Dangerous Storm

Kapitel 5

21.02.2020

Christina

Ein leises Brummen reißt mich aus meinem Land der Träume. Ich stütze mich auf meinen Ellenbogen in meinem Bett auf und blicke mich orientierungslos in meinem Schlafzimmer um. Es vergehen einige Sekunden bis ich realisiere, dass es mein Handy ist, welches auf meinem Nachttisch lautstark auf sich aufmerksam macht. Benommen greife ich danach und nehme den Anruf entgegen, ohne wirklich zu realisieren wer überhaupt anruft. „Ja?", ertönt meine noch verschlafene Stimme. „Happy Birthday to you, Marmelade im Schuh, Happy Birthday liebe Bambi, Happy Birthday to youuuu!", schallt es lautstark aus meinem Lautsprecher. „ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG MEIN SCHATZ!", schreit mir für diese Uhrzeit eine definitiv viel zu motivierte Kathrin so laut ins Ohr, dass ich mein Handy ein Stückchen weiter weg halte. „Christina bist du wach?", ertönt es gleich wieder weil ich nicht direkt reagiert habe. Ich lache. „Ja jetzt offensichtlich schon. Aber trotzdem vielen herzlichen Dank. Wieso rufst du mich denn so früh morgens an, wenn wir uns doch eh gleich sehen?"
„Ach weißt du ich konnte es einfach nicht mehr abwarten dir zu deinem 30. Geburtstag zu gratulieren. Aber glaub bloß nicht, dass du nachher um eine dicke Geburtstagsumarmung drumherum kommst.", erklärt Kathrin begeistert. „Kein Problem, ich freu mich drauf.", sage ich leise. „Was ist los?" „Nichts." „Du klingst aber nicht nach «Nichts».", lässt Kathrin nicht locker. Seufzend versuche ich ihr meinen Gefühlszustand zu erklären. „Ach, ich habe einfach Angst, dass ich heute Abend enttäuscht sein werde. Obwohl ich ganz genau weiß, dass die Staffel auch mit einem anderen Tanzpartner mega toll werden kann. Aber ich habe das Gefühl mein Gehirn hat sich so auf Luca festgesetzt, dass ich mir schon gar nichts anderes mehr vorstellen kann." „Oh Bambilein das wird schon. Jetzt komm aus deinem Bett, schwing deinen Hintern ins Studio und genieß verdammt noch mal deinen 30. Geburtstag mit deiner Let's Dance Family. Du hast dich so auf den Tag gefreut. Jetzt lass ihn dir nicht schon im Voraus von RTL versauen." Eins muss man Kathrin lassen: In Sachen Motivationsrede ist sie der Wahnsinn. „Ai ai Captain, ich bin quasi schon auf dem Weg.", antworte ich während ich von meinem Bett hüpfe. „Das ist mein Bambi! See you soon!" Grinsend werfe ich mein Handy zurück aufs Bett und springe in die Küche um mit einem Kaffee in den Tag der ersten Liveshow zu starten.

Bis ich mich gegen 12 Uhr auf den Weg mache, haben mich noch unzählige weitere liebe Glückwünsche von meiner Familie und von Freunden erreicht. Ein bisschen wehmütig bin ich schon, dass ich meine Eltern heute nicht sehen werde, aber wenigstens verbringe ich den Tag nicht komplett alleine.
Am Studio angekommen steigt auch Luca gerade aus seinem Shuttle. Lächelnd kommt er auf mich zu. „Na aufgeregt?", frage ich ihn, während wir nebeneinander in Richtung Eingang laufen. „Ja schon ein bisschen.", gibt er leise zu als er mir die Türe aufhält. „Ach das wird schon.", versichere ich ihm und muss leise kichern, da ich genau die selbe Weisheit heute Morgen von Kathrin zu hören bekommen habe. Luca streicht sich einmal durch seine noch nicht gestylten Haare und grinst mich an. „Ich hoffe doch. Wir sehen uns dann später? Ich geh mal nach oben in meine Garderobe." Ich nicke ihm bestätigend zu und biege auf den Profi Flur ab. Die Garderoben der Promis und Profis befinden sich auf unterschiedlichen Etagen, wobei die der Promis oben wesentlich größer und luxuriöser sind als unsere. Trotzdem würde ich meine und Kathrins gemeinsame Garderobe nicht missen wollen. Auf dem Flur herrscht noch gähnende Leere. Anscheinend bin ich heute wirklich sehr pünktlich. Ich öffne die Türe und betrete unser kleines Reich. Kaum habe ich sie hinter mir wieder geschlossen und meine Tasche auf meinem Sofa abgelegt, wird die Klinke erneut heruntergedrückt und Kathrin streckt langsam ihren Kopf hinein. „Das Geburtstagskind ist ja schon da.", lächelt sie bevor sie auf mich zukommt und mich in die bereits angekündigte Umarmung zieht. „Noch mal persönlich alles alles Gute." Sie drückt mich so fest an sich, dass ich fast Angst habe keine Luft mehr zu bekommen, aber in diesem Moment ist es mir egal. Ich vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren und genieße ihre sanften Streicheleinheiten auf meinem Rücken. Eine Weile stehen wir so mitten im Raum. Keiner von uns beiden sagt etwas. Sie weiß genau, was mir gerade alles durch den Kopf schießt und ist einfach nur da. Mein 30. Geburtstag, aber mein erster an dem ich meine Familie nicht sehe, die Anspannung wegen heute Abend, der Wunsch dieses Jahr endlich richtiges Tanzen zu präsentieren und generell die ganze Sache mit dem neuen Tanzpartner. „Danke.", flüstere ich irgendwann leise bevor wir uns wieder voneinander lösen. „Nicht dafür.", erwidert sie und drückt mir noch einen Kuss auf die Wange.