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Drachenatem, Mondhügel, Pinia Königreich

Katsukis PoV:

Manchmal hasste ich Eijirô wirklich. Er wusste genau, dass ich unerkannt bleiben wollte und trotzdem trieb er es immer auf die Spitze.
Es gefiel mir zwar nicht, den kleinen Grünhaarigen ständig anzulügen, wenn es um meine Herkunft ging, doch es war zu unsrer aller Sicherheit besser so.
Während mein toller Leibwächter sich also auf den Weg zum Fluss machte, wartete ich bis Izuku mich in den Keller führte.
Neugierig blickte ich mich dort um und fragte mich, was er damit gemeint hatte, als er sagte, dass seine Mutter das heiße Wasser 'herablassen' würde.
Die Waschküche sah aus wie jede andere, die ich kannte.
Mit geschickten Bewegungen rückte Izuku nun einen hölzernen Zuber zurecht und begann Wasser in einen Eimer zu pumpen und mit diesem den Zuber zu füllen.
„Magst du das Wasser eher heiß oder doch etwas kühler?", fragte er mich.
„Heiß...", antwortete ich.

Der Kleine mühte sich richtig ab, sodass ich fast das Bedürfnis hatte, ihm unter die Arme zu greifen. So etwas hatte ich bisher noch nicht verspürt. Im Palast war es eine Selbstverständlichkeit, dass man mir das Badewasser ohne mein Zutun bereitete und mir dann auch beim Entkleiden half, obwohl ich das doch lieber selbst tat.
Doch hier war es etwas vollkommen anderes.
„Kann... ich dir irgendwie helfen?", fragte ich schließlich, nur um meine innere Unruhe etwas zu beschwichtigen.
Izuku lächelte mich an und schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Das schaffe ich schon alleine", antwortete er und kippte den nächsten Eimer Wasser in den Zuber.
„Izuku? Reicht euch ein Eimer oder möchte Katsuki lieber noch einen zweiten?", hallte die Stimme seiner Mutter zu uns herunter.
Ich beobachtete, wie er zu einer Öffnung in der Decke ging und hinaufschaute. „Bitte zwei! Er möchte das Wasser heißer als ich!", rief er hinauf und nur wenige Augenblicke später sah ich, wie langsam ein Eimer in der Öffnung erschien.
Izuku nahm ihn entgegen und füllte das dampfende Wasser in den Zuber, hängte ihn wieder an den Haken und zog kurz daran. Der Eimer verschwand nach oben und erschien ein paar Minuten später erneut. Wieder war er mit heißem Wasser gefüllt, welches er ebenfalls in den Zuber kippte.
„Schau doch mal bitte, ob dir die Temperatur zusagt", bat er mich.
Ich testete die Temperatur mit der Hand und nickte. „Ja, das ist perfekt so", lächelte ich.
Erfreut strahlte er mich an, füllte den Eimer mit kaltem Wasser und ließ ihn wieder nach oben ziehen.
Von einer Ablage brachte er mir ein Stück Seife, einen Schwamm und ein großes Handtuch, welches er auf einen Hocker neben dem Zuber platzierte.
„So, bitte. Falls du noch irgendetwas brauchen solltest, dann ruf einfach. Der Schacht dort führt direkt in die Küche und meine Mutter wird dich dann hören", erklärte er mir.
Ich nickte ihm zu als Zeichen, dass ich verstanden hatte.

Ein wenig enttäuscht war ich schon, dass er sich in meiner Gesellschaft scheinbar nicht ganz wohl fühlte. Ich konnte es auch verstehen, da viele sich in Anwesenheit eines Alphas unbehaglich fühlten. Dennoch hätte ich mich noch gerne etwas mit ihm unterhalten, solange Eijirô nicht dabei war. Vielleicht ergab sich ja noch eine Gelegenheit.

Nachdem er mich alleine gelassen hatte, entkleidete ich mich und stieg in das heiße Wasser. Wohlig seufzte ich auf und lehnte mich zurück. Das war die Entspannung, die ich die ganzen Tage vermisst hatte.
Leise Geräusche drangen von oben zu mir herunter. Sie waren nicht störend, sondern halfen mir bei meiner Entspannung.
Gleichsam wie mein Körper kamen auch meine Gedanken zur Ruhe und ich begann alles Geschehene noch einmal durchzugehen.

Zuerst wollten meine Eltern, dass ich unbedingt heiratete. Als ob das nicht noch ein paar Jahre Zeit hatte! Schließlich war ich erst 20 und hatte mein ganzes Leben noch vor mir.
Ich verstand wirklich nicht, warum sie es plötzlich so eilig hatten. Das Volk liebte sie, daher gab es keinen Grund für sie abdanken zu wollen. Und ich war wirklich nicht versessen darauf, mir meinen Hintern auf dem Thron breit zu sitzen. Vor allem nicht, wenn neben mir dann eine Frau saß und ich jedem vorspielen musste, dass ich sie über alles liebte, obwohl ich dazu gar nicht fähig war.
Als ich meinen Eltern erzählt hatte, dass ich an Frauen kein Interesse hatte, waren sie verständnisvoll gewesen. Sie hatten den Anschein erregt, als würde es sie nicht stören. Doch ihre Idee mit der Heirat, in die sie mich nun zwingen wollten, zeigte ein ganz anderes Bild.
Selbstverständlich war ich mir bewusst, dass ich wohl nie Nachkommen zeugen würde. Da Frauen für mich nicht in Frage kamen und männliche Alpha und Beta nicht schwanger werden konnten, blieb nur noch ein männlicher Omega. Dies wäre auch meine Wahl, wenn männliche Omegas nicht so furchtbar selten wären. Zuerst einmal musste ich einen finden, der noch nicht gebunden war. Und ob er mich dann lieben könnte, so wie ich nun mal war, mit allen Ecken und Kanten, das wusste niemand.
Ich seufzte leise vor mich hin. Es war fast schon hoffnungslos. Und doch klammerte ich mich an dieses kleine bisschen. An diese winzige Chance von 0,01%, dass ich den perfekten Omega für mich finden würde. Den ich glücklich machen konnte, der mich so lieben konnte wie ich war. Dem ich verfallen war mit Haut und Haaren und dem ich die ganze Welt zu Füßen legen durfte.
Ich schob den Gedanken beiseite. Ich wusste, dass es keinen Sinn machte, sich zu sehr damit zu beschäftigen.

Meine Gedanken wanderten weiter. Drachen. Meine kleine, große Leidenschaft. Drachen, die mich, schon seit dem ich denken konnte, faszinierten.
Die Reise, die ich nun unternahm, wollte ich schon lange machen. Doch meine Verpflichtungen im Palast hatten mich immer davon abgehalten. Auch meine Eltern waren dagegen gewesen. Mein Vater berief sich auf die Überlieferungen, die sich in unserer Familiengeschichte wiederfanden. Ihm mochte das vielleicht genügen. Aber mir reichte es nicht! Ich wollte unbedingt mehr darüber erfahren. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen, wollte es mit meinen Händen berühren. Und seien es nur die Überreste dieser riesigen Echsen. Aber solange ich keine eindeutigen Beweise hatte, konnte ich mich nicht damit identifizieren, dass ich wirklich von Drachenzähmern abstammen sollte.
Dass ich diese Reise unternahm, gerade weil mich meine Eltern dazu getrieben hatten, obwohl sie dagegen waren, war das Lustige an der ganzen Sache.
Und selbst wenn ich keine Beweise für die Existenz von Drachen fand, so hatte diese Reise doch bereits etwas Gutes.
Ich war in diese Stadt gekommen und hatte einen süßen Jungen kennengelernt. Er mochte zwar ein Beta sein, doch vielleicht würde sich eine kleine Freundschaft zwischen uns entwickeln. Oder vielleicht sogar mehr?

„Katsuki?"
Izukus vorsichtige, leise Stimme schreckte mich aus meinen Gedanken.
Ich blinzelte und sah zu ihm.
Er hatte den Blick gesenkt und machte den Anschein, als wollte er lieber die Flucht ergreifen.
Ich setzte mich etwas im Wasser auf und bemerkte, dass es bereits unangenehm kalt geworden war. Ein Blick auf meine Finger bestätigte, dass ich schon länger badete, als ich überhaupt beabsichtigt hatte.
„Ja?", wollte ich von ihm wissen.
Er räusperte sich. Seine Wangen hatten einen niedlichen Rotschimmer angenommen. „Ich wollte nur schauen, ob es dir gut geht. Du bist schon so lange hier unten..."
Ich lächelte. „Entschuldige. Mir geht es gut. Ich war in Gedanken und hab wohl die Zeit vergessen..."
Mit einer fließenden Bewegung nahm ich mir Seife und Schwamm und begann nun mich zu waschen.
Noch immer stand Izuku in der Tür.
Mir kam plötzlich eine Idee und hielt ihm den tropfnassen Schwamm entgegen. „Würdest du mir helfen und mir meinen Rücken waschen?"
Erschrocken weiteten sich seine Augen und nur zögerlich kam er näher.
„Du brauchst weder Angst zu haben noch möchte ich dich dazu zwingen...", meinte ich leise.
„Ist... schon okay...", murmelte er, zog sich einen Hocker hinter mich und holte einen zweiten Schwamm von einem Regal. „Es ist nur, dass ich nicht ständig gefragt werde, ob ich jemandem beim Waschen helfen könnte..."
Beruhigend lächelte ich ihn an und rutschte ein wenig von der Wand des Zubers weg, sodass er besser an meinen Rücken heran kam.

Als seine Fingerspitzen mich berührten, dachte ich erst, ich hätte mich getäuscht. Doch nach und nach wurde mir klar, dass er mich wirklich berührte.
Seine Hände waren unglaublich sanft, so dass es sich beinahe unwirklich anfühlte.
Die fast schon betörende Sanftheit seiner Finger gepaart mit dem rauen Gefühl des Schwamms, ließen mich wohlig aufseufzen. Eine Gänsehaut hielt auf meinen Armen Einzug und weigerte sich wieder zu verschwinden.
„Das ist toll...", flüsterte ich und schloss die Augen um besser genießen zu können.
Izuku hinter mir kicherte leise und wurde mutiger, als er bemerkte, dass ich wirklich nicht vor hatte ihm etwas zu tun und wusch so nicht nur meinen Rücken, sondern wanderte weiter über meine Arme, drückte mich dann mit dem Oberkörper zurück und wusch auch meine Brust.
Ich beobachtete ihn aufmerksam und hielt einfach nur ganz still.
Als er fertig war, lächelte ich ihn dankbar an. „Daran könnte ich mich glatt gewöhnen..."
Wieder wurde er rot und senkte den Blick. Himmel, wie konnte er nur so niedlich sein!
Ohne Scham stand ich auf, nahm das Handtuch und begann mich abzutrocknen.

„Hey, Katsuki! Bist du schon ersoffen?", schallte Eijirôs Stimme plötzlich zu uns. Augenblicke später stürmte er den Raum.
Er schätzte den sich ihm bietenden Anblick in sekundenschnelle ein und grinste mich zweideutig an. „Oh, störe ich etwa? Dann komme ich später wieder...", säuselte er.
Izuku zuckte zusammen, sprang auf die Füße und rannte aus dem Zimmer.
Verwundert und etwas enttäuscht blickte ich ihm hinterher, bevor ich Eijirô anfunkelte. „Ganz prima gemacht, du Trampeltier...", fauchte ich ihn an, stieg aus dem Zuber und trocknete mich vollständig ab, bevor ich wieder in meine Kleidung schlüpfte. „Er hat mir nur geholfen, weil du ja unbedingt im Fluss baden musstest, statt mir zur Hand zugehen!"
Mit einem immer noch verdorbenen Grinsen kam Eijirô auf mich zu. „Ich soll dir also zur Hand gehen? Warum hast du das denn nicht schon viel früher gesagt?", lachte er.
Ich bedachte ihn mit einem verärgerten Blick und schob ihn von mir. „Geh lieber zu Izuku und entschuldige dich bei ihm für dein fehlendes Fingerspitzengefühl", knurrte ich.
„Ist ja schon gut. Wie Ihr befehlt, Euer Majestät", seufzte Eijirô und verbeugte sich.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt