2~04

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Wald, Daeryn Königreich

Izukus PoV:

Ich versuchte Cookie etwas zu beruhigen und klopfte ihm auf den Hals. Es gelang mir auch, sodass er nur wenig später wieder vollkommen ruhig war und ein wenig Gras zupfte.
„Eure königliche Hoheit!", hörte ich eine fremde Stimme aus der Richtung, in die Eijirô und Katsuki verschwunden waren.
Neugierig ging ich näher.
Das Bild, das sich mir zeigte, war surreal. Eijirô stand auf dem Weg und hielt die Zügel des fremden Pferdes in der Hand. Katsuki stand mit dem Rücken zu mir gewandt da. Vor ihm kniete ein junger Mann und hatte den Kopf gesenkt.
Im wenigen Licht, das der Mond uns schenkte, erkannte ich blonde Haare. Seine Kleidung war hell. Er trug ein weißes Hemd und darüber einen cremefarbenen Mantel, den er auf der Brust zugeschnürt hatte. Seine Beine steckten in dunklen Hosen und seine ebenfalls dunklen Stiefel waren leicht mit Staub bedeckt. In der Hand hielt er einen spitz zulaufenden, dunklen Hut mit bauschiger Feder.
„Denki, warum bist du hier?", wollte Katsuki wissen.
War Denki nicht der Freund von Eijirô? Soweit ich mich erinnern konnte, hatte Eijirô diesen Namen einmal erwähnt.
„Eure königliche Hoheit, ich bin gekommen um Euch zu warnen! Eure werten Eltern haben Euer Verschwinden bemerkt und einen Suchtrupp losgeschickt, der Euch zurück in den Palast bringen soll", erklärte der Fremde.
Ich blinzelte. Warum sprach dieser Denki Katsuki mit 'Eure königliche Hoheit' an? Katsuki war doch... Wer war er überhaupt? Er hatte mir nie erzählt, was er tat, wenn er nicht gerade nach Drachen suchte. Und auch Eijirô hatte nie darüber gesprochen.
„Das war zu erwarten...", seufzte Katsuki nun laut. „Aber hör mit dem Knien auf, ich hab dir doch schon öfter als einmal gesagt, dass du das nicht tun musst, wenn wir alleine sind."
Katsuki drehte sich um und ging zwei Schritte auf mich zu.
Da ich mich hinter einem Baum versteckt hatte, sah er mich nicht auf den ersten Blick.
Langsam trat ich hinter dem Baum hervor und sah Katsuki an.
Dieser hielt in der Bewegung inne und starrte mich an.

Ich brauchte einen Moment um den Mut zu fassen, die Stille, die uns umgab, zu durchbrechen. „Was hat das zu bedeuten, Katsuki?", fragte ich leise.
Eijirô und der Fremde kamen zu uns. „Du solltest es ihm sagen...", riet Eijirô.
„Mir was sagen?", wollte ich wissen.
Ich hatte Angst vor der Wahrheit. Und irgendwie fühlte ich mich hintergangen, weil mir etwas Großes verschwiegen worden war.
Katsuki blieb vollkommen still, bis Eijirô seufzte. „Wenn du es nicht sagst... Dann werde ich dich wohl vorstellen müssen...", meinte er und deutete eine kleine Verbeugung an. „Izuku, vor dir steht Katsuki Bakugô, der Sohn von Mitsuki und Masaru Bakugô und damit Prinz von Pinia."
Nur langsam schaffte ich es, die Informationen zu verarbeiten. Wer die Familie Bakugô war wusste selbst in Mondhügel jedes Kind. Sie waren das derzeitige Herrscherpaar aus dem Drachenknochenpalast. Es war auch bekannt, dass sie einen Sohn hatten. Und dieser Sohn sollte Katsuki nun sein?
Wie ein Film zog die Zeit, die ich mit Katsuki verbracht hatte, vor meinen Augen vorbei. Und ich wurde mir bewusst, dass ich ihn überhaupt nicht entsprechend behandelt hatte. Ich hatte ihn behandelt, wie jemand, der vom Stand her mit mir gleichgestellt war. Nicht wie es einem Prinz gebührt!
Meine Beine gaben unter mir nach und ich sank in die Knie. Ich blickte auf den Boden. „Bitte verzeiht meinen Mangel an Benehmen, mein Prinz...", flüsterte ich.
Was würde er jetzt mit mir tun? Würde er mich auspeitschen lassen? Oder in den Kerker werfen? Ich begann zu zittern und kleine, heiße Tränen entkamen meinen Augen, rollten über meine Wangen und tropfen auf den staubigen Weg, auf dem ich kniete.

Langsame Schritte kamen auf mich zu. Die Person blieb vor mir stehen, ging in die Hocke und hob sanft mein Gesicht an.
Ich blinzelte die Tränen weg und sah ängstlich nach oben. Katsuki hockte vor mir und lächelte mich traurig an.
„Steh bitte auf. Ich werde es dir erklären...", meinte er leise.
„Ja, mein Prinz...", gab ich unterwürfig von mir und stand wieder auf.
Ich folgte ihm in einigem Abstand zurück zu unserem Lager.
Katsuki setzte sich auf die Decke, auf der wir zuvor gesessen hatten und deutete neben sich.
Ich schüttelte den Kopf. „Das... das wäre nicht angemessen...", gab ich zurück und hätte mich am Liebsten selbst geschlagen. Wie konnte ich nur so doof sein und ihm widersprechen?
„Was angemessen ist und was nicht entscheide ich. Und ich finde es angemessen, wenn du weiterhin neben mir sitzt. Also komm her. Bitte...", meinte er leise.
Ängstlich setzte ich mich doch neben ihn, hielt aber etwas mehr Abstand als bisher.
Katsuki seufzte leise und rutschte von sich aus näher an mich heran. „Weißt du, warum ich dir das verschwiegen habe?", fing er an.
Ich schüttelte nur den Kopf, weil ich meiner Stimme gerade nicht traute.
„Ich habe es dir verschwiegen, weil ich nicht wollte, dass genau das passiert, was gerade passiert ist. Ich wollte nicht, dass du vor mir auf die Knie fällst. Ich möchte einfach behandelt werden, wie jeder andere auch, verstehst du? Ohne dieses ganze Drumherum. Ohne, dass die Personen, die mir begegnet, sich verstellen und mir etwas vorheucheln..."
Langsam beruhigte ich mich und sah ihn vorsichtig an. „Aber es steht dir doch zu...", flüsterte ich leise.
Katsuki lächelte traurig. „Ich habe nie darum gebeten. Aber ich bin nun mal ein Bakugô und daran lässt sich nichts ändern." Er machte eine Pause und sah mich nun vorsichtig an. „Wäre es für dich möglich, mich weiterhin einfach als Katsuki zu sehen?"
Verblüfft blinzelte ich ihn an. „Du bist mir nicht böse?"
Katsuki lächelte mich an und schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Du brauchst keine Angst zu haben. Sei bitte einfach du selbst. Und sag mir auch, wenn dir etwas nicht passt", bat er mich.
Ich hatte das Gefühl, als würden ein Dutzend Steine von meinem Herzen fallen. „Okay...", lächelte ich. „Aber... wenn du ein Prinz bist... was ist dann Eijirô?"
„Sein Leibwächter", ertönte Eijirôs Stimme hinter einem Baum hervor.
Ich zuckte zusammen. Hatte er etwa gelauscht?
Der Rothaarige trat zusammen mit dem Blonden hinter einem Baum hervor und grinste breit. „Habt ihr euch ausgesprochen?"
Katsuki funkelte ihn an. „Als ob du das nicht genau wüsstest...", grummelte er.
„Bitte entschuldigt... Ich wusste nicht, dass noch jemand bei euch ist... Oder dass du deine Identität geheim halten wolltest...", brach es aus dem Blonden hervor.
Katsuki winkte ab. „Ist jetzt auch zu spät..."
Langsam entspannte ich mich wieder. Das war nun eine Überraschung gewesen, mit der ich nicht gerechnet hatte. Dass ausgerechnet Katsuki der zukünftige Herrscher von Pinia sein sollte war für mich irgendwie schwer vorzustellen. Nun verstand ich auch, warum er mir nie seinen Nachnamen genannt hatte.
Ich blickte zu dem Fremden. „Und du bist?"
Dieser kam auf mich zu, ließ sich vor mir nieder und hielt mir die Hand entgegen. „Denki Kaminari. Eijirôs Freund und das Zimmermädchen von unserem tollen Prinzen hier", grinste er.
Ich warf Katsuki einen Seitenblick zu. Er sah nicht begeistert aus, dass Denki ihn so bezeichnete, doch er sagte auch nichts deswegen.
Denki grinste immer noch und ich nahm seine Hand, schüttelte sie. „Izuku Midoriya. Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen. Eijirô hat bereits von dir erzählt", lächelte ich.
„Ach hat er? Ich hoffe doch nur gutes!", lachte Denki, stand auf und lief zu seinem Freund hinüber. Dieser hatte sich um das Pferd gekümmert, das zufrieden am Bach soff, und zog seinen Freund nun in seine Arme.
„Als würde ich schlecht über dich reden, mein Liebling...", säuselte Eijirô.
„Nehmt euch ein Zimmer...", grummelte Katsuki neben mir.
Ich blickte ihn an und musste plötzlich kichern. „Ist da jemand neidisch?", neckte ich ihn.
Katsuki funkelte mich gespielt böse an und beugte sich zu mir. „Ich wüsste eine Möglichkeit, wie ich diese beiden Nervensägen vor Neid erblassen lassen könnte...", säuselte er.
Meine Wangen wurden heiß, als er mir so nah kam.
Er grinste mich frech an, setzte sich dann aber wieder aufrecht hin und wurde ernst.
„Ich denke, wir haben ein Problem", begann er. „Denki, wie viel Vorsprung hattest du auf den Suchtrupp?"
Eijirô und Denki hatten sich uns gegenüber auf die zweite Decke gesetzt. Ungefragt säuberte ich eine der Schalen und füllte sie mit dem Eintopf.
Denki nahm sie mir mit einem dankbaren Lächeln ab und probierte von deren Inhalt, bevor er antwortete. „Ich denke, es sind drei Tage... Als ich es von einer Wache erfahren habe, dass ein Suchtrupp zusammengestellt wird, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht", erzählte er und löffelte weiter seinen Eintopf. „Das Zeug ist ja göttlich... Wer hat das gemacht?", fragte er und löffelte gierig weiter.
Ich wurde verlegen, als Eijirô auf mich deutete.

„Drei Tage also...", murmelte Katsuki vor sich hin. „Dann sollten wir versuchen, so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen..." Er seufzte und sah mich dann an. „Izuku, ab morgen reitest du zusammen mit mir auf Shadow. Er ist kräftig genug um uns beide zu tragen..."
Ich setzte an um zu widersprechen, doch sein Blick sagte mir, dass er nicht mit sich reden lassen würde. Daher nickte ich einfach nur und ergab mich meinem Schicksal.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt