26.03.2020
Christina
Wahrscheinlich erklärt ihr mich für völlig verrückt, wenn ich jetzt sage, dass Luca und ich die geplante Endpose, inklusive der etwas problematischen Hebung, gestern nicht mehr gestrichen haben. Mit meinen besten Überredungskünsten und einem bettelnden Bambi-Blick habe ich ihn tatsächlich dazu bekommen, es weiter zu versuchen, auch wenn das Risiko besteht, dass es morgen in der Show schief gehen kann. Aber wie heißt es so schön: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." und dafür sind Luca und ich ja offensichtlich hier.
Aktuell befinden wir uns beide in meiner Garderobe im Studio, da Luca mir seit dem Sturz am Dienstag wirklich nicht mehr von der Seite weicht und vertreiben uns die Zeit bis zu unserer ersten Probe am Handy. Als die Türe plötzlich geöffnet wird und Kathrin den Raum betritt, blicken wir synchron auf. „Good Morning, Bambi!", trällert sie fröhlich und fügt dann noch ein grinsendes „Oh und Hallo Luca." hinzu. Sie wirft ihre Tasche auf ihr Sofa und lässt sich uns gegenüber auf das Polster fallen. „Und alles fit?", erkundigt sie sich neugierig und ich sehe im Augenwinkel, wie Lucas Blick auf mich fällt. „Klar, alles wie immer. Bei dir? Hattet ihr eine gute Woche?", antworte ich und versuche von mir abzulenken, während ich mein Handy zur Seite lege. Ich muss ihr ja nicht unbedingt sofort unter die Nase reiben, dass ich diese Woche Glück im Unglück hatte...und dass es mir jetzt wieder gut geht, war wirklich nicht gelogen. „Ohja! Ich bin suuuper zufrieden und habe ein seltsam gutes Gefühl. Der Tanz scheint Tijan wirklich zu liegen und ich bin gespannt, wie das morgen Abend wird.", sprudelt es euphorisch aus ihr heraus und ich beginne zu lächeln.
Luca neben mir räuspert sich kurz und wendet sich dann an mich. „Ich geh schnell in meine Garderobe und bring meine Sachen dorthin, ja? Kathrin du bleibst noch kurz hier, oder? Ich komme gleich wieder, dann bist du so lange nicht alleine.", schaut er jetzt zwischen uns beiden hin und her.
Kathrin zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen, nickt aber zustimmend. Ich strecke meine Hand nach ihm aus und lege sie kurz auf seiner Schulter ab. „Alles gut. Mir passiert hier schon nichts. Ich bin alt genug, dass du mich auch kurz alleine lassen kannst.", versuche ich seine Anspannung zu lösen, was mir nicht wirklich gelingt. Er nickt bloß abwesend, greift nach seiner Tasche und verlässt dann schnell den Raum. Kathrin schaut ihm erstaunt hinter her und blickt mich dann fragend an. „Was ist denn bei dem los?" Ich seufze leise. „Wir hatten einen kleinen Unfall im Training und seitdem lässt er mich keine Sekunde mehr aus den Augen. Es ist schon fast ein Wunder, dass er mich überhaupt zu Hause alleine schlafen lässt." Kathrin schweigt und starrt mich einfach nur ein paar Sekunden lang stumm an. „Also... eins versteh ich nicht... entweder Luca übertreibt, oder du untertreibst. Weil ich kann mir kaum vorstellen, dass Luca so einen Aufriss macht, wenn es nur ein kleiner Unfall war. Wenn ich mich an euren Contemporary von letzter Woche erinnere, bin ich mir ziemlich sicher, dass ihr da auch den ein oder anderen Unfall hattet und da war er noch nicht so fixiert auf dich. Wobei..., aus den Augen hat er dich da auch nicht gelassen, aber das ist ein anderes Thema.", zwinkert sie mir jetzt zu und ich rolle mit den Augen. „Ja du hast Recht. Es war vermutlich etwas mehr als nur ein kleiner Unfall. Ich bin bei einer Hebefigur abgerutscht und mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufgeschlagen. Bewusstlos, Übelkeit, Kopfschmerzen. Das übliche halt...", rücke ich vorsichtig mit der Sprache heraus und Kathrin steht der Mund offen. „Bambi! Oh my god, wie geht's dir?" „Viel besser wirklich. Eine kleine Beule ziert noch meinen Kopf und an meinem Hüftknochen ist ein großer blauer Fleck entstanden, aber sonst kann ich absolut nicht klagen." Kathrin schaut mich immer noch geschockt an. Plötzlich schlägt sie sich die Hände vor den Mund und gibt ein quietschendes Geräusch von sich. „Oh wie süüüüüß!" Jetzt bin ich die Verwirrte und schaue sie ratlos an. „Er macht sich so große Sorgen um dich, dass er dich nicht mehr alleine lassen will. Oh nein, und wahrscheinlich plagen ihn schlimme Vorwürfe und er gibt sich selbst die Schuld daran. Ach Gott, der Arme. Aber das ist ja mal so niedlich, wie er sich um dich kümmert.", beginnt sie zu schwärmen und ich verdrehe schon wieder die Augen. „Er ist einfach nur aufmerksam und fürsorglich, Kathrin. Du würdest dir genauso große Sorgen um deinen Tanzpartner machen." „Wahrscheinlich hast du Recht, aber bei euch beiden ist das extra süß.", entgegnet sie schon wieder energisch. Ich habe keine Zeit mehr ihr zu antworten, da sich die Türe öffnet und sie zur Probe abgeholt wird. „Hoffentlich reißt mir Luca nicht den Kopf ab, dass ich dich alleine gelassen habe. Du kommst ja klar oder?", erkundigt sie sich noch schnell und ich nicke bestätigend.Lange hält meine Einsamkeit allerdings eh nicht an, denn kaum ist Kathrin durch die Türe verschwunden, wird diese mit Schwung schon wieder aufgestoßen und Andrzej steht im Türrahmen. „Bambi!" stößt er erleichtert die Luft aus, gibt der Türe einen Tritt um sie zu schließen und kommt dann schnellen Schrittes auf mich zu. Ehe ich mich versehe, hat er mich in den Stand gezogen und betrachtet mich kritisch von oben bis unten. „Meine Güte Bambi, was macht ihr nur für Sachen... ständig muss ich Angst um dich haben." Er legt jetzt ganz vorsichtig seine Arme um meinen Körper, um mir nicht weh zu tun. Auch ich schlinge die Arme um seinen Bauch und drücke mich dann fest an ihn. „Tut mir Leid...", murmle ich in sein Tshirt, während er mit meinen Haaren spielt und tief durchatmet. „Wie geht's dir?", erkundigt er sich jetzt besorgt, ohne mich loszulassen. „Gut.", beantworte ich schon wieder die Frage nach meinem Gesundheitszustand und ernte von Andrzej nur ein leises Brummeln. Nach ein paar Sekunden fängt er dann aber doch wieder an zu sprechen. „Wenn ich mir vorstelle, was da alles hätte passieren können... du hast so viel Glück gehabt, Christina.", wispert er leise in mein Ohr. Ich hebe meinen Kopf und schaue ihm in die Augen. „Hey Andrzej, es ist alles gut. Du kannst mich nicht immer vor allem und jedem beschützen.", lächle ich ihn vorsichtig an. „Will ich aber. Du bist so klein und süß. Und die Vorstellung dass dir was schlimmes passiert bringt mich fast um.", seufzt er und drückt mich nochmal dicht an sich.
Plötzlich wird die Türe schon wieder geöffnet und ich sehe, wie Luca erstarrt darin stehen bleibt. „Oh, hallo Andrzej.", murmelt er leise und senkt betreten seinen Blick. Andrzej gibt mir noch einen Kuss aufs Haar, bevor er mich wieder loslässt und sich zu Luca umdreht. Ich beobachte das Ganze skeptisch. Wieso ist Luca denn auf einmal so schüchtern und ruhig? „Hey Luca!", grüßt Andrzej ihn jetzt fröhlich zurück und Lucas Kopf schnellt nach oben. Er schaut mit großen Augen zwischen uns beiden hin und her. „Du bist nicht mehr sauer?", erkundigt er sich verzweifelt. „Wieso sollte ich denn sauer sein?" „Naja, weil... du weißt schon... wegen dem Sturz von Christina...", stottert er vor sich hin und schaut auch mich schüchtern an. „Das ist doch nicht deine Schuld, Luca! Das hätte genauso gut mit jemand anderem passieren können. Und außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Bambi bei dir in den besten Händen war und weiterhin ist.", ertönt Andrzejs Stimme und auch ich mische mich jetzt ein.
Langsam trete ich auf die beiden Jungs zu. „Ihr beide macht mich wahnsinnig, wisst ihr das eigentlich? Jetzt hört mal zu: Mir geht es blendend. Dieser Sturz war alles, aber sicher nicht deine Schuld, Luca. Wir waren beide unkonzentriert und dann passiert sowas halt leider mal. Ist jetzt aber auch egal, weil wir großes Glück hatten und ich quicklebendig hier vor euch stehe. Und jetzt wäre ich euch sehr dankbar, wenn wir dieses Thema endlich hinter uns lassen würden und uns auf die wesentlichen Dinge konzentrieren." Anstatt einer Antwort, kommt Luca jetzt einfach auf mich zu und nimmt mich fest in den Arm. Überrumpelt erwidere ich die Umarmung und lege meinen Kopf auf seine Schulter. „Okay, aber ich bin trotzdem froh, dass dir nichts passiert ist.", murmelt er leise und ich sage einfach nichts. Von der Seite nähert sich jetzt Andrzej, legt seine Arme um uns beide und seufzt. „Oh, ihr zwei Knirpsies...ihr seid so unglaublich süß." Ich kann nicht anders als breit zu lächeln und diese Umarmung von zwei Menschen, die mir auf unterschiedliche Weisen sehr viel bedeuten, zu genießen. Mein Herz macht einen kleinen Sprung, wenn ich nur daran denke, dass sie beide vermutlich alles für mich tun würden.
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Dangerous Storm
Fanfiction«Mein Herz schlägt einen Purzelbaum, alles in mir fängt heftig an zu kribbeln und ich weiß irgendwie gar nicht mehr genau, wo oben und unten ist. Und dann haucht er mir plötzlich einen letzten Satz in mein Ohr, der mich zum glücklichsten Menschen di...