Kapitel 41

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16.04.2020

Christina

Die Osterpause ist schon seit 2 Tagen beendet und Luca und ich haben unser Training erfolgreich wieder aufgenommen. Zwar hat er am Dienstag kurz angefangen zu meckern, weil ihm schon wieder alles weh tat, aber das hat sich glücklicherweise schnell gelegt und ich bin super zufrieden mit ihm. Generell habe ich ein gutes Gefühl, wenn ich an die Show morgen denke. Unsere Rumba ist, zumindest meiner Meinung nach, wunderschön geworden, der Team-Tanz klappt ebenfalls wie am Schnürchen und ich darf sogar im Opening eine kleine Aerial-Nummer zeigen. Das sind doch sehr gute Vorraussetzungen für einen gelungenen Showtag.

Heute stehen allerdings erst einmal die Studioproben an und ich bin gerade dabei mein Kostüm abzuholen, damit Luca und ich gleich zu unserer ersten Probe gehen können. Natürlich hat sich Katia mal wieder selbstübertroffen und mir stand der Mund offen, als ich mein Kleid vorhin zum ersten Mal gesehen habe. Jetzt trage ich es stolz auf dem Kleiderbügel neben mir her in Richtung meiner Garderobe und es glitzert was das Zeug hält. Auch Kathrin ist restlos begeistert, als ich die Türe hinter mir schließe und sie es zu sehen bekommt. „Oh wow. Du musst das sofort anprobieren!", strahlt sie mich mit großen Augen an und ich nicke grinsend.
Als ich mich ein paar Minuten später umgezogen habe und wieder aus dem kleinen Nebenraum trete, starrt Kathrin mich sprachlos an und läuft einmal um mich herum. „Hot Bambi! Viel Stoff ist das ja nicht. Von dieser Seite betrachtet hast du ja kaum noch was an. Mal schauen ob sich dein netter Tanzpartner da überhaupt noch konzentrieren kann.", lacht sie und zuckt vielsagend mit den Augenbrauen. „Och man, hör auf damit. Er kennt das ja mittlerweile schon von anderen Kleidern und außerdem kommt er damit sehr gut klar.", verdrehe ich genervt die Augen und greife nach meinen Tanzschuhen. Luca müsste nämlich jeden Augenblick hier aufkreuzen und mich abholen.
Ich habe den Gedanken kaum zu Ende gedacht, klopft es auch schon an der Tür und Lucas Stimme ertönt von draußen. „Christina bist du fertig? Wir müssen los." „Ja, komm rein!", rufe ich und beuge mich runter, um schnell den Verschluss meiner Schuhe zu schließen. „Nicht dass wir wieder Ärger bekommen, weil wir-... Oh...", stockt Luca plötzlich und ich hebe fragend den Kopf und schaue ihn an. „Schönes Kleid.", fährt er jetzt geistesabwesend fort und Kathrin hinter mir auf dem Sofa prustet sofort los. Ich werfe ihr einen warnenden Blick über die Schulter zu und schiebe Luca dann kurzerhand rückwärts wieder nach draußen auf den Flur. „Tschüss Kathrin. Bis später.", verabschiede ich mich übertrieben freundlich von ihr und schließe die Türe hinter uns. Luca starrt mich derweil immer noch an. „Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich diesen komischen Glitzer-Bändel um den Hals hängen habe.", grinst er mich dann aber plötzlich an und zieht ihn demonstrativ und mit skeptischem Blick in die Luft. „Steht dir. Du solltest wirklich öfter Glitzer tragen.", lache ich und wir machen uns nebeneinander auf den Weg in Richtung Studio.

Nach der Probe, die wir wirklich exzellent gemeistert haben, taucht plötzlich Andrzej vor uns auf. „Na ihr zwei Süßen? Fertig geprobt? Wie war die Osterpause Luca?", grinst er breit vor sich hin und schaut Luca gespannt an. Mich hat er gestern Abend beim Opening Training schon getroffen und ausgefragt, weshalb er jetzt vermutlich aus Luca irgendwelche spannenden Informationen heraus quetschen will, die ich ihm absichtlich verschwiegen haben könnte. Dieser verschwendet allerdings überhaupt keinen Gedanken daran, dass ich das tatsächlich gemacht habe und beginnt sofort breit zu strahlen. „Richtig schön! Christinas Familie ist super nett und die Zwillinge sind so unglaublich süß. Oh und am See waren wir zwei auch und ich war sogar schwimmen, trotz dass es wirklich sehr kalt war.", erzählt er stolz und ich würde mir am liebsten meine Hand an die Stirn schlagen, während ich gedanklich bis 3 zähle. Eins..., Zwei..., Dr- „Aha? Ihr wart zu zweit am See? Interessant. Bambi hast du gestern etwa vergessen das zu erwähnen?" Genervt ruht mein Blick auf Andrzejs Gesicht der mit der größten Freude mit seinen Augenbrauen wackelt und mich angrinst. Er weiß genau, dass er mich durchschaut hat und ich stoße angestrengt die Luft aus. Nicht umsonst habe ich den See ihm gegenüber verschwiegen, denn nach der letzten Show vor der Osterpause weiß schließlich halb Deutschland wie ein Perfektes Luca-Hänni-Date aussehen würde und mit diesen neuen Informationen, die er bekommen hat, will ich gar nicht wissen, was in Andrzejs Kopf gerade abgeht. Da ich keine Lust habe zu antworten, laufe ich einfach los in Richtung der Garderoben.
Mein Schweigen ist Andrzej scheinbar Antwort genug und er folgt mir, gemeinsam mit Luca, breit grinsend. „Und bist du bereit fürs akrobatische Opening, Miss Luftakrobatik?", wechselt er das Thema und lacht dabei laut über seinen eigenen Witz. Da ich diese Sprüche langsam von ihm gewohnt bin, kann auch ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Aber sowas von bereit." „Wieso Akrobatik?", mischt sich jetzt Luca zu meiner Linken in unser Gespräch ein. „Hat sie dir das etwa noch nicht erzählt?", bleibt Andrzej empört stehen und schaut fassungslos zwischen uns beiden hin und her. „Ähm Nein? Hat sie nicht?", antwortet Luca unsicher und Andrzej schüttelt sofort verständnislos mit dem Kopf. Er legt seinen Arm um Lucas Schultern und zieht ihn weiter, während er ihm sehr dramatisch vom Opening berichtet. „Deine absolut wundervolle, abartig talentierte und sehr mutige Tanzpartnerin schwebt nachher in einem Ring circa 5 Meter über dem Boden. Ohne Sicherung! Und sie lässt sich auch noch runterfallen. Oh und dabei hat sie sich in der Probe sogar schon ein paar mal verletzt. Glaub mir, wenn sie sich da nicht festhalten kann, dann..." Andrzej baut eine dramatische Kunstpause ein und ich mustere ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Dann... Tschüss liebe Christina.", fügt er gespielt traurig hinzu und ich pruste los. „Dein Ernst? So dramatisch ist das jetzt auch wieder nicht.", lache ich und mein Blick fällt auf Luca, der alles andere als entspannt aussieht und Andrzej mit großen Augen anstarrt. „Luca, er übertreibt völlig. Ich sitze nur in dem Ring und rutsche dann herunter. Da kann ich nicht runterfallen.", versuche ich ihm schnell die Realität näher zu bringen. „Naja, kann man schon.", wirft Andrzej erneut ein. „Ja, aber nur wenn man richtig doof ist. Und das bekomm ich ja wohl gerade noch hin.", lache ich und auch Andrzej grinst. „Ja, das kannst du tatsächlich sehr gut." „Und wieso hast du dich dann trotzdem verletzt?", ertönt jetzt plötzlich Lucas unsichere Stimme und ich drehe ihm daraufhin einfach demonstrierend meinen Rücken zu. Dank meines rückenfreien Kleides sind die roten Stellen darauf sehr deutlich zu erkennen und Luca, wie auch Andrzej ziehen zischend die Luft ein. „Aua Bambi. Das sah gestern Abend aber noch nicht so schlimm aus.", fängt sich Andrzej zuerst wieder und schaut mich mitfühlend an. „Ja, als ihr gegangen seid, habe ich noch ein paar Durchgänge gemacht und mir meinen Rücken immer stärker aufgerieben. Aber ist halb so wild. Solange es dafür morgen Abend im Ring gut aussieht, wars das wert." Kopfschüttelnd beobachtet mich Luca und schaut mich dabei skeptisch an: „Du bist doch völlig verrückt." „Ohja, das ist sie wirklich.", stimmt Andrzej ihm zu und ich bleibe lachend vor meiner Garderobe stehen, bei der wir mittlerweile angekommen sind. „Vielleicht ein bisschen. Aber sonst wärs ja auch langweilig. Bis später ihr zwei.", grinse ich und trete dann durch die Türe.

Luca

Trotz dass Christina mir noch ein paar mal versichert hat, dass sie wirklich nicht herunterfallen kann, stehe ich jetzt mit einem mulmigen Gefühl auf meiner Startposition und beobachte sie. In ein paar Sekunden beginnt die Durchlaufprobe und sie ist gerade dabei, den Ring auf Sicherheit zu überprüfen. Die Vorstellung, dass sie jetzt etwas übersehen könnte und der Ring vielleicht manipuliert wurde, lässt meinen Puls in die Höhe schießen. Die schlimmsten Film Szenarien spielen sich vor meinem inneren Auge ab und ich blinzle angestrengt um diese aus meinem Kopf zu verbannen. Das hier ist kein Film. Wir sind hier bei Let's Dance und niemand will Christina mit voller Absicht einen Schaden zufügen. Außer vielleicht ihr seltsamer und unsympathischer Exfreund, aber der ist nicht hier. Trotz dieser Gewissheit huscht mein Blick schnell von links nach rechts. Gott sei Dank, nur bekannte Gesichter. Ich sollte definitiv weniger Filme schauen.
Ich werde von der Stimme des Aufnahmeleiters aus meinen Gedanken gerissen. „Christina, bereit?" Sofort huscht mein Blick zurück zu ihr auf die Tanzfläche und ich sehe wie sie nickt. Kurz darauf ertönt die Musik und ich halte sofort die Luft an, als Christina mit Schwung auf den Reifen springt. Oh bitte nicht. Am liebsten wäre ich auf die Fläche gerannt und hätte sie eigenhändig wieder herunter gezogen, aber das wäre vielleicht doch etwas zu seltsam. Je höher der Ring steigt, desto weniger kann ich hinschauen. Mittlerweile spähe ich nur noch durch einen kleinen geöffneten Schlitz meiner Augen und Moritz neben mir beobachtet mich dabei skeptisch. „Was ist denn bei dir los?", erkundigt er sich jetzt verwirrt. „Christina.", hauche ich nur und zucke dann heftig zusammen, als sie sich in genau diesem Moment runter rutschen lässt. Jetzt baumelt sie mit ihren Beinen 5 Meter über dem Boden in der Luft und Moritz schüttelt über meinen Anblick nur den Kopf. „Alter, die kann das. Jetzt mach dir darüber mal keine Sorgen." Trotzdem atme ich erst erleichtert auf, als ihre Füße endlich wieder festen Boden berühren. Den Rest des Tanzes bekomme ich gar nicht mehr richtig mit. Viel zu sehr bin ich darauf fixiert meine Atmung wieder zu stabilisieren. Erst als Christinas leises Lachen an mein Ohr dringt, löse ich mich aus meiner Starre. „Dass er nicht umgekippt ist, ist wirklich ein Wunder.", höre ich Moritz gerade noch sagen und dann schiebt sich auch schon Christinas Gesicht in mein Sichtfeld. „Hallöchen. Ich lebe noch.", grinst sie mich breit an und ohne genauer darüber nachzudenken, ziehe ich sie schnell gegen meinen Brustkorb. „Huch.", entfährt es ihr leise während ich sie fest an mich drücke. „Sorry, aber ich kann mir das morgen wirklich nicht nochmal anschauen. Das überlebe ich nicht.", flüstere ich heiser und Christinas Brustkorb vibriert daraufhin an meinem, als sie anfängt zu lachen. „Ist okay. Ich will ja schließlich nicht, dass du unseren Tanz versaust, nur weil ich dich vorher traumatisiert habe. Und jetzt komm. Wir müssen raus." Sie löst sich schnell von mir, greift nach meiner Hand und zieht mich, immer noch völlig neben mir stehend, hinter sich her. Dass Moritz, gemeinsam mit Renata und Valentin, das ganze Spektakel argwöhnisch beobachtet hat, realisieren wir beide nicht.

Haaaaach... irgendwie habe ich festgestellt, dass es mir leichter fällt über Dinge zu schreiben die wirklich komplett meiner Fantasie entspringen (wie z.B. über die Twins und die gesamte Osterpause), weshalb ich mit den neuen Kapiteln auch nicht ganz so zufrieden bin, ABER... es ist an der Zeit das hier zu  einem Ende zu bringen, also: here you go! 😂🙈

Dangerous StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt