2~08

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Auf dem Weg zum Drachengrab, Daeryn Königreich

Izukus PoV:

Konnte ich Katsuki wirklich vertrauen? Nun, da er wusste, dass ich ein Omega war, fiel ich genau in sein Beuteschema. Würde er daher nicht versuchen, mich an sich zu binden? Würde er womöglich sogar soweit gehen und mich im Schlaf beißen?
Die Zweifel fraßen sich mühelos in mein Herz und machten mir Angst. Und trotz allem fühlte ich mich von ihm magisch angezogen. Wie eine Motte, die vom Licht einer Laterne angezogen wurde um sich kurz darauf die Flügel zu verbrennen. Würde ich mir meine Finger an ihm verbrennen?
Katsuki hatte so eine unglaubliche Wirkung auf mich. Er roch fantastisch und trotz der ganzen Zweifel konnte ich mich etwas entspannen, wenn ich mich an ihn lehnte. Er hatte versprochen, mir nichts zu tun. Aber würde er sich im Ernstfall daran halten? Was war, wenn das nächste Mal niemand in der Nähe sein würde, der ihn von mir weg zog?
Ich versuchte das Zittern zu unterdrücken. Allein der Gedanke daran, wie er über mich herfallen könnte, flößte mir Angst ein.
Katsuki schien es zu bemerken und zog seinen Umhang enger um uns.
„Sag doch, dass dir kalt ist...", meinte er leise.
Seine Stimme verursachte eine Gänsehaut auf meinen Armen. Ohne es aktiv zu wollen, kuschelte ich mich etwas näher an ihn. Sein Geruch vertrieb die Zweifel für eine kurze Zeit.

.~*~.

Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich wieder die Augen aufschlug, sah unsere Umgebung bereits anders aus. Das Gras war trockener und hier und da mit Raureif bedeckt.
Die Luft war kalt. Unser Atem bildete kleine Wölkchen vor unseren Gesichtern.
Denki und Eijirô waren abgesessen und standen neben den Pferden.
Katsuki saß immer noch hinter mir auf Shadow und strich mir sanft über die Hand.
„Na? Wieder wach?", fragte er mich. Seine Stimme war leise und ganz sanft. So hatte ich ihn bisher noch nie mit mir sprechen hören.
Ich lächelte verlegen und nickte. „Tut mir Leid, dass ich eingeschlafen bin..."
„Es muss dir nicht Leid tun. Jeder wäre, nach dem, was passiert ist, müde. Außerdem...", er unterbrach sich selbst für einen Moment und lehnte sich ganz nah zu mir. „Außerdem siehst du noch viel süßer aus als sonst, wenn du schläfst...", flüsterte er mir den Rest vom Satz ins Ohr. Sein warmer Atem strich fast schon zärtlich über meine Haut.
Sofort begann mein Gesicht zu glühen. Etwas überfordert und beschämt befreite ich mich aus seinem Umhang und seiner Umarmung und rutschte von Shadows Rücken.
Katsuki folgte mir. Shadow trottete zu Bella und Cookie hinüber, die ein Fleckchen genießbares Gras gefunden hatten und daran zupften.

„Gebt mir eure Feldflaschen, ich fülle sie dort drüben am Bach auf", lächelte Denki und kam zu uns herüber.
Ich reichte ihm meine Feldflasche und auch Katsuki gab seine eigene weiter.
Eijirô kam auf uns zu und reichte uns je einen Kanten Brot und ein Stück Käse. Ich bedankte mich lächelnd und suchte mir eine Stelle am Wegesrand, wo ich mich gemütlich hinsetzen konnte.
Katsuki wich mir nicht von der Seite und setzte sich einfach ungefragt neben mich.
Schweigend aßen wir, bevor wir wieder aufbrachen.

.~*~.

Je weiter wir in den Norden kamen, desto trister wurde die Gegend und desto kälter wurde es auch tagsüber.
Nachts lag ich meist zitternd unter der Decke und konnte nicht schlafen. Den fehlenden Schlaf holte ich tagsüber nach, wenn wir ritten und ich mich in Katsukis Armen gemütlich einkuscheln konnte.

Eines Abends, als es sogar anfing zu schneien, setzte sich Katsuki neben mich.
Eijirô und Denki hatten sich aneinander geschmiegt und schliefen bereits.
Nur ich lag noch wach, eingewickelt in eine unserer Decken und fror erbärmlich.
„Izuku...", flüsterte Katsuki leise.
Ich sah ihn fragend an. „W-was ist?", flüsterte ich zurück und versuchte meine Zähne nicht aufeinander klappern zu lassen.
„Ich kann nicht mehr mit anschauen, wie du frierst... Magst du denn nicht mit unter meinen Mantel kommen? Wir könnten uns gegenseitig etwas wärmen...", bot er an.
Ich setzte mich auf und betrachtete ihn. Warum fragte er mich, ob ich es wollte? Warum zwang er mich nicht einfach dazu? Ob ich es riskieren konnte?
Ich schluckte, überlegte einen Moment lang und nickte dann.
Lächelnd zog er mich an sich und schlang seinen Mantel um uns beide. Wohlig seufzte ich auf, als ich bemerkte, wie göttlich warm er war.
„Du bist so schön warm...", hauchte ich und rutschte von selbst näher an ihn heran.
Seine Finger glitten vorsichtig durch meine Haare und spielten mit einzelnen Locken. „Meinst du, du kannst so ein bisschen schlafen?", fragte er leise.
Ich sah zu ihm auf. „Warum hast du mich nicht gezwungen? Warum hast du gefragt, ob ich es möchte?", wollte ich wissen.
Katsuki drückte mich an sich. „Ich möchte dich nicht zu irgendetwas zwingen. So jemand bin ich nicht. Ich möchte, dass du selbst entscheiden kannst, was passiert", erklärte er.
Die Wärme, die er ausstrahlte, erreichte in diesem Moment mein Herz und wärmte mich auch von innen.
Schüchtern legte ich meinen Kopf gegen seine Schulter, suchte dann seine Hand und hielt sie fest. Erst dann schloss ich die Augen und ließ zu, dass er mich in den Schlaf wiegte.

.~*~.

Ab diesem Zeitpunkt wärmten wir uns nachts gegenseitig indem wir kuschelten.
Mein Vertrauen in Katsuki wuchs von Mal zu Mal. Er zwang mich zu nichts und spiegelte damit in keinster Weise das Bild der Alphas wider, welches ich immer im Kopf gehabt hatte.
Doch warum tat er das alles? War es sein Instinkt als Alpha, der ihn dazu brachte, mich als Schwächeren zu beschützen? Oder steckte vielleicht doch etwas anderes dahinter? Vielleicht ein schüchternes, vorsichtiges Umwerben? Wollte er mich von seinen Qualitäten als Alpha überzeugen?
Ich für meinen Teil mochte seine Nähe. Inzwischen schaffte er es auch regelmäßig, mein Herz heftig klopfen zu lassen, wenn er mich wieder anlächelte. Überall dort, wo er mich berührte, kribbelte meine Haut. Ich wusste, was dies alles bedeutete. Ich war drauf und dran, mich einfach in ihn zu verlieben. Und das, obwohl ich wusste, dass es mir das Herz brechen würde, da es für uns keine Zukunft gab. Er war der Prinz meiner Heimat und rechtmäßiger Thronfolger. Und ich? Ich war nur der nichtsbedeutende Sohn einer Tavernenbesitzerin. Was konnte ich ihm schon bieten?
Diese Erkenntnis schnürte mir die Kehle zu. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch Katsuki musste meine Tränen bemerkt haben, die auf seine Haut getropft waren. Er sagte aber nichts, sondern zog mich nur noch näher an sich.
Es war früher Morgen. Eijirô und Denki schliefen noch. Ich war im Morgengrauen wach geworden und meinen Bedenken ausgeliefert gewesen. Da Katsuki sich nicht gerührt hatte, war ich davon ausgegangen, dass er noch schlief, doch scheinbar hatte ich ihn geweckt.
„Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken...", hauchte ich ganz leise. Falls er doch noch schlief, wollte ich ihn nicht mit meinem Gequatsche aus dem Schlaf reißen.
„Ich lasse mich aber gern von dir wecken...", murmelte Katsuki zurück.
Ich wischte mir über die Augen um die Tränen zu entfernen und sah dann zu ihm hoch. Er sah noch verschlafen aus, doch er lächelte mich an. Es war kein oberflächliches Lächeln, sondern ein tiefgründiges. Eines, das von Herzen kam.
Er löste seine Hand von meiner Taille und strich über meine Wange. „Warum weinst du?"
Ich vergrub mein Gesicht wieder an seiner Schulter und schüttelte leicht den Kopf. Darüber wollte ich gerade nicht reden.
Er verstand es und drängte mich zu keiner Antwort. Seine Pheromone, in die er mich hüllte, beruhigten mich. Es war die einzige Beeinflussung, die er auf mich ausübte.
Wir schwiegen wieder, blieben allerdings auch wach bis Eijirô und Denki sich regten.

Nach dem Frühstück ritten wir weiