2~02

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Wald, Pinia Königreich

Izukus PoV:

Den ganzen Tag über war ich gelaufen. Ich hatte mir nicht erlaubt, eine längere Pause zu machen, da ich den Abstand zu Katsuki und Eijirô nicht noch größer werden lassen wollte.
Die einzige Rast, die ich mir gegönnt hatte, war, um meine Feldflasche wieder zu füllen.
Mein Magen verlangte bald schon nach Nahrung, doch ich trank nur Wasser um meine Vorräte, die mir meine Mutter mitgegeben hatte, zu sparen.
Als es Abend wurde war ich so erschöpft, dass sich meine Beine anfühlten, als wären sie aus Blei. Doch ich schleppte mich weiter. Ich durfte nicht aufgeben.
Der Weg führte durch einen Wald. Er war gut zu erkennen und ich konnte auch frische Hufabdrücke von beschlagenen Pferden sehen. Ich musste wohl auf dem richtigen Weg sein.
Obwohl ich wusste, dass es besser gewesen wäre, eine Pause zu machen, trieb ich mich selbst ans Limit und darüber hinaus. Meine Sicht verschwamm irgendwann und ich stolperte über eine Wurzel nach der anderen.

Ein heller Fleck unweit vor mir zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Stolpernd ging ich darauf zu und spürte plötzlich zwei starke Arme, die mich hielten.
Ein herber Geruch stieg mir in die Nase, den ich schon einmal gerochen hatte, doch im ersten Moment nicht zuordnen konnte.
„Hey, Izuku...", hörte ich eine raue Stimme.
Ich nahm das letzte bisschen Kraft, das mir geblieben war, zusammen und öffnete meine Augen. Langsam hob ich den Kopf und erkannte rote Augen, die mich besorgt musterten.
Ich lächelte, als ich erkannte, wer mich gerade aufgefangen hatte. „Endlich...", hauchte ich, bevor alles schwarz um mich wurde.

.~*~.

Als ich wieder zu mir kam, spürte ich etwas feuchtes auf meinen Lippen und leckte darüber. Ich schmeckte Wasser.
„Er scheint wieder zu sich zu kommen...", sagte eine leise Stimme.
Ich brummte leise und versuchte die Augen zu öffnen.
Wieder wurden meine Lippen mit Wasser benetzt, welches ich aufleckte.
„Wenn du mehr Wasser möchtest, solltest du vielleicht etwas wacher werden", murmelte eine neckende, tiefe Stimme nah bei mir.
Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln und blinzelte.
Im ersten Moment sah ich alles verschwommen, doch langsam klarte meine Sicht auf und ich erkannte schließlich, wer sich da über mich gebeugt hatte. Katsuki!
Sofort spürte ich, wie mein Gesicht sich erhitzte.
„Guten Abend, Dornröschen", neckte mich Katsuki und zwinkerte mir zu.
Im ersten Moment war ich vollkommen überwältigt von einem unglaublich guten Gefühl, das sich in meiner Brust festsetzte.
„Hallo...", brachte ich schließlich hervor. Meine Stimme zitterte ein kleines bisschen.
Langsam versuchte ich mich aufzurichten und spürte eine starke Hand auf meinem Rücken, die mich dabei unterstützte.
„Was tust du denn hier draußen?", fragte mich eine ebenso bekannte Stimme von der anderen Seite, die allerdings etwas entfernter klang.
Ich blickte in die Richtung und sah Eijirô lächelnd an. „Ich habe euch gesucht..."
„Du hast uns gesucht? Bist du von zu Hause ausgerissen?", wollte er sogleich wissen.
Immer noch lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Ich habe dir doch erzählt, dass ich gerne einmal selbst auf Reisen gehen würde, aber wegen meiner Mutter darauf verzichtet habe", begann ich zu erklären. Er nickte zustimmend. „Nun, als ihr gegangen ward wurde diese Sehnsucht fast übermächtig. Meine Mutter hat es wohl nicht länger ertragen mich so zu sehen und mich gehen lassen."
„Und dann hast du nichts besseres zu tun, als uns hinterher zu laufen?", herrschte Katsuki mich plötzlich an.
Ich zuckte zusammen und zog die Beine an mich heran. „Es tut mir Leid. Ich... Ich wollte... Ich weiß auch nicht... Ich wollte noch mehr Zeit mit euch verbringen...", brachte ich hervor und kniff die Augen zu, weil ich ein weiteres Donnerwetter von Katsuki erwartete.
Doch es kam nichts.
Vorsichtig blinzelte ich und sah ihn an. Er blickte mich an. Das Feuer warf hüpfende Schatten auf sein Gesicht und ließ seine blonden Haare dunkler erscheinen als sie in Wirklichkeit waren.
„Lasst mich bitte mit euch kommen...", bat ich leise.
„Also von mir aus spricht nichts dagegen! Aber die Entscheidung liegt bei Katsuki...", meinte Eijirô.
Ich nickte als Zeichen, dass ich verstanden hatte und sah Katsuki wieder an.
Dieser schien zu überlegen. Dann seufzte er leise. „Du machst keinen Unsinn, bleibst in unserer Nähe und hörst auf das, was wir dir sagen, hast du verstanden?"
Ich blinzelte, nickte dann eifrig und umarmte Katsuki einfach überschwänglich. „Danke! Ich verspreche, ich werde euch nicht zur Last fallen!"
Reflexartig hatte Katsuki seine Arme um mich geschlungen und hielt mich erst fest, ehe er mich dann doch von sich weg drückte. „Warum bist du vorhin umgekippt?", wollte er wissen und musterte mich eingehend.
Meine Wangen wurden wieder heiß, als ich beschämt zu Boden schaute. „Ich wollte euch unbedingt einholen und habe keine Pause gemacht...", gestand ich leise.
„Was bist du nur für ein Idiot? Du kannst doch nicht den ganzen Tag laufen ohne eine Pause zu machen? Hast du denn etwas gegessen und getrunken?", schnappte Katsuki.
Wieder zuckte ich zusammen. „Ich... habe getrunken... aber nichts gegessen..."
Ein weiteres Mal seufzte der Blonde neben mir auf und drückte mir seine Feldflasche in die Hand. „Trink!", ordnete er an und stand auf.
Ich führte die Feldflasche an meine Lippen und nahm einen vorsichtigen Schluck. Das kühle Wasser fühlte sich göttlich an, als es meine Kehle hinabrann. Gierig trank ich mehr, bis die Flasche leer war.
Katsuki kam zurück und reichte mir zwei belegte Brote. „Und nun iss. Es reicht schon, dass ich mir Sorgen um einen Holzkopf machen muss... Fang du also nicht ebenfalls damit an...", grummelte er.
Ich musste mich zurückhalten um die Brote nicht ebenfalls hinunterzuschlingen. Ich aß sie langsam und bedächtig und fühlte mich danach schon etwas besser. Nun fühlten sich meine Glieder nur noch schwer an und ich spürte eine angenehme Müdigkeit.
„Wen meintest du denn mit Holzkopf?", fragte Eijirô.
„Dich! Oder siehst du hier noch einen anderen Holzkopf?", grinste Katsuki und nahm mir die Feldflasche ab. Er schüttelte sie kurz und stand erneut auf. „Ich gehe die Flasche neu füllen. Macht keinen Unfug, solange ich weg bin..."

