15.05.2020
Christina
Aufgeregt streiche ich über den Stoff meines blauen Anzugs für das Opening. In wenigen Sekunden ist es soweit. Der Kampf um den Einzug ins große Finale beginnt und es gibt vermutlich nichts, was Luca und ich uns gerade mehr wünschen.
Wahrscheinlich fragt ihr euch jetzt, was die letzten 4 Wochen alles passiert ist. Tatsächlich nicht wirklich viel spannendes. Luca und ich haben einfach genau so weiter gemacht, wie bisher auch und irgendwie hat das besser funktioniert, als wir es uns jemals vorgestellt haben. Okay, mal abgesehen von unserem etwas schwierigen Magic Moment. Letztendlich bin ich aber trotzdem unglaublich stolz auf uns beide, wie wir auch diese Hürde gemeinsam gemeistert haben und ganz nach unserem Motto konnte es danach ja nur wieder besser werden. Und das wurde es. Die perfekten 60 Punkte aus der letzten Show fühlen sich immer noch an wie ein Traum, aber es ist tatsächlich wahr. Luca und ich stehen heute im Halbfinale und befinden uns quasi in Höchstform.
Trotzdem haben wir die bisher vermutlich anstrengendste Woche hinter uns. Zwei Einzeltänze und der Impro Dance even more extreme, wobei dieser zu einer weiteren Herausforderung für uns geworden ist und mir wird schon ganz schlecht, wenn ich nur daran denke. Luca besitzt wirklich das Talent, dass er den kompletten Tanz mit all seinen Schritten einfach vergisst, nachdem er ihn am Freitag Abend getanzt hat. Schon die ganze Woche über, versuche ich ihn einigermaßen auf alle möglichen Situationen vorzubereiten und das gestaltet sich als äußerst schwierig. Zu allem Überfluss war RTL so lustig und hat beschlossen, dass nur ich die Musik hören kann und ich bin einfach nur froh, dass Luca so viel musikalisches Talent besitzt und ich mir wenigstens sicher sein kann, dass er den Takt treffen wird.Jetzt aber steht er erstmal neben mir am Rande der Tanzfläche und wankt aufgeregt von einem Bein aufs Andere. Kritisch beobachte ich ihn im Augenwinkel. Wenn das so weitergeht, landen wir heute überall, aber sicherlich nicht im Finale. Meine Hand greift automatisch zu seinem Handgelenk und ich drücke sanft zu. „Luca. Beruhige dich." Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und schaut mich unsicher an. „Ich kann nicht. Was ist wenn wir es nicht schaffen? Und der Impro-Dance... ich hab echt Angst davor.", bringt er mit viel Mühe über seine Lippen und ich atme kurz durch. „Okay hör mir zu. Wir machen jetzt erst einmal das Opening. Das kannst du! Dann konzentrieren wir uns auf den Jive und dann schauen wir weiter.", versuche ich ihn auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Wenn dieser dumme Impro-Dance ihn jetzt schon durcheinander bringt, haben wir ein gewaltiges Problem.
Zu meiner großen Überraschung legt Luca, zumindest meiner Meinung nach, zwei granatenmäßige Tänze aufs Parkett und von seiner Aufregung ist nichts mehr zu spüren. Erst als wir auf dem Sofa vor dem Diamanten sitzen und auf den letzten Tanz warten, fängt er an auf seinen Fingernägel zu kauen. Das eindeutige Zeichen für mich, dass er jetzt ziemlich unter Druck steht. Zu allem Überfluss hat er mich in unserem Tango aus versehen zu weit an den Rand geführt und mein Fuß hatte eine kleine Kollision mit einer der Lampen auf dem Boden. Und Luca wäre nicht Luca, wenn er sich jetzt deshalb nicht ständig Vorwürfe machen würde. „Christina... das blutet.", haucht er jetzt gerade erschrocken und schaut unsicher in Richtung meiner Verletzung. Ich beuge mich ebenfalls runter und presse meine Handfläche auf die tatsächlich blutende Stelle. „Nicht schlimm.", versuche ich ihn zu beruhigen und lächle ihn an. „Aber du kannst doch so nicht tanzen?!", schaut er mich jetzt verständnislos an und innerlich lache ich auf. Luca ist wirklich manchmal unglaublich. „Doch natürlich. Glaub mir, ich habe schon mit weit aus schlimmeren Verletzungen getanzt und außerdem tut es nicht mal richtig weh. Es blutet einfach nur.", erkläre ich vorsichtig und lehne mich wieder zurück. Luca scheint immer noch nicht ganz überzeugt zu sein und ich grinse ihn jetzt frech an. „Natürlich kann ich mich auch schonen, weil Marta ist ja heute eh im Studio. Die ist wunderbar talentiert darin in letzter Sekunde für einen verletzten Profitänzer einzuspringen, glaub mir.", berichte ich ihm enthusiastisch und Luca starrt mich unsicher an. Ich weiß genau, dass er innerlich gerade völlig durchdreht. Er hat sowieso schon extreme Angst vor dieser Improvisationssache und die Vorstellung, dass er mit jemand anderem tanzen muss, als mit mir gefällt ihm ganz und gar nicht. So gut kenne ich ihn mittlerweile, dass ich das relativ selbstbewusst behaupten kann. Jetzt steht aber plötzlich mir der Mund offen, als Luca zögernd anfängt zu sprechen. „Ja, okay. Aber kannst du sie fragen gehen? Und vielleicht müssen wir das erstmal noch mit der Produktion abklären. Keine Ahnung ob das überhaupt erlaubt ist wegen Corona, dass ich meine Tanzpartnerin wechsle..." Da wir uns gerade in einer Werbepause befinden, will er schon aufstehen und sich darum kümmern, aber ich ziehe ihn energisch am Handgelenk zurück auf das Sofa. „Spinnst du? Das war ein Witz! Natürlich tanze ich mit dir und nicht Marta!" Luca schaut mich unsicher an. „Aber ich dachte dein Fuß-..." „Ja dem geht's blendend und jetzt hör endlich auf damit. Oder willst du etwa lieber mit Marta tanzen?", hinterfrage ich sein Handeln gespielt skeptisch und beginne erneut zu lachen, als Luca sofort eifrig den Kopf schüttelt. „Auf gar keinen Fall. Ohne dich schaffe ich das doch niemals und ich will sicherlich keine neue Tanzpartnerin. Aber ich hätte das jetzt trotzdem für dich gemacht...", schüchtern bricht er ab und mein Herz macht nach seinen Worten einen kräftigen Satz. Er ist so süß. Die Tatsache, dass er mich lieber schonen würde und dafür sogar eine andere Partnerin akzeptieren würde, ist schon wieder viel zu viel für mein Herz und in meinem Bauch kribbelt es gefährlich, als ich mich schnell seitlich gegen ihn drücke. „Oh man Luca. Das ist wirklich süß von dir, aber keine Sorge, das ziehen wir gemeinsam durch und wir schaffen das." Plötzlich springt Luca erneut auf und ist blitzschnell aus meinem Sichtfeld verschwunden. Was hat er denn jetzt vor? Ich bleibe einfach sitzen und unterhalte mich so lange mit Renata neben mir, bis Luca ein paar Sekunden später wieder in meinem Sichtfeld auftaucht. In seiner rechten Hand trägt er ein Pflaster und hält es mir jetzt stolz unter die Nase. „Hier." Grinsend greife ich danach und löse die Klebestreifen. „Danke schön. Du entwickelst dich irgendwann noch zu meinem persönlichen Arzt.", lache ich leise und auch Luca steigt mit ein. „Nichts lieber als das. Wobei bei ernsthaften Verletzungen solltest du vielleicht doch lieber auf jemand Erfahreneren zurückgreifen. Da bin ich vermutlich die falsche Person." Ich nicke und beuge mich herunter, um das Pflaster an Ort und Stelle zu befestigen und das Blut zu stoppen. „Na Knirpsies? Seid ihr bereit?", ertönt es auf einmal freudig von der Tanzfläche und ich weiß ohne den Kopf zu heben, dass Andrzej jetzt breit grinsend vor uns steht. Der ist nämlich heute auch im Studio, weil er beim Opening mitgetanzt hat und ich würde lügen, wenn ich mich nicht darüber gefreut habe ihn wiederzusehen. „Ich bin bereit. Luca eher weniger.", stelle ich mit einem Seitenblick auf seine, schon wieder verknoteten Hände, skeptisch fest. „Ach Luci, du machst das schon. Und mit Bambi an deiner Seite kann ja eigentlich gar nichts mehr schief gehen.", versucht Andrzej ihn auf seine eigene Art und Weise zu beruhigen und ich bezweifle allerdings stark, dass es etwas gebracht hat. Luca lacht nur nervös und sein Blick wandert weiterhin unruhig durchs Studio. „Christina, was ist wenn es ein Slow Fox wird?", schaut er mich jetzt panisch an und ich werfe Andrzej einen verzweifelten Blick zu. Den ganzen Tag schon stellt Luca mir immer wieder die gleiche Frage, nur dass es sich jedesmal um einen anderen Tanz handelt. Grob zusammengefasst ist es eigentlich völlig egal welcher Tanz da gleich in der Kugel stehen wird, denn für ihn ist sowieso alles eine Herausforderung. Andrzej beginnt laut zu lachen. „Ihr zwei ey! Ich drücke euch ganz fest die Daumen und denkt immer dran: Ich will euch im Finale sehen, also strengt euch gefälligst!", erhöht er den Druck noch weiter und macht sich dann auf den Weg zurück zu seinem Sofa auf der Tribüne. Na vielen Dank auch für diese tolle Unterstützung. „Luca. Es ist völlig egal welcher Tanz da gleich kommt. Du kannst alle, okay? Und ich bin bei dir. Vertrau mir einfach und dann wird das gut. Wir machen das so wie im Training auch. Und jetzt denk an was anderes.", befehle ich ihm streng, aber liebevoll und er beginnt sich daraufhin tatsächlich mit Moritz zu unterhalten.
DU LIEST GERADE
Dangerous Storm
Fanfiction«Mein Herz schlägt einen Purzelbaum, alles in mir fängt heftig an zu kribbeln und ich weiß irgendwie gar nicht mehr genau, wo oben und unten ist. Und dann haucht er mir plötzlich einen letzten Satz in mein Ohr, der mich zum glücklichsten Menschen di...