen, wo sie heute morgen gewesen war. Sie hatte eigentlich vorgehabt auch auf dem Revier zu schlafen.
"Thomas Archer hat ein neunjähriges Mädchen ermordet und es tut mir leid, dir das zumuten zu müssen, Ally, aber wir würden dir gerne ihr Foto zeigen. Vielleicht kennst du sie... vielleicht hat sie irgendeine Verbindung zu Archer...", erklärte er weiter. Ich schluckte und nickte entschlossen: "Klar. Ich tue, was ich kann."
Olivia setzte sich neben mich auf das kleine Sofa und zog ein Bild aus ihrer Manteltasche. Ein kleines blondes Mädchen mit Sommersprossen strahlte in die Kamera. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es genau: "Wie heißt sie?"
"Ashley Cooper", erwiderte sie leise. Ich hörte an ihrem Tonfall, dass es ihr ziemlich nahe ging. Ich schüttelte bedauernd den Kopf: "Tut mir leid... ich kann mich nicht erinnern, sie schonmal irgendwo gesehen zu haben."
Dad nickte: "Kein Problem, trotzdem danke."
"Hat sie... hat sie leiden müssen?", fragte ich mit leicht zitternder Stimme. Die beiden schwiegen zu lange, bevor sie die Köpfe schüttelten, als das ich nicht bemerkte, dass sie logen. Ich warf Dr. Huang einen vielsagenden Blick zu. Sie versuchten mich zu schützen. Schon wieder. Und schienen dabei vergessen zu haben, dass ich längst nicht mehr ihre fünfjährige Tochter von damals war. Er erwiderte meinen Blick ruhig. Ich seufzte: "Ich... ich würde gerne nachhause, wenn das okay ist... ich kann mir auch ein Taxi rufen."
Olivia schüttelte den Kopf: "Das kommt nicht in Frage, solange Archer da draußen frei herum läuft."
Sie warf Dad einen vorsichtigen Blick zu: "Wie wär's, wenn ich dich fahre und wir zusammen etwas kochen? Heute Abend könntest du dann wieder mit zu Elliot..."
Dieser verengte seine Augen kurz ein kleines bisschen und sah sie argwöhnisch an, stimmte aber dann mit einem Nicken zu: "Das halte ich für eine gute Idee. Ich fahre mit Munch zum Tatort. Vielleicht kannst du dir das, was wir über das Familienumfeld des Opfers gefunden haben, nochmal etwas genauer ansehen."
Olivia nickte. Die beiden gingen so betont höflich miteinander um, dass es schon fast gruselig war. Und Olivia sah aus, als hätte sie eine durchwachte Nacht hinter sich... und heute morgen keine Dusche gehabt. Ich hob beide Augenbrauen.
Ich verabschiedete mich von Huang und meinem Dad, der versprach mich heute Abend abzuholen und fuhr dann mit Olivia zu ihrer Wohnung. Ich schwieg die ganze Fahrt über und sie schien ihrerseits so in ihren Gedanken versunken zu sein, dass sie ebenfalls keinen Gesprächsversuch startete.
In Olivias Wohnung angekommen, machte ich mich daran Gemüse zu schnippeln, während Olivia sich entschuldigte, um eine Dusche zu nehmen. Sie ließ die Akte über das tote Mädchen auf dem Tisch liegen. Ich hörte, wie sie das Wasser anstellte und schichtete das Gemüse in eine Auflaufform, bevor ich das Messer beiseite legte, meine Hände an einem Handtuch abwischte und den Backofen vorheizte. Dann nahm ich die Akte in die Hand und schlug sie vorsichtig auf. Ich betrachtete das Bild von Ashley Cooper, das obendrauf geheftet war, erneut und meine Kehle schnürte sich unwillkürlich zusammen. Sie war so klein. So unschuldig. Und Thommy hatte sie einfach getötet. In meinem Kopf stritten zwei Stimmen. Die, die in Thommy manchmal noch immer die einzige Vaterfigur sah, die ich je gehabt hatte. Den Thommy, der mich Abend für Abend ins Bett gebracht und mir am nächsten Morgen Frühstück gemacht hatte. Und auf der anderen Seite die Stimme, die ganz klar wusste, dass das was er mit mir gemacht hatte, falsch gewesen war. Die Stimme, die Nacht für Nacht für meine Albträume sorgte.
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
Fiksi PenggemarBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...