Kapitel 9

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Christina

Unser Flugzeug landete so pünktlich, dass Luca und ich die ersten waren, die im Studio eintrafen. Eigentlich durften die Promis eine Stunde nach uns kommen, aber Luca versicherte dem Fahrer, dass es kein Problem wäre, wenn er schon früher hier ist.
Und jetzt sitzen wir hier, mutterseelenallein im Backstagebereich und warten bis die Anderen langsam eintrudeln. Da wir immer noch völlig fertig von unserem morgendlichen Abenteuer sind, liegen wir mittlerweile auf den zwei Sofas, welche sich im Raum befinden und genießen die Ruhe vor dem Sturm. Ohne es zu merken, drifte ich schon wieder langsam in das Land der Träume.

Geweckt werde ich erst wieder durch einen kleinen Stupser an die Schulter. „Bambi? Lebst du noch?" Ich öffne blinzelnd die Augen und blicke direkt in zwei Augenpaare. Erschrocken zucke ich ein Stück zurück. Jetzt erst erkenne ich, dass es Kathrin und Andrzej sind, welche mich halb belustigt und halb besorgt anstarren. „Bambi was zum Teufel machst du hier? Wir haben seit 10 Minuten Opening Training?!", bricht Andrzej als erster die Stille. Plötzlich bin ich hellwach und springe auf. „WAS? Aber ich bin doch schon seit einer Dreiviertelstunde hier.", empöre ich mich über mich selbst. „Wieso habe ich euch nicht kommen hören?" „Wir sind alle direkt zusammen ins Studio gegangen, ohne vorher Backstage zu gehen.", erklärt Kathrin, ehe sie ihren Blick an mir heruntergleiten lässt. „Ähm...Bambi? Was ist das? Wieso trägst du eine Männerjogginghose und einen viel zu großen Hoodie, den ich an dir auch noch nie gesehen habe?", erkundigt Kathrin sich jetzt skeptisch. Auch Andrzej mustert mich von oben bis unten. Mist. Eigentlich wollte ich mich noch umziehen, bevor die Anderen hier auftauchten. Immerhin stehen jetzt nur meine zwei engsten Freunde vor mir und nicht alle Profis gemeinsam. Das wäre vermutlich ein noch größeres Desaster geworden, als es jetzt schon ist. „Christina ernsthaft jetzt. Kannst du das bitte erklären? Ich mache mir Sorgen. Und wieso schläfst du überhaupt hier?", ergreift Kathrin jetzt erneut das Wort. Ich fühle mich wie bei einem Verhör. Beide stehen mir mit verschränkten Armen gegenüber und schauen mich erwartungsvoll an. Ich hole tief Luft. „Das sind Luca's Klamotten." „Luca's?", ertönt es von gegenüber wie aus einem Munde. „Ja Luca's. Das ist wirklich eine ultra lange Geschichte und ich habe wirklich keine Lust noch später zum Training zu kommen, als ich es eh schon bin.", versuche ich um eine Erklärung herum zu kommen. „Und wo zur Hölle ist Luca?", stellt Andrzej jetzt die berechtigte Frage. Ich nicke mit dem Kopf zur Seite. „Der schläft dort hinten." Ihre Köpfe schießen von mir zu Luca und wieder zurück. Tausende Fragezeichen fliegen in ihren Köpfen herum, die ich bis hier sehen kann.
„Okay. Alles klar. Ich habe keine Ahnung was hier abgeht. Aber du ziehst dich jetzt schleunigst um und machst dass du deinen Hintern in die Halle bewegst.", nimmt Andrzej jetzt das Steuer in die Hand und zeigt auf meinen Koffer der neben mir liegt. Ich ziehe den Kopf ein, drehe den beiden den Rücken zu und mache mich auf den Weg zur Quick Change Umkleide, um wieder in meine eigenen Trainingsklamotten zu schlüpfen. Dass Kathrin und Andrzej immer noch an der selben Stelle wie vorher stehen sehe ich nicht und mache einen kurzen Abstecher bei Luca's Sofa. „Hey." Ich streiche ihm sanft über den Rücken. „Luca du musst aufstehen. Ich glaube es wäre besser, wenn du in deiner Garderobe weiterschläfst." Er murrt kurz, richtet sich dann aber doch langsam auf. Verschlafen blickt er mich an, drückt mir einen schnellen Kuss auf die Wange und murmelt mit geschlossenen Augen: „Viel Spaß beim trainieren. Weck mich wieder wenn ich gebraucht werde." Und schon schlurft er in Richtung Garderoben davon. Es grenzt an ein Wunder, dass ich Kathrin's und Andrzej's Blicke in meinem Rücken nicht spüre, die mich anstarren, als wäre ich der Teufel höchstpersönlich.

Zugegeben auch mich hat der Kuss auf die Wange für einen kurzen Augenblick aus der Bahn geworfen. Aber was ist schon dabei? Luca und ich verstehen uns super gut und sind in der kurzen Zeit ein gutes Team geworden. Andrzej drückt mir auch ab und zu einen Kuss auf die Wange und niemand stellt es in Frage. Außerdem war Luca so verpennt, dass er wahrscheinlich selbst nicht mal realisiert hat was er da tut.
Ich beeile mich endlich ins Studio zu kommen und hoffe, dass es nicht zu peinlich wird. Glücklicherweise haben sie gerade erst angefangen, als ich mich unbemerkt dazu stelle. Nur Kathrin und Andrzej werfen mir sofort einen Blick über die Schulter zu, den ich absolut nicht deuten kann. Die stellen sich heute aber auch wirklich an...als wäre es ein Weltuntergang, dass ich in Lucas Klamotten auf dem Sofa geschlafen habe. Nun ja gut. Auf den ersten Blick kann es vielleicht etwas verstörend wirken und es lässt viel Platz für falsche Interpretation. Eventuell sollte ich das später noch mal genauer aufklären.

Viel Zeit darüber nachzudenken bleibt mir nicht mehr. Der Tag zieht nur so an uns vorbei und ich bin heilfroh, als ich endlich die Studiotüre aufdrücke und nach draußen trete. Luca, welcher hinter mir das Studio verlassen hat, stellt sich neben mich. „Dann bis morgen?", sieht er mich fragend an. „Ja bis morgen. Und mach nicht mehr so wild heute Abend. Morgen musst du fit sein.", zwinkere ich ihm zu, bevor wir uns zum Abschied kurz umarmen. „Ich bleibe anständig, versprochen.", ruft Luca im weggehen über seine Schulter und hält seinen kleinen Finger in die Luft. Ich lache und mache mich ebenfalls auf den Weg zu meinem Shuttle. Endlich nach Hause.

Dangerous StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt