Dangerous Storm

Kapitel 10

28.02.2020

Luca

Heute findet schon die zweite Liveshow statt und ich bin echt aufgeregt. Schon heute Morgen als wir uns im Studio wieder getroffen haben, hat sich die leichte Anspannung bemerkbar gemacht. Ich kann einfach nicht mehr still sitzen bleiben. Es ist so schlimm, dass ich sogar Christina damit fast in den Wahnsinn treibe, die kurz vor der Generalprobe neben mir beim Catering sitzt. Uns gegenüber befinden sich Kathrin, Tijan, Christian und Laura, wobei vor allem Kathrin Christina immer wieder einen skeptischen Blick zuwirft und sie genauestens beobachtet. Diese allerdings scheint dies offensichtlich zu ignorieren und ich beschließe mir nicht weiter Gedanken darüber zu machen. „Luca jetzt halt doch mal still.", zischt Christina mich schon wieder von der Seite an, da ich ständig mit meinem Bein gegen ihres stoße. „Man es tut mir leid ich weiß auch nicht was mit mir los ist.", stöhne ich gequält auf. „Ich bin einfach so unfassbar aufgeregt." Ihr genervter Blick wird sanfter und sie streicht mir einmal kurz über die Schulter. „Hey, entspann dich. Wir haben jetzt eh erstmal noch die Generalprobe. Und danach reden wir weiter ok? Ich hole dich in 20 Minuten in deiner Garderobe ab. Und denk daran: wir proben mit Kostüm.", erinnert sie mich noch einmal bevor sie sich aus dem Staub macht.
Kaum ist sie verschwunden beginne ich wieder mit meinem Bein zu wackeln. „Wieso bist du denn so nervös? Du kennst dich doch aus mit Publikum...", wendet sich jetzt Kathrin an mich. „Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer. Ich glaube auch nicht, dass an den Zuschauern liegt. Viel mehr habe ich Angst Christina und meine Familie zu enttäuschen." Kathrin verschluckt sich an ihrem Kaffee und fängt an zu husten. Tijan klopft ihr beruhigend auf den Rücken. „Hoppla nicht so hastig.", amüsiert er sich lachend. Nachdem Kathrin sich wieder gefangen hat räuspert sie sich kurz und blickt mich direkt wieder an. „Christina enttäuschen? Wieso sollte sie denn enttäuscht von dir sein?"
„Ach ich weiß auch nicht...sie gibt sich so viel Mühe, mir das Tanzen beizubringen, dass ich ihr zeigen will, dass ich es auch wirklich ernst meine." Kathrin starrt mich abwesend an und nickt bloß stumm. Also irgendetwas stimmt heute nicht mit ihr, aber ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, weil ich aufgefordert werde mich umzuziehen.

Ich habe mich gerade auf das Sofa in meiner Garderobe gesetzt, um auf Christina zu warten, als die besagte Person die Türe öffnet und den Raum betritt. Ich blicke von meinem Handy auf und erstarre. Ach du meine Güte. Vor mir steht Christina in nicht mehr als einer sehr knappen Jeans-Short und einem Glitzer Oberteil. Wobei „Oberteil" auch schon wieder zu viel gesagt ist. Eigentlich ist es eher ein BH mit Glitzersteinchen. Ihre Haare fallen ihr in großen Wellen über die Schultern und sie grinst mich strahlend an. „Bereit?" Plötzlich grinst sie noch breiter. Natürlich ist ihr meine Sprachlosigkeit nicht entgangen. „Gewöhn dich jetzt schon mal daran, dass ich in der Show meist weniger anhabe als im Training.", neckt sie mich erneut und zieht mich hoch. „Christina...Ich...Das...Aber...", breche ich stammelnd ab. „Dein Ernst jetzt Luca?", bricht sie in schallendes Gelächter aus. „Du stellst dich an, als hättest du noch nie so viel Haut bei einer Frau gesehen und außerdem kennst du das bei mir doch aus dem Training." Natürlich habe ich Christinas Körper schon in engen Sportklamotten und bauchfreien Tops gesehen. Aber da trug sie wenigstens lange Hosen. Und auch andere Frauen im Bikini bereiten mir keine Probleme aber mit denen musste ich auch nicht eng umschlungen einen sexy Tanz tanzen, während meine eigene Freundin dabei zusieht. Und nicht alle sehen nunmal so unverschämt gut aus wie Christina gerade in diesem Moment. Ich schlucke, ehe ich endlich zu einer halbwegs anständigen Antwort ansetze. „Wow, Christina du siehst unglaublich aus. Und ja, ich habe dich schon in einigen engen Outfits gesehen, aber da hattest du definitiv noch mehr an als jetzt."
Amüsiert klatscht sie in die Hände. „Wow. Ich sollte wirklich mal meine Trainingsoutfits überdenken. Ab sofort trainiere ich nur noch in kurzen Hosen und Sport BHs. Das kann ja nicht sein, dass du sonst jeden Freitag so sprachlos vor mir stehst." „Wage es bloß nicht. Sonst kann ich mich nicht mehr konzentrieren.", lache jetzt auch ich. „Los komm. Sonst sind wir noch zu spät.", stellt Christina fest und verlässt vor mir den Raum, während ich ihr immer noch leicht geschockt folge.

Die Generalprobe läuft nur mittelmäßig. Christinas Outfit hat mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich sie andauernd anstarren muss und deshalb meinen Einsatz verpasse, oder mich nicht mehr traue sie anzufassen wie bisher. Auch unseren Kollegen entgeht natürlich nicht, dass wir eine ganz schön heiße Nummer aufs Parkett legen und wir können uns vor dummen Kommentaren und Pfiffen kaum retten. Zurück in meiner Garderobe angekommen stöhnt Christina, welche mich begleitet hat, genervt auf. „So habe ich mir das nicht vorgestellt.", schlägt sie ihre Hände über dem Kopf zusammen. „Jetzt habe ich es endlich geschafft den Latino aus dir heraus zu holen und nun zerstört mein Outfit den ganzen Plan?", steht sie ratlos in meiner Umkleide. Ich schaue betroffen auf den Boden. Das hatte ich mir definitiv auch anders vorgestellt, aber ich kann ja nichts dafür, dass sie so gut aussieht und mich völlig verrückt macht. Plötzlich kommt sie auf mich zu und nimmt meine Hände in ihre. „Hey. Hör mir mal bitte zu. Ich bin immer noch dieselbe Christina wie sonst auch. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich jetzt etwas weniger anhabe." Während sie mir ihren Monolog vorträgt, fährt sie unsere Hände an ihrem Körper langsam auf und ab und lässt dabei keinen Zentimeter aus. Sollte jetzt jemand die Türe öffnen, dann haben wir aber ein gewaltiges Problem. „Wir beide machen das für den Tanz, okay? Du bist der Latino der eine Frau, in dem Fall mich, verführen will. Und dabei lässt du dich verdammt noch mal nicht von meinem Aussehen ablenken, sondern es unterstützt dein dominantes Auftreten nur noch mehr, weil du diese Frau unbedingt haben willst...okay?" Meine Hände ruhen mittlerweile auf ihrem Bauch und ich kann ihre Bauchmuskeln fühlen, als sie plötzlich anfängt zu lachen. „Ich kann's kaum glauben, dass DAS die größte Herausforderung für dich ist.", bringt sie amüsiert hervor während ich sie empört anschaue. „Hey. Das ist unfair. Ich bin auch nur ein Mann.", versuche ich mich zu rechtfertigen und gebe ihr einen leichten Klaps auf den Po. Sofort dreht sie sich zu mir um und ihre braunen Augen funkeln mich an. Ich öffne schon den Mund um mich bei ihr zu entschuldigen, als sie ihre Hand über meine Lippen legt. „Wage es bloß nicht, das was du gerade denkst jetzt laut auszusprechen.", befiehlt sie mir streng. „Bleib genau so wie jetzt und das wird bombastisch heute Abend."
Und sie sollte Recht behalten. Kaum setzte am Abend die Musik ein, war ich voll in meinem Element. Es gab nur noch sie und mich und den Tanz. Ich genoss jede Sekunde davon und als sie in der Endpose ihren Oberkörper gegen meinen drückte konnte ich nicht anders als stolz zu grinsen.

Christina

Das ist ja gerade noch mal gut gegangen. Zwischenzeitlich habe ich echt mit dem Gedanken gespielt, mein Outfit zu wechseln, weil ich nie damit gerechnet hätte, dass ihn diese eigentlich simplen Kleidungsstücke so aus der Bahn werfen. Notiz an mich selbst: ab sofort mehr Haut im Training. Eigentlich finde ich es ja auch echt süß, wie verlegen er war, als er mich das erste mal gesehen hat. Umso stolzer bin ich jetzt, mit welcher Überzeugung er den Latino Hänni auf die Bühne gezaubert hat und 22 Punkte bekommen hat. Auch Andrzej und Robert kamen nach der Show zu mir und haben gefragt, was ich in der Pause mit ihm gemacht habe, dass er plötzlich so selbstbestimmt unterwegs war. Natürlich habe ich ihnen nicht die Wahrheit erzählt. „Ja wisst ihr, ich habe seine Hände einmal über meinen kompletten Körper fahren lassen." Oh Gott nein, bloß nicht. Mir reichen die Pfiffe und Witze auch so, die uns hinterher geworfen werden und ich habe das doofe Gefühl, dass es nicht das letzte mal sein wird, dass unser Verhalten das Gesprächsthema Nummer 1 ist.