2~13

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Daeryn Königreich

Shôtos PoV:

Mein Vater lag mir schon seit Monaten in den Ohren, dass ich mir endlich eine Frau suchen sollte. Er wollte unbedingt einen Enkel haben und ging mir damit gewaltig auf die Nerven.
Notgedrungen brachte ich einige arrangierte Treffen mit Frauen hinter mich, die mich aber überhaupt nicht interessierten. Sie waren langweilig, hatten kein Feuer und ließen alles mit sich machen ohne sich zu wehren. Allesamt waren sie Omega und mindestens ein Jahr älter als ich. Das Alter und ihr Sekundärgeschlecht störte mich überhaupt nicht. Was mich eher störte war die Tatsache, dass sie vermutlich durch das Auftreten meines Vaters oder allein schon von unserem Familiennamen eingeschüchtert waren.
Ich wollte aber keine Frau, die sich so leicht einschüchtern ließ!
Als ich meinem Vater erzählte, dass ich keine der Frauen wollte, wurde er fuchsteufelswild, schrie mich an und schickte mich dann auf meine Gemächer.
Was hatte er überhaupt erwartet? Nur weil ich ein Alpha war, hieß das noch lange nicht, dass ich jeden beliebigen Omega nahm! Auch wenn ich es gekonnt hätte. Denn willig waren die Frauen allesamt gewesen!
Doch ich wollte es nicht so einfach haben. Ich wollte nicht alles bekommen, was ich wollte, ohne darum zu kämpfen. Mir fehlte die Herausforderung.
Vielleicht sollte ich mich auf die Suche nach einem süßen männlichen Omega machen? Dieser würde sicher nicht so schnell bereitwillig die Beine spreizen. Es würde zumindest eine kleine Herausforderung sein...

.~*~.

Wie es der Zufall wollte, wurde ein paar Tage nach dem Wutanfall meines Vaters, das Gerücht gestreut, dass sich in unserem Königreich ein männlicher Omega eingefunden hätte.
Sofort ließ ich den Jungen, der es überall herum erzählte, zu mir bringen.
Er erzählte mir, dass er nur ein einfacher Bauernjunge war. Vor einigen Tagen hatten seine Eltern einer Gruppe Reisender beherbergt, wovon einer plötzlich seine Hitze bekommen hatte.
Der Junge beschrieb den Omega leider nur grob, doch die Merkmale, die er nannte, waren markant: grüne Haare, grüne Augen, Sommersprossen auf den Wangen.
Ich musste diesen Omega mit eigenen Augen sehen – und riechen. Vielleicht war er ein geeigneter Partner für mich.

Nur wenige Stunden später ritt ich bereits in gestrecktem Galopp auf meinem Pferd in die Richtung, die der Bauernjunge angegeben hatte.
Nur selten legte ich Pausen ein, übernachtete aber immer auf Gehöften, sodass mein Pferd versorgt werden konnte.
Es war ein gutes Tier und sehr ausdauernd, daher wollte ich nicht, dass es entkräftet zusammenbrach.

Der Bauernjunge hatte ebenfalls erzählt, dass er mit angehört hatte, wie sich zwei der Reisenden über ein Drachengrab unterhalten hatten. In den Karten, die in der Bibliothek meines Vaters zu finden waren, hatte ich einmal etwas über ein Drachengrab gelesen und war nun auf dem Weg zu der Stelle, die dort genannt wurde.
Es dauerte etwas mehr als eine Woche, bis ich in der Ferne ein Lagerfeuer erblickte.
Ich beschloss, erst einmal die Lage zu sondieren. Schließlich waren sie zu viert und ich alleine. Ich würde also wohl oder übel den richtigen Zeitpunkt abwarten müssen.
In meinem Kopf hatte sich während der Reise ein Plan zusammengefügt.
Sollte er auf mich ansprechend wirken und sich weigern, mit mir zu kommen, so würde ich ihn notfalls mit Gewalt mitnehmen.
Normalerweise war ich gegen Gewalt. Doch der Druck, den mein Vater auf mich ausübte, war so groß, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste.
Ich ritt etwas weiter in den Norden und band mein Pferd in der Nähe eines Baches an einen Baum, sodass es ohne Probleme trinken konnte.
Dann schlich ich mich näher an das Lager heran und versteckte mich hinter einem großen Baum.

Das Lager war bis auf einen jungen Mann mit blonden Haaren verlassen. Er sah betrübt aus und stocherte lustlos im Feuer herum, um die Glut etwas zu schüren.
Die drei Pferde, die etwas weiter rechts von mir festgebunden waren, hatten mich wohl noch nicht bemerkt. Der Wind wehte vom Lager weg in meine Richtung, sodass die Tiere mich nicht wittern konnten.
Der blonde hob plötzlich den Kopf und stand etwas ungeschickt auf, humpelte dann auf eine Gruppe von drei weiteren jungen Männern zu. Ein rothaariger nahm ihn in den Arm und küsste ihn. Diese beiden waren uninteressant für mich. Mein Blick wanderte zu den anderen beiden, die sich an der Hand hielten.
Sofort klebte mein Blick an dem süßen grünhaarigen. Er war es! Er musste es sein! Die Beschreibung passte perfekt!
Mein Mund wurde trocken und ich schluckte.
Der Wind wehte einen Hauch von Vanille zu mir. Und ich wusste augenblicklich, dass ich ihn haben musste. Doch wie sollte ich ihn von den anderen weg bekommen?

Der Zufall kam mir erneut zu Hilfe. Der süße grünhaarige wollte Wasser holen gehen, nahm einen Topf und kam in meine Richtung gelaufen.
Ich zog mich zurück, um etwas Abstand zum Lager zu gewinnen und folgte ihm dann leise.
Er schien mich nicht zu bemerken und füllte am Bach den Topf mit Wasser. Als er sich umdrehte, stand ich direkt hinter ihm.
Er schreckte zusammen und ließ den Topf fallen.
„Was macht ein süßer, kleiner Omega wie du hier im Wald?", fragte ich ihn säuselnd. „Ich finde, du solltest mit mir mitkommen!"
Ich nutzte einen verbalen Alphabefehl und unterstützte ihn mit meinen Pheromonen.
Der Omega zuckte erneut zusammen, schluckte und schüttelte dann langsam den Kopf.
„Nein... ich...", versuchte er sich zu wehren.
Inzwischen hatte ich Feuer gefangen. Er war wirklich genau das, was ich immer gewollt hatte.
Mit einer schnellen Bewegung schob ich meine Hand vor seinen Mund, brachte eine seiner Hände hinter seinen Rücken und hielt ihn so fest.
„Wenn du dich wehrst, dann wird es weh tun...", flüsterte ich in sein Ohr.
Seine Augen waren vor Schreck geweitet. Er atmete hektisch, doch gab keinen Ton von sich.
Sein Geruch wurde bitterer. Angst hatte sich in den zarten Vanilleduft gemischt.
„Du musst keine Angst haben... Ich werde gut für dich sorgen...", säuselte ich und ging langsam mit ihm zu meinem Pferd.
Ich hielt ihn dicht bei mir, um ihm jegliche Chance auf Flucht zu verwehren, und nahm ein Seil vom Knauf des Sattels. Ich fesselte seine Hände, achtete aber darauf, dass ich ihn dabei nicht verletzte.
Er atmete immer noch hektisch und sah sich in unserer Umgebung um.
Ich lächelte. „Es gibt keinen Fluchtweg. Du wirst mit mir kommen...", sagte ich zu ihm, band mein Pferd los und stieg dann in den Sattel.
Er war so leicht, dass ich ihn mit einer Hand zu mir heraufziehen konnte. Ich legte ihn mit dem Bauch voran vor mich auf den Rücken meines Pferdes und hielt ihn fest.
Die Angst lähmte ihn wohl immer noch, sodass er weiterhin keinen Ton von sich gab.
Erst als wir den Wald verließen, begann er um Hilfe zu rufen und zu zappeln.
Ich gab meinem Pferd die Sporen und ritt ungeachtet seiner Hilferufe davon.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt