Kapitel 2

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15.02.2020

Christina

Endlich. Es ist soweit. Nach dem ich gestern einen zugegeben eher einsamen Valentinstag hatte, ist es heute an der Zeit mal wieder ins MMC Studio zu fahren. Falls ihr jetzt denkt ich habe gestern Trübsal geblasen und mich selbst bemitleidet in meinem Single-Dasein...Falsch! Man braucht keinen Mann um eine Party zu feiern. Ich war zu Gast bei Motsi in der Tanzschule und habe dort eine gehörige Portion Lebensfreude verteilt. Und um auf die Sache mit den Männern zurück zu kommen. Von komplizierten Beziehungen habe ich aktuell tatsächlich die Nase voll. Nachdem meine längste Beziehung (inklusive Verlobung) mit Evgeny 2017 ein eher unschönes Ende genommen hat, war ich erst mal eine Weile damit beschäftigt wieder auf mein Leben klar zu kommen. Eine kleine Ablenkung hier, eine andere dort. Keine ernstzunehmenden Beziehungen oder Begegnungen. Aber ich komme damit klar. Langsam habe ich das Gefühl, dass ich ohne diese lästigen Beziehungsdramen besser dran bin. Mir reichen die Erzählungen von Freunden, wenn zu Hause mal wieder die Hölle los ist. Aber hey, in diesen Situationen kann ich mein volles psychologisches Können unter Beweis stellen, damit ich mich nicht umsonst durch das Studium gequält habe.
Ich würde lügen, wenn ich jetzt aber sagen würde, dass ich es nicht ab und zu wenigstens ein bisschen vermisse. Wenn ich nach Hause komme ist da niemand der sich erkundigt wie mein Tag war, jemand der einfach für mich da ist, geschweige denn jemand der neben mir einschläft und in dessen Armen ich mich einfach fallen lassen kann. Ich sagte ja schon: Bambi ist kuschelbedürftig. Natürlich habe ich meine wundervolle Familie und Freunde, die sich rührend um mich kümmern, aber trotzdem ist das nicht vergleichbar mit einem Partner.

Aber zurück ins hier und jetzt. Ich haste bestimmt schon seit 20 Minuten in meiner Wohnung herum auf der Suche nach meinen goldenen Tanzschuhen. Heute stand der erste Dreh auf dem Plan und da mussten natürlich die Schuhe zum Outfit passen. Geplant war das goldene Fransenkleid aus der letzten Staffel und ich konnte es wahrhaftig nicht mit meinem Gewissen vereinbaren dazu silberne Tanzschuhe anzuziehen, wenn ich auch goldene besaß. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich in 15 Minuten im Studio sein sollte. Wenn ich jetzt endlich mal losfahren würde, wäre es zwar eine knappe Sache, aber machbar. Ein letztes Mal ziehe ich mein Schuhregal auf. Wenn ich sie jetzt nicht finde, dann müssen wohl oder übel halt doch die silbernen herhalten. Aha. Wusste ich's doch, dass sie hier irgendwo sein müssen. Eigentlich bin ich nämlich ein sehr ordentlich Mensch und räume meine Sachen direkt an ihren Platz zurück. Hätte ich ja auch mal früher auf die Idee kommen können im Schrank nachzuschauen. Aber auch egal. Nix wie los. Schnell knalle ich die Wohnungstüre hinter mir zu und springe die Treppenstufen hinunter durchs Treppenhaus. Unten angekommen schmeiße ich meine Tasche mit meinen Trainingsklamotten und allerhand anderem Zeug auf den Rücksitz meines Autos und mache mich mit 10 Minuten Verspätung endlich auf den Weg ins Studio.

Kaum steige ich auf dem Studioparkplatz aus meinem Auto aus, kommt ein blondes Energiebündel auf mich zugerannt. „BAMBIIII" höre ich noch bevor ich unsanft in eine feste Umarmung gezogen werde. „Ich hab dich so vermisst, Bambi!", höre ich leise neben meinem Ohr. „Ich dich auch Kathrin.", antworte ich mindestens genauso leise und drücke sie noch etwas fester an mich. Sanft fährt sie mir durch meine Haare die mir offen über die Schultern fallen, bevor sie mich an den Oberarmen von sich drückt und mich eingehend mustert. „Gut siehst du aus.", meint sie und lächelt mich an. Das ist etwas, was ich an ihr liebe. Egal wie durchgedreht sie manchmal sein kann, sie geht stets aufmerksam durchs Leben und erkennt sofort wenn es jemandem in ihrem Umfeld nicht gut geht. Ich grinse zurück und antworte: „Gleichfalls."
„Na los, lass uns endlich reingehen. Ich kann es kaum erwarten auch die Anderen alle wieder zu sehen.", plappert Kathrin aufgeregt wieder vor sich hin. Ich lache leise und nehme meine Tasche vom Rücksitz bevor ich mich bei ihr unterhake und wir uns gemeinsam auf den Weg ins Studio und in unsere Garderobe machen.
Unterwegs erzählen wir uns in Kurzfassung was in den letzten 4 Monaten alles passiert ist. Wobei eigentlich eher Kathrin erzählt und ich stumm grinsend neben ihr herlaufe. Hach ja, wie ich diese trubelige Atmosphäre vermisst hatte.

Dangerous StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt