Kapitel 20

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Ally

Ich beobachtete von der Veranda aus, wie Dad seinen Koffer im Kofferraum seines Wagens verstaute und dann zurück kam, um sich von seiner Familie zu verabschieden. Lizzie und Kathleen weinten, als er sie fest in den Arm nahm und Dickie wischte sich trotzig über die Augen. Maureen stand mit Eli auf dem Arm neben Kathy, die ihren Ehemann mit verschränkten Armen beobachtete.

Sein Entschluss, für einige Zeit nach DC zu gehen und in der Sicherheitsfirma eines alten Freundes zu arbeiten, hatte uns alle kalt erwischt. Der Vorfall mit Thommy war vier Tage her. Es war Montag. Dad hatte wirklich keine Zeit verloren. Er hatte behauptet, das Geld reiche nicht und die Sicherheitsfirma bezahle mehr, als das Gehalt eines Detectives, aber ich war der festen Überzeugung, das irgendetwas vorgefallen war. Vielleicht kam er auch einfach nicht mit dem klar, was Olivia und mir zugestoßen war.

Jedenfalls gefiel es Kathy genauso wenig wie mir, dass er ging. Nachdem Dad sich von seinen Kindern verabschiedet hatte, ging er zu Kathy und keiner von beiden machte Anstalten, dem jeweils anderen einen Abschiedskuss zu geben.

"Es muss ein", hörte ich ihn leise zu ihr sagen. Sie drehte das Gesicht von ihm weg und ich sah, wie sich ihr Kiefermuskel anspannte: "Das ist Blödsinn, Elliot und das weißt du genauso gut, wie ich."

Er schwieg einen Augenblick: "Ich rufe dich an, wenn ich da bin."

Er winkte seinen Kindern zum Abschied und ich stieß mich von dem Pfosten, an dem ich gelehnt hatte ab, um ihn bis zum Auto zu begleiten.

"Warum tust du das, Dad?", fragte ich zum gefühlt hundertsten Mal in den letzten Tagen. Er presste die Lippen unschlüssig aufeinander und sah mich ernst an: "Sieh mal, Ally... es ist ja nicht für immer. Ich brauche einfach mal einen Tapetenwechsel..."

"Hast du dich von Olivia verabschiedet?", fragte ich leise. Er schüttelte den Kopf: "Sie will nicht mit mir reden."

"Sie will mit niemandem reden", hielt ich dagegen, "Sie kapselt sich ab und anstatt ihr zu helfen, verschwindest du einfach nach DC. Was soll das? Ich dachte, sie bedeutet dir noch was..."

Er griff nach meiner Schulter. Ich trug meinen Arm noch immer in der Schlinge.

"Ally... zwischen Olivia und mir ist nichts mehr. Auch wenn du das gerne hättest. Sie ist meine Partnerin und es tut mir unheimlich leid, was ihr zugestoßen ist, aber... ich muss jetzt an meine richtige Familie denken..."

Ich wollte schon den Mund aufmachen, um ihm ins Wort zu fallen, aber er ließ es nicht zu: "... zu der du auch gehörst."

Er zog mich an sich.

"Wenn irgendetwas ist oder wenn du irgendetwas brauchst, dann ruf' mich an. Egal wo ich bin, ich bin für dich da."

Ich drückte ihn mit meinem gesunden Arm und nickte an seiner Brust: "Du wirst mir fehlen, Dad."

"Du mir auch, Ally."

Er ließ mich los und stieg in seinen Wagen. Während er davon fuhr, winkte er uns, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten. Kathy ging nach drinnen und ich blieb noch eine Weile, um die Kinder ein wenig abzulenken, bevor ich mit dem Bus zu dem Hotel zurück fuhr, in dem man Mom und mich untergebracht hatte, bis die Wohnung wieder frei gegeben wurde. Ich war mir allerdings nicht so sicher, wie gut sie es verkraften würde, wieder dort hin zurück zu kehren. 

So gut sie ihre Erlebnisse mit Thommy am Anfang auch weggesteckt hatte, es wurde schlimmer. Von Tag zu Tag konnte ich sehen, wie sie sich mehr zurückzog. Sie ging zu einem Psychiater und gab sich alle Mühe vor allen stark und selbstbewusst aufzutreten, aber ich konnte hinter ihre Fassade blicken. Jedes Mal, wenn sie sich unbeobachtet fühlte, starrte sie ins Leere und ich wusste, dass sie kaum schlief.

Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt