2~12

3.1K 193 3
                                    

Drachengrab, Daeryn Königreich

Izukus PoV:

Ich hatte Angst, was Katsuki nun von mir denken könnte. Fand er mich nun abstoßend, weil ich jetzt so anders aussah?
Daher sprach ich meinen ersten Verdacht auch nicht direkt aus. Doch er überredete mich dazu, sodass ich ihm meine Vermutung schilderte.
„Ich weiß, dass er eine Narbe auf der Wange hatte... Aber wie tief sie ging, das kann ich dir nicht sagen...", beantwortete ich seine Frage.
Er machte überhaupt nicht den Anschein, als hätte sich etwas zwischen uns geändert. Seine Hand nahm wieder sanft meine und ich folgte ihm zurück zu Eijirô, der sich ebenfalls etwas umgeschaut hatte.
„Dieser Drache scheint einiges mitgemacht zu haben!", rief er uns entgegen. „Er hat einen ziemlich tiefen Kratzer auf dem Wangenknochen."
Katsuki blickte mich an und wie auf Absprache fingen wir an zu laufen um uns selbst davon zu überzeugen. Und tatsächlich erkannte ich nun auch den von Eijirô genannten Kratzer.
„Das kann doch kein Zufall mehr sein...", flüsterte ich.
Katsuki brachte Eijirô kurz auf den aktuellen Stand der Dinge und schilderte ihm unsere Vermutung.
„Ich habe hier keine menschlichen Überreste gefunden... Es könnte also durchaus möglich sein...", meinte Eijirô.
Ich seufzte. „Aber sicher können wir uns nicht sein...", erwiderte ich.
Ich wusste nicht mehr, was ich von alldem halten sollte.

Mein Nacken kribbelte. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden.
Langsam drehte ich mich in die Richtung um und sah eine flirrende Gestalt, die einige Meter von uns auf der anderen Seite des Skeletts stand und auf eine bestimmte Stelle deutete.
Die Gestalt verschwand so schnell, wie sie aufgetaucht war.
Ich rieb mir die Augen, ehe ich langsam auf die Stelle zuging.
„Izu?", fragte Katsuki hinter mir.
Wie jedes Mal, wenn er mich bei diesem Kosenamen nannte, begann es in meinem Bauch zu kribbeln. Ich mochte es, wie er ihn aussprach. Es klang unendlich zärtlich.
Doch ich ignorierte ihn und ging weiter auf die Stelle zu, sah dann ein Buch halb unter einem Stein liegen.
Vorsichtig zog ich es darunter hervor und schlug es auf.
Schon die erste Seite trieb mir die Tränen in die Augen.
„Was hast du gefunden?", fragte Eijirô.
Er und Katsuki waren mir hinterher gekommen. Ich hielt ihnen das Buch entgegen und setzte mich kraftlos auf einen Stein hinter mir. Ungehindert rollten große Tränen über meine Wangen.
Ich hatte nun Gewissheit. Mein Vater war tatsächlich hier gewesen.
„Hisashi Midoriya... Ein Tagebuch?", fragte Katsuki, der mir das Buch abgenommen hatte.
„Das Tagebuch meines Vaters...", schluchzte ich.
Katsuki setzte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter. „Was hältst du davon, wenn wir zurück zum Lager gehen und dort das Tagebuch lesen?", schlug er vor.
Ich nickte leicht. Ja, das war eine gute Idee. Ich konnte hier unten nicht länger bleiben. Nicht, nachdem ich das Tagebuch gefunden hatte.
Ich verstaute das Buch in meiner Umhängetasche und gemeinsam machten wir uns an den Aufstieg. Diesmal brauchten wir länger, da ich oft einfach nicht die Kraft hatte, einen Schritt vorwärts zu gehen, geschweige denn mich die großen Stufen hinauf zu ziehen.
Die ganzen Ereignisse raubten mir meine Kraft.
Doch wir schafften es und betraten wieder den Gang. Er kam mir endlos lang vor, bevor wir schließlich doch die Vorhöhle erreicht hatten.
Katsuki nahm die Drachenschuppe wieder an sich und sah zu, wie sich der Durchgang schloss. Erst dann folgte er mir und Eijirô.
Hier mussten mir die beiden noch viel mehr helfen, wieder ans Tageslicht zu kommen. Erschöpft setzte ich mich oben auf eine Wurzel und atmete durch.
Katsuki kam als letzter aus dem Loch gekrabbelt und ging direkt auf mich zu, während Eijirô das Seil vom Baum löste und wieder zusammenrollte.
Er hielt mir eine Hand entgegen. Ich blickte zu ihm auf und ließ mir von ihm helfen.
„Du siehst übrigens wieder vollkommen normal aus...", meinte er plötzlich leise zu mir.
Ich rieb mir über die Wange und fühlte Haut, keine Schuppen mehr. „Vielleicht reagiere ich auf das Grab allergisch...", versuchte ich es mit einem Scherz.
Katsuki grinste und gemeinsam gingen wir zurück zum Lager. Denki wartete schon sehnsüchtig auf uns und humpelte uns entgegen. Eijirô nahm ihn in den Arm und küsste ihn sanft.
Als ich die beiden so sah wuchs in mir der Wunsch, auch jemanden zu haben, der mich so begrüßen würde. Mein Blick wanderte bei diesem Gedanken wie von selbst zu Katsuki. Sofort spürte ich die Hitze in meinen Wangen und blickte wieder auf den Boden vor uns.
Katsuki hatte glücklicherweise nicht bemerkt, dass ich ihn angeschaut hatte, sondern zog mich weiter zum Feuer. Wie kalt es war wurde mir erst klar, als ich die angenehme Wärme der Flammen spürte.
Ich hielt meine Hände dem Feuer entgegen und rieb sie aneinander. Meine Müdigkeit von gerade eben war fast ganz verschwunden. Ich vermutete, dass ich wirklich in einer seltsamen Art und Weise auf die Nähe des Drachengrabs reagierte. Anders konnte ich mir auch meine äußeren Veränderungen nicht erklären.
„Ich hole uns Wasser und setze Tee auf", informierte ich Katsuki.
Er musterte mich eingehend. Unter seinem Blick spürte ich erneut die Hitze in meine Wangen kriechen.
„Möchtest du dich nicht lieber etwas ausruhen?", meinte er mit einem besorgten Unterton in der Stimme. „Oder soll ich dich vielleicht begleiten?"
Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Nein, mir geht es schon wieder besser. Und der Bach ist ja nicht weit entfernt. Das schaffe ich schon alleine."
Er nickte etwas geknickt, doch sagte nichts weiter.
Mit unserem kleinen Topf in der Hand zog ich los um am nahegelegenen Bach frisches Wasser zu holen.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt