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Marktplatz, Mondhügel, Pinia Königreich

Katsukis PoV:

Neugierig blickte ich dem grünhaarigen Jungen hinterher, der sich für den Anhänger interessiert hatte. Er war süß! Diese fluffig aussehenden Locken, die Sommersprossen auf den Wangen, diese großen, grünen Augen.
Als er in der Menge verschwunden war, schüttelte ich leicht den Kopf und widmete meine Aufmerksamkeit wieder der Händlerin und ihrer Drachenschuppe zu.
„Und ihr seid sicher, dass das eine echte Drachenschuppe ist?", hakte ich nach und nahm den Anhänger in die Hand. Ich konnte erkennen, warum der Junge vor mir so fasziniert davon gewesen war. Die Farben waren einzigartig! Dennoch glaubte ich nicht, dass die angebliche Schuppe echt war.
„Natürlich bin ich mir sicher. Die Schuppe ist bereits zwei Jahrhunderte alt und stammt von einem der letzten damals noch lebenden Drachen."
Ich musterte die alte Frau, zog dann zwei Silberlinge aus der Tasche und warf sie ihr entgegen. „Zwei Silberlinge. Ich nehme ihn...", meinte ich und packte ihn vorsichtig in eine Innentasche meines Mantels.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging.

Nach einigen Minuten fand ich schließlich Eijirô, der mit einem großen Jutebeutel über der Schulter auf mich zu kam und grinste.
„Man merkt, dass man hier nicht in der Nähe des Palastes ist. Die Preise sind so niedrig...", schwärmte er.
Ich nickte ihm nur zu.
„Wenn du dann alles hast, lass uns diesen Drachenatem suchen. Ich bin müde, brauche ein Bad und eine anständige Mahlzeit", murrte ich und zog ihn an den Rand des Marktes.
Dort fielen mir zwei Mädchen auf. Sicher waren sie aus der Stadt und konnten uns den Weg erklären.
Zielstrebig steuerte ich auf sie zu.
Die braunhaarige lächelte mich an. „Was darfs sein? Liebestränke? Potenzsteigernde Kräuter? Oder etwas zur Beruhigung?", trällerte sie.
Überrumpelt blinzelte ich sie an. Sah ich etwa so aus als bräuchte ich so etwas? Bevor ich sie anschnauzen konnte, was sie sich einbildete, schob Eijirô mich beiseite.
„Wenn du Kräuter für einen beruhigenden Tee hättest, das wäre etwas für ihn...", grinste er.
„Aber sicher!", freute sich das Mädchen und wählte aus ihrem Sortiment eine Kräutermischung aus. „Das macht fünf Groschen!"
„Ich zahle dir zehn, wenn du mir sagt, wo der Drachenatem ist!", knurrte ich und spürte sofort einen Ellbogen in meinen Rippen.
„Entschuldigt sein Benehmen. Er hat seit fünf Tagen keine ordentliche Mahlzeit mehr zwischen die Zähne bekommen und das schlägt ihm auf die Stimmung. Wäre es daher möglich, den Weg zum Drachenatem zu erfahren? Wir haben gehört, dass das die einzige Taverne hier in der Stadt ist", mischte sich Eijirô sofort ein.
Ich verzog das Gesicht und verstummte. Vielleicht war ich wirklich etwas zu forsch gewesen.
„Oh, ihr habt Izu gerade verpasst! Der Sohn der Besitzerin war gerade hier. Wenn ihr euch beeilt, dann holt ihr ihn sicher noch ein. Er kann euch den Weg zeigen!", plapperte die braunhaarige, während sie die Groschen von Eijirô entgegen nahm.
„Und wie sieht dieser Izu aus?", schnappte ich ungeduldig. Konnte sie denn nicht einfach mit einer Wegbeschreibung rausrücken?
„Izu hat grüne Haare, grüne Augen und Sommersprossen auf den Wangen. Ihr könnt ihn gar nicht übersehen. Vorhin hatte er noch einen großen Jutebeutel und eine Umhängetasche dabei!", plapperte sie gut gelaunt weiter und schien sich gar nicht daran zu stören, dass ich so unfreundlich war.
Die Beschreibung erinnerte mich aber an den Jungen, der vor mir bei diesem Stand gewesen war.
„Grüne Weste, weißes Hemd, Handschuhe, dunkelgrüne Hose und braune Stiefel?", fragte ich, während ich mir das Bild des Jungen ins Gedächtnis zurückrief.
„Ja, genau! Das ist Izu-chan!", mischte sich nun auch das andere Mädchen ein, das in einem Haufen von Blumen stand.
„In welche Richtung müssen wir?", wollte ich wissen.
Das Kräutermädchen deutete eine Straße entlang. „Dort entlang."
„Danke", grinste Eijirô. Er hatte seine Teemischung verstaut und blickte mich nun an.
Ich bedachte ihn mit einem warnenden Blick, hob die Hand zum Gruß und zog ihn dann mit in die entsprechende Richtung.

Erst als wir den Markt hinter uns gelassen hatten, brach er in Gelächter aus.
„Also ich frage mich wirklich, wie sie darauf kommt, dir potenzsteigernde Kräuter anzubieten", lachte er.
Ich grummelte. „Kein Respekt..."
„Nun sei nicht so. Wir wollen doch gar nicht entdeckt werden. Woher sollen also Leute, die so weit vom Palast entfernt leben, dich kennen? Das Mädchen war doch ganz nett und wollte nur ihre Kräuter verkaufen", beschwichtigte mich Eijirô. Er hatte sich wieder beruhigt und sah mich nun fragend an. „Aber sag mal, woher weißt du eigentlich, wie dieser Izu aussieht?"
„Zufall. Ist mir vorhin über den Weg gelaufen. Sah ganz schnuckelig aus...", gab ich zu und wich seinem Blick aus. „Und bevor du fragst, er wird zu 99,99 Prozent kein Omega sein... Er hatte so etwas Beta-mäßiges..."
„Und wenn schon. Lass uns den Süßen finden", grinste der rothaarige und ging mit großen Schritten die Straße entlang.
Ich folgte ihm seufzend.

Tatsächlich dauerte es nur wenige Minuten, bis wir ihn sahen.
Er ging langsam, weil er doch recht gut beladen war.
Beständig kamen wir ihm näher, bis wir nur noch wenige Meter hinter ihm waren.
„Hey, bist du Izu?", fragte Eijirô plötzlich.
Der Junge erschreckte sich und ließ fast den Jutebeutel fallen.
Mit drei großen Schritten war ich bei ihm und nahm ihm das schwere Teil ab.
Er sah mich mit großen Augen an und schluckte. „Das ist meiner...", flüsterte er und wich einen Schritt vor mir zurück.
Ich sah ihm in die Augen und versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Es schien mir aber nicht zu gelingen, da er noch weiter vor mir zurück wich.
„Keine Angst, wir sind keine Diebe und wir wollen dir auch nichts böses", meinte nun Eijirô, der neben mir auftauchte. Er konnte mit Leuten wesentlich besser umgehen als ich. „Bist du Izu, der Sohn der Besitzerin vom Drachenatem?"

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt