Drachenknochenpalast, Pinia Königreich
Katsukis PoV:
Nachdem wir uns alle wieder etwas beruhigt hatten, hatte ich erneut versucht mit meinen Eltern zu sprechen. Ich appellierte an ihre Vernunft und sagte ihnen direkt ins Gesicht, dass es keine Nachkommen geben würde, sollte ich wirklich mit einer Frau verheiratet werden.
Meine Mutter hatte abgewunken und gesagt, ich solle die Pheromone einer Omega nicht unterschätzen. Als ob sie damit Erfahrung hätte, schließlich war sie eine Beta!
Es war vollkommen sinnlos gewesen überhaupt zu versuchen ihnen meinen Standpunkt näher zu bringen. Und da es mit Reden nicht funktioniert hatte, blieb mir nur noch eines übrig: Flucht!Ich packte gerade einige Sachen in eine Umhängetasche, die ich immer mit nahm, wenn ich ausritt. Ich hatte geplant, dass ich auch dieses Mal so tat, als wollte ich nur einen Ausritt machen, mit dem kleinen Unterschied, dass ich nicht zurück kommen würde.
Daher packte ich mir mehr Proviant als sonst ein, den ich mir aus der Küche stibitzt hatte, als die Mägde und der Koch nicht hingeschaut hatten.
Ich war innerlich aufgewühlt. Was würde passieren, wenn mich jemand durchschaute? Meine Eltern würden mich unter Arrest stellen und verhindern, dass ich den Palast je wieder verlasse.Ich hielt kurz inne und ließ meinen Blick über die wenigen Habseligkeiten gleiten, die ich gedachte mitzunehmen. War es richtig zu verschwinden?
Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen, ehe ich weiter packte und schließlich meine Tasche mit den Lederriemen schloss.
Nie im Leben wollte ich mich einem weiblichen Omega unterwerfen. Da ging ich lieber auf die Suche nach jemandem, mit dem ich wirklich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Freiwillig und ohne Reue. Und vielleicht mit einem Funken Liebe.„Du willst ausreiten?"
Eijirôs Stimme direkt hinter mir ließ mich ertappt zusammenzucken.
Es dauerte einen Moment, bis ich mich soweit gefasst hatte, um ihm eine passende Antwort zu geben. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du anklopfen sollst?!", fuhr ich ihn an, drehte mich zu ihm um und bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
„Der Blick zieht bei mir nicht, das weißt du genauso gut wie ich. Im Übrigen habe ich angeklopft. Was kann ich dafür, wenn du Watte in den Ohren hast?", grinste er mich wie immer breit an.
Ich grummelte. Wenn er nur mein Leibwächter gewesen wäre, dann hätte ich ihn jetzt in den Kerker geworfen für diese freche Antwort. Aber er war nun mal auch mein bester Freund, dem ich erlaubt hatte, unverblümt mit mir zu sprechen, sobald wir alleine waren. Immerhin war er so schlau und verhielt sich entsprechend, sobald wir unter Leuten waren.
„Dafür sollte ich dich in den Kerker werfen lassen...", murrte ich und schulterte meine Umhängetasche.
Sein Grinsen wurde noch breiter und entblößte seine weißen, spitzen Zähne. „Was du aber nicht tun wirst. Also? Ausreiten? Ja oder nein?"
Ich packte den Riemen meiner Tasche fester und presste die Lippen aufeinander. „Ja", antwortete ich knapp.
„Warum sagst du das nicht früher? Gib mir fünf Minuten und ich begleite dich."
„Ich reite alleine aus. Ich brauche dich nicht. Geh zu Denki oder mach was immer du willst...", beorderte ich ihn und ging langsam zur Tür.Eine große Hand legte sich auf meine Schulter und hielt mich zurück.
„Du hast nicht vor, zurück zu kommen, hab ich recht? Du willst abhauen. Wie ein feiger Hund den Schwanz einziehen. Dich vor deiner Verantwortung drücken...", meinte er leise und fast schon bedrohlich.
Ich atmete tief ein und aus und ließ ertappt den Kopf hängen. „Ich lasse mich in keine Ehe zwingen. Das Thema hatten wir bereits. Und da meine Eltern so uneinsichtig sind, ist das der einzige Weg um meinen Standpunkt zu vertreten", erklärte ich und ließ mich von ihm umdrehen. „Bitte, lass mich gehen. Wenn du wirklich mein Freund bist, dann verrate mich nicht... Ich will mir denjenigen selbst aussuchen, mit dem ich mein Leben verbringen will..."
„Du bist Pinias Prinz! Du hast eine Verantwortung gegenüber dem Volk...", versuchte er mir ins Gewissen zu reden.
„Eine Verantwortung, die ich nie wollte! Meinst du, ich finde es schön, der Prinz von irgendeinem Königreich zu sein? Glaubst du nicht, ich wäre glücklicher mit einem einfachen Beruf und der freien Entscheidung wen ich heiraten möchte und wen nicht?", antwortete ich fast schon verzweifelt. „Ich möchte mich einfach nur genauso verlieben dürfen wie jeder andere...", fügte ich leise hinzu.
Eijirô schloss mich in seine Arme und drückte mich. Das hatte er bisher noch nie getan, aber irgendwie tat es gut, von jemandem getröstet zu werden.
„Na dann suchen wir dir eben einen süßen, männlichen Omega, den du vergöttern kannst", meinte er.
Meine Wangen begannen zu brennen. Ich drückte ihn von mir weg und sah ihn an. „Wir?"
„Klar! Meinst du, ich lass dich alleine? Eine gewisse Verpflichtung hab ich schließlich auch als dein Leibwächter. Ich komme natürlich mit! Wer sonst soll dir den Arsch retten, wenn's brenzlig wird?" Wieder grinste er breit. „Außerdem kann ich doch meinen besten Freund nicht alleine losziehen lassen. Es wäre so langweilig hier ohne dich."
Unwillkürlich musste ich lächeln. „Du kannst nicht mit. Willst du Denki etwa alleine lassen?"
„Er kommt schon damit klar. Außerdem brauchen wir doch jemanden, der deine Eltern im Auge behält und uns warnen kann, wenn sie Attentäter auf uns ansetzen...", lachte er und ging zur Tür. „Wir treffen uns in einer Stunde bei den Ställen. Wir tun so, als würden wir einen Ausritt machen wollen. Ich packe schnell ein paar Sachen zusammen und rede mit Denki."
„Eijirô...", begann ich mit immer noch erhitzten Wangen.
Er drehte sich zu mir um und sah mich fragend an.
„Wir gehen aber nicht auf Omega-Suche. Wir gehen auf Drachenjagd, verstanden?"
Mein Leibwächter begann zu lachen. „Schon klar, Drachenjagd. Ich dachte, es reicht, deine Mutter hier im Haus zu haben...", grinste er frech und schlüpfte aus der Tür.
Mit großen Augen sah ich zu, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und begann schließlich auch zu lachen.Es stimmte schon. Meine Mutter konnte manchmal ein richtiger Drache sein. Obwohl sie gar nichts mit der Blutlinie der Drachenzähmer zu tun hatte. Sie hatte im Alter von 19 Jahren meinen Vater zum Mann genommen und somit in die Familie eingeheiratet. Ich wusste, dass es auch bei meinen Eltern eine arrangierte Ehe war, doch sie hatten sich zuvor einige Male getroffen um sich kennen zu lernen und sich dabei ineinander verliebt. Daher verstand ich nicht, warum sie nun mir eine Ehe aufzwingen wollten, wo sie doch selbst genau wussten, wie schrecklich das sein konnte.
Unsere Familiengeschichte schmückte sich mit der Tatsache, dass meine Vorfahren allesamt Drachenzähmer waren. Damals, vor hunderten von Jahren, als es noch Drachen gegeben hatte.
Mein Ur-ur-urgroßvater väterlicherseits war laut alten Dokumenten der Letzte unserer Familie, der als kleiner Junge noch einen echten, lebendigen Drachen gesehen hatte. Und selbst diese Geschichte war höchst eigenartig und ohne vertrauenswürdige Quellen. Einige taten sie als Humbug ab, aber dennoch gab es immer noch viele, die ohne Vorbehalte daran glaubten und daher auch meine Eltern als ihre Herrscher anerkannten.
Mich faszinierte die Geschichte schon von klein auf und ich wollte wirklich zu gerne einmal einen Drachen sehen. Oder zumindest etwas, das bewies, dass es Drachen wirklich gegeben hatte.
Tagelang hatte ich bereits unsere gesamte Bibliothek auf den Kopf gestellt, war sogar in der Stadt zu den Gelehrten gegangen und hatte sie ausgefragt. Leider hatte ich nur wenige Hinweise auf Drachen gefunden, die bisher aber auch immer im Nichts verlaufen waren. Viele waren schon zu alt um wirklich sachdienlich zu sein. Und dennoch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben..~*~.
Eine Stunde später hatte ich mein Pferd Shadow gesattelt. Der pechschwarze Hengst scharrte mit dem Huf über die Pflastersteine vor dem Stall und kaute in freudiger Erwartung auf ein bisschen Bewegung auf dem Mundstück seiner Trense herum.
Ich strich ihm über die Stirn und sah dann, wie Eijirô endlich auf uns zugelaufen kam.
„Na endlich! Ich dachte, du lässt mich hängen!", rief ich ihm entgegen und grinste.
„Als würde ich mir einen Ausritt entgehen lassen!", rief er zurück.
Einen Moment lang verschwand er in der Sattelkammer und kam dann mit Sattel und Zaumzeug seines eigenen Pferdes, eines braunen Wallachs namens Cookie, wieder.
Zehn Minuten später saßen wir in den Sätteln und waren auf dem Weg. Wir scherzten noch mit den Wachen, die uns die Tore öffneten und versprachen nicht zu spät wieder zu kommen.
Nichts ließ darauf schließen, dass wir gar nicht vorhatten, wieder heimzukehren.
Nachdenklich blickte ich noch einmal zurück zum Palast, packte dann die Zügel etwas entschlossener und ließ Shadow in einen ruhigen Trab fallen.Tbc...
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Nicht gesucht und doch gefunden
FanfictionFantasy-Omegaverse-AU! .~*~. Um einer Zwangsehe zu entgehen, flieht Prinz Katsuki aus dem Drachenknochenpalast und tarnt seine Reise als Suche nach den Drachen. Dabei findet er mehr, als er überhaupt zu träumen gewagt hat. .~*~. Es gibt keine Macken...