Er verschwand im Unterholz und ich blieb mit Eijirô alleine zurück. Dieser schmollte noch, weil Katsuki ihn als Holzkopf bezeichnet hatte.
Ich starrte ins Feuer und unterdrückte ein Gähnen.
„Es ist schön, dass du nun bei uns bist, Izuku...", sagte Eijirô plötzlich. „Und glaub mir, Katsuki freut sich ebenfalls. Auch wenn er es nicht zeigt."
„Da bin ich mir nicht so sicher...", murmelte ich.
„Was bringt dich zu dieser Annahme?", hakte der Rothaarige nach.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht... Ist nur so ein Gefühl..."
„Dann frag ihn doch ganz einfach direkt", schlug er vor.
Sofort schüttelte ich heftig den Kopf. „Nein, das wäre keine gute Idee..."
„Was wäre keine gute Idee?", hörte ich Katsukis Stimme plötzlich und er trat aus der Dunkelheit wieder zu uns.
Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Obwohl ich erschöpft war und meine Beine mich kaum noch tragen wollten, ging ich langsam zu Shadow und Cookie. Die Tiere stupsten mich mit ihren Nüstern an und bliesen mir warme Luft ins Gesicht. Lächelnd streichelte ich sie.

„Wenn du mitkommen möchtest, dann solltest du mir ein wenig mehr vertrauen...", murmelte Katsuki.
Ich schreckte zusammen, da ich ihn nicht gehört hatte, und drehte mich langsam um. Er stand dicht hinter mir und musterte mich wieder.
„Das tue ich doch...", gab ich kleinlaut von mir.
Plötzlich bekam ich einen Stoß in den Rücken und stolperte nach vorne direkt in Katsukis Arme. Dieser fing mich auf, doch wir landeten beide auf dem Boden. Ich auf ihm. Er unter mir. Wir blickten uns erschrocken mit großen Augen an.
Überdeutlich spürte ich seine Hände auf meiner Taille, seine Wärme, die von ihnen ausging.
Ich hielt die Luft an und traute mich nicht, mich zu bewegen.
„Shadow möchte wohl auch, dass du mir mehr vertraust...", flüsterte Katsuki plötzlich.
Ich blinzelte und erwachte aus meiner Starre. „Scheint so", flüsterte ich zurück und begann schließlich zu lachen.
Katsuki stimmte mit ein. Und so war in der näheren Umgebung unser Gelächter zu hören.
„Wenn ihr dann mal fertig seid, ich würde gerne etwas schlafen...", meckerte Eijirô.
Nur langsam beruhigten wir uns wieder und ich bemerkte, dass ich immer noch in Katsukis Armen lag.
Mit heißen Wangen richtete ich mich auf und blieb neben ihm im Gras sitzen. Ein leichtes Stupsen in meinem Rücken drückte mich wieder nach vorne näher an Katsuki heran.
„Shadow, lass das bitte...", murmelte ich und lächelte verlegen. „In Ordnung. Ich vertraue dir...", meinte ich leise an Katsuki gewandt.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt