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Drachenatem, Mondhügel, Pinia Königreich

Izukus PoV:

„Noch einen Mondschluck, bitte!", schallte es durch den Schankraum zu mir herüber.
„Kommt sofort!", rief ich zurück, musterte kurz die wenigen Anwesenden umheraus zufinden, wem ich das Getränk bringen sollte und fing den Blick unseres Schmieds auf, der mir zuwinkte.
Ich grinste, füllte einen Becher mit dem gewünschten Getränk und brachte ihm dann seine Bestellung.
„Du wirst von Tag zu Tag hübscher, mein Süßer", flirtete er mich sofort an. Seine großen Hände spürte ich sogleich auf meinem Hintern.
Geschickt wand ich mich aus seinem Griff und stellte ihm den Becher vor die Nase.
„Tut mir Leid, Karuko. Aber Milchtrinker sind nicht so mein Fall", entschuldigte ich mich mit einem Grinsen.
Die übrigen Gäste grölten.
„Der Kleine hat's dir aber gezeigt, Karuko!", rief einer.
„Wann gibst du denn endlich auf? Izuku ist viel zu gut für dich!", meinte ein anderer.
Ich kicherte in mich hinein, wischte über einen Tisch, auf welchem jemand etwas verschüttet hatte und ging dann zurück zum Tresen um weiter das Geschirr zu spülen.

Es war ein gewöhnlicher Abend in unserer Taverne. Viele kamen hier her um sich einfach mit Freunden zu treffen und zu quatschen, andere, weil ihnen das Essen meiner Mutter besser schmeckte als das, was sie bei sich zu Hause bekamen.
Oft hatten wir auch Besuch von Abenteurern, die durch Mondhügel reisten und ein Bett für die Nacht, sowie etwas Warmes für den Magen brauchten. Dabei ließen sie uns und unsere anderen Gäste immer wieder Geschichten hören, die sie auf ihren Reisen erlebt und überlebt hatten.
Natürlich glaubte ich nicht alles, was ich hörte. Vieles war einfach zu utopisch um überhaupt einen kleinen Funken Wahrheit zu beinhalten. Doch der Unterhaltungswert war da und schließlich schadete es niemandem, wenn man sich solche Geschichten ausdachte.
Dennoch war ich immer ein wenig neidisch, wenn diese Abenteurer wieder gingen. Sie konnten die ganze Zivilisation hinter sich lassen und durch die Lande streifen. Sie waren nicht gebunden an Haus und Hof und lebten einfach in den Tag hinein.
Abends, vor dem Einschlafen, malte ich mir oft aus, wie es wäre, wenn ich selbst auf die Reise ginge. Dennoch verwarf ich den Gedanken immer wieder. Aus zwei unterschiedlichen Gründen.

Der erste Grund war meine Mutter. Seit mein Vater vor zwölf Jahren gestorben war, unterhielt sie die Taverne alleine. Schon damals hatte ich ihr geholfen. Wenn ich also ginge, wäre sie vollkommen alleine. Und das wollte ich ihr wirklich nicht antun.
Der zweite Grund war mein Sekundärgeschlecht. Ich war ein Omega. Und zwar kein gewöhnlicher. Nein. Ich war ein männlicher Omega!
Omegas an sich waren schon selten, doch auf 10000 Omegas kam ein männlicher! Und das machte mir Angst.
Seit etwas mehr als einem Jahr wusste ich, dass ich ein Omega war. Ich hatte es nicht öffentlich gemacht, da es nur Aufsehen erregt hätte. Jedem, der mich fragte, erzählte ich einfach, ich sei ein Beta. Mit Hilfe der Kräutertees, die ich trank um meine Hitze zu unterdrücken, war auch mein Omega-Körpergeruch nicht ausgeprägt. Natürlich war ich mir bewusst, dass ein Alpha mich enttarnen könnte, wenn er mir zu nahe kommen sollte. Allerdings hatte ich nicht vor, es überhaupt soweit kommen zu lassen.

Hinter mir öffnete sich die Tür zur Küche und meine Mutter kam mit zwei Tellern heraus, auf denen leckeres Essen angerichtet war.
„Hier mein Liebling, die Bestellung für die Hungrigen", grinste sie mich an.
Ich lächelte, nahm ihr die Teller ab und brachte sie an einen Tisch, an welchem zwei Abenteurer saßen.
Sie unterhielten schon den ganzen Abend den Schankraum mit ihren Geschichten.
„Zweimal die Drachenflanke. Lasst es euch schmecken", lächelte ich und stellte die Teller vor den Abenteurern auf den Tisch.
Die beiden bedankten sich grinsend, bestellten noch je ein Met und machten sich dann mit großem Appetit über ihr Essen her. Ich ging derweil zurück zum Tresen, füllte zwei Krüge mit Met und brachte ihnen diese stillschweigend.

.~*~.

Es war schon sehr spät, weit nach Mitternacht, als wir endlich abschließen konnten.
Die Abenteurer hatten sich eines unserer Gästezimmer gemietet für die Nacht und hatten sich bereits in ihre Betten verkrochen.

Müde stellte ich die Stühle auf die Tische und wischte den Boden, half dann meiner Mutter noch in der Küche und verkroch mich dann erschöpft in mein eigenes Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen.
Manchmal gab es Tage, an denen kaum etwas los war. Und dann kamen wieder Tage, an denen man nicht zur Ruhe kam und ständig etwas zu tun hatte. Solch ein geschäftiger Tag war gerade wieder vergangen.
Glücklicherweise musste ich aber nur noch zwei Tage durchhalten, bis ich meine Hitze bekam. Wir hatten es uns angewöhnt, während dieser drei Tage, in denen ich nicht einsatzfähig war, die Taverne zu schließen. Meine Mutter sorgte in dieser Zeit für neue Vorräte, sodass wir immer genug hatten, wenn Gäste kamen.
Unser Städtchen war klein und trotz dass wir die einzige Taverne waren, beschwerte sich niemand darüber. Wir hatten damals als Grund die Hitze meiner Mutter angegeben, denn dass sie eine Omega war, war in der ganzen Stadt bekannt. Nicht bekannt war dagegen, dass ihre Hitze so dezent ausfiel, dass es sie überhaupt nicht mehr einschränkte.
Ich selbst wollte mich nicht in die Küche stellen, da mein zubereitetes Essen bei weitem nicht an das meiner Mutter heranreichte.
Entkräftet setzte ich mich noch einmal auf, zog mich bis auf die Unterwäsche aus und schlüpfte unter meine Decke. Es dauerte nicht lange, bis ich eingeschlafen war.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt