2~09

3.6K 229 31
                                    

Auf dem Weg zum Drachengrab, Daeryn Königreich

Katsukis PoV:

Endlich hatte ich es geschafft, dass Izuku mir wieder mehr vertraute.
Mit seiner schüchternen, vorsichtigen Art, aber auch mit seinem Lächeln hatte er mir mein Herz gestohlen. Es war für mich sogar nur zweitrangig, dass er ein Omega war. Selbst als ich noch dachte, er sei ein Beta, hatte er mein Herz bereits für sich gewonnen.
Inzwischen war ich mir sicher, dass ich mich einfach Hals über Kopf in ihn verliebt hatte.
Ich behielt es allerdings für mich. Ich wollte ihn zu nichts drängen oder beeinflussen. Das Einzige, das ich tat, war ihn mit Hilfe meiner Pheromone zu beruhigen.
Innerlich freute ich mich natürlich wie ein kleines Kind, wenn ich ihn wieder im Arm halten durfte. Da er etwas kleiner war als ich passte er perfekt in meine Arme. Scheinbar gefiel ihm dies auch. Denn sonst würde er sich wohl kaum an mich schmiegen.

Als die zwei Wochen vergangen waren, wurde ich allerdings etwas ungeduldig. Je länger wir brauchten, desto größer war die Gefahr, dass der von meinen Eltern entsandte Suchtrupp uns fand, zumal wir durch Izukus Hitze die drei Tage Vorsprung verloren hatten.  Doch ich gab ihm nicht die Schuld daran. Er hatte es sich schließlich nicht ausgesucht, ein Omega zu sein.
Da weder Eijirô noch ich unsere gewohnte Kleidung getauscht hatten, würden die Wachen uns allein mit unserer Beschreibung finden können. Und vermutlich war auch Denkis Verschwinden bereits aufgefallen. Meine Eltern waren nicht auf den Kopf gefallen, sodass sie wohl selbst auf den Schluss kamen, dass Denki Eijirô hinterher geritten war um uns zu warnen.

.~*~.

Als wir zwei Tage später unser Lager für die Nacht aufschlugen, erklärte sich Denki bereit, nach Feuerholz zu suchen. Bisher hatte er sich immer um die Pferde gekümmert, doch er meinte, er brauche unbedingt etwas Bewegung. Wir befanden uns wieder in einem Wald, wo die Bäume dicht genug standen, damit nur vereinzelte Stellen mit Schnee bedeckt waren.
Denki verschwand nach einer kurzen Diskussion mit Eijirô zwischen den Bäumen.
Eine Weile blieb es still, bis ein gedämpfter Schrei zu uns drang.
Alarmiert sahen wir uns an.
„Das war Denki...", flüsterte Eijirô. Sein Gesicht war kreidebleich und ich konnte die Sorge darin sehen.
Ich nickte und zog mein Schwert. Plötzlich stand Izuku neben mir. Sein Kurzschwert hielt er in der Hand. Er zitterte. Seine Hand lag verkrampft um den Griff seines Schwertes, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
„Bleib bitte hinter mir", bat ich ihn leise.
Er nickte und folgte mir langsam.
Gemeinsam mit Eijirô gingen wir in die Richtung, in die Denki verschwunden war.

„Kiri!", hörten wir Denkis Stimme. Sie klang nah, aber weiterhin gedämpft, so als wäre er in ein Loch gefallen.
„Denki, wo bist du?", rief Eijirô. Er hatte jegliche Vorsicht vergessen und die Sorge überwog. Ich konnte ihn verstehen. Ginge es um Izuku würde ich wohl ähnlich reagieren.
Wachsam blickte ich mich um, doch wir waren alleine. Ich schob die Klinge meines Schwerts zurück in die Scheide, behielt aber meine Hand auf dem Griff um gewappnet zu sein, sollte ich es dennoch benötigen.
„Hier unten!", hallte Denkis Stimme zu uns.
Wir folgten seiner Stimme und fanden schließlich ein dunkles Loch, das von Efeuranken überwuchert gewesen war.
Das Loch war etwa fünf Meter tief. Am Grund saß Denki und hielt sich den Knöchel.
„Geht es dir gut?", fragte ich ihn und kniete mich an den Rand des Lochs.
„Ja, nur mein Knöchel tut weh...", lächelte er tapfer zu uns hinauf.
„Ich gehe zurück zum Lager und hole ein Seil", informierte Izuku uns.
Ich nickte ihm zu. „Sei vorsichtig. Nicht, dass wir dich auch noch suchen müssen...", lächelte ich ihm zu.
Er lächelte mich beruhigend an und verschwand in der Dunkelheit.
Ich blickte wieder zu Denki hinunter. Dieser sah sich gerade um. „Das solltet ihr sehen...", meinte er leise.
„Was ist denn da unten?", wollte ich wissen.
Er sah zu uns hinauf und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht genau, was das hier ist. Aber es sieht interessant aus!"
Nun war ich ebenfalls neugierig.
Hinter mir hörte ich Schritte. Ich drehte mich um und erkannte Izuku. Er hatte das längste Seil mitgebracht, das wir mitgenommen hatten. Lächelnd reichte er es mir. Ich band es um einen Baum in der Nähe und warf das Ende des Seils zu Denki ins Loch hinunter.
Bevor ich etwas sagen konnte, hatte Eijirô sich bereits abgeseilt und schlang seine Arme um seinen Freund.
„Denki hat dort unten etwas gefunden. Wollen wir es uns anschauen?", fragte ich Izuku.
Izuku nickte und wartete, bis auch ich mich abgeseilt hatte.
Erst dann wagte er selbst den Abstieg. Ich half ihm etwas, indem ich ihn auf dem letzten Stückchen an der Hüfte packte und sanft auf dem Boden neben mir niederließ.

Erst dann drehte ich mich um. Was ich sah, war überwältigend.
Das Erdloch war der Zugang zu einer etwas größeren Höhle. An den Wänden hatten sich leuchtende Kristalle gebildet, welche die gesamte Höhle in ein sanftes blaues Licht tauchten. Am anderen Ende der Höhle war eine vereinfachte Darstellung eines Drachens in den Stein gemeißelt.
Ich blickte zu Denki, der mit Eijirôs Hilfe wieder auf beiden Beinen stand. „Was macht dein Knöchel?", erkundigte ich mich bei ihm.
Er verzog gequält das Gesicht. „Ich bin wohl umgeknickt, als ich hier unten gelandet bin. Es geht schon wieder etwas besser...", lächelte er.
Auch Eijirô und Denki blickten sich nun in der Höhle um. Auch sie staunten nicht schlecht, als sie das Drachenbildnis sahen.
„Ich glaube, wir haben das Grab gefunden...", flüsterte Denki ehrfürchtig.
Langsam trat ich näher an die Meißelung und fuhr mit den Fingerspitzen über den Stein.
Unter meinem Mantel begann es auf einmal zu leuchten. Überrascht durchsuchte ich die Tasche, aus der das Licht kam, und zog den Anhänger hervor, den ich damals in Mondhügel auf dem Markt erstanden hatte. Die vermeintliche Drachenschuppe!
Sie strahlte in einem sanften Grün.

„Izuku? Was hast du?", fragte Eijirô hinter mir.
Ich drehte mich um und sah Izuku an.
Es war Izuku, der da bei uns stand. Und doch war er es wiederum nicht. Die Luft um ihn herum flimmerte und flirrte. Grüne Funken umgaben seinen Körper. Seine Augen leuchteten in dem gleichen Grün wie die Schuppe in meinen Händen, doch sein Blick ging ins Leere, fast so, als wäre sein Bewusstsein wo anders.
Geschmeidig drehte er sich zu Eijirô um und zog eines seiner scharfen Messer aus der Halterung.
Eijirô wollte ihn aufhalten, doch ich hob den Arm.
Von Izuku ging nichts bedrohliches aus. Er würde uns nicht angreifen, da war ich mir ganz sicher.
Und tatsächlich ging der Kleine langsam zu mir auf die Felswand zu und blieb neben mir stehen.
Er sah mich an und lächelte. „Drachenzähmer...", sagte er zu mir, strich mir sanft über die Wange und nahm mir, nach kurzem Zögern, die Schuppe aus der Hand.
Mit den Fingerspitzen fuhr er über den Hals des Drachenbildnisses und drückte auf eine bestimmte Stelle.
Stein auf Stein kratzte leise und wenige Zentimeter unter seinen Fingern wurde eine Aussparung sichtbar, die die Form der Schuppe hatte.
Sanft legte Izuku die Schuppe hinein, hob dann Eijirôs Messer und schnitt sich in den Finger, bevor ich ihn davon abhalten konnte.
Entsetzt nahm ich ihm das Messer aus der Hand und wollte seine Hand nehmen um die Blutung zu stoppen, doch er sah mich nur lächelnd an und schüttelte den Kopf.
Ich beobachtete, wie er seinen blutenden Finger über die Schuppe hielt. Ein einziger Tropfen Blut fiel auf die Schuppe.
Wie gebannt sah ich zu, wie sich die Wand plötzlich teilte und mit kratzenden Geräuschen eine Öffnung freigab.
Als dieser Vorgang abgeschlossen war, wurde es still um uns herum.
Verblüfft sah ich Izuku an, warf einen Blick zurück zu Eijirô und Denki, die ebenfalls vollkommen überrumpelt waren, und sah dann wieder zu Izuku.
Das Flimmern um seinen Körper ließ nach. Die Blitze verschwanden. Und als wäre alle Kraft aus ihm gewichen, sackte er in sich zusammen.
Geistesgegenwärtig fing ich ihn auf und hielt ihn fest, sodass er sich nicht noch mehr verletzte.

Besorgt strich ich ihm über die Wange. „Izuku... Hey... Was ist mit dir?"
Eijirô und Denki kamen zu uns. Auch sie waren besorgt und knieten sich neben uns.
Es dauerte einige Momente, bis Izuku wieder zu sich kam.
Er blinzelte und sah mich dann an. In seinen Augen bildeten sich Tränen. „Mein Vater... Ich habe meinen Vater gesehen...", schluchzte er und fiel mir um den Hals.
Sanft zog ich ihn an mich und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Sch... es ist alles gut...", flüsterte ich ihm zu und legte mein Handgelenk in seinen Nacken. Zärtlich rieb ich meine Duftdrüsen an seinen und versuchte ihn dadurch noch mehr zu beruhigen.
Nach ein paar Minuten hörte er auf zu weinen, klammerte sich aber immer noch an mich und weigerte sich, sich von mir zu lösen.
Kurzerhand hob ich ihn einfach auf meine Arme. Er quietschte überrascht auf und sah mich mit großen Augen und roten Wangen an. Ich lächelte und zwinkerte ihm zu.

Erst jetzt widmeten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Durchgang.
„Mein Vater sagte mir, dass sich dort das Drachengrab befindet...", murmelte Izuku plötzlich und sah mich an. „Du kannst mich runter lassen..."
Ich musterte ihn eindringlich und setzte ihn wieder ab, ergriff aber stattdessen seine Hand und hielt sie fest. Dies schien auch in seinem Sinne zu sein, da er sich nicht dagegen wehrte. Im Gegenteil! Er verschränkte seine Finger mit meinen und blieb dicht neben mir stehen.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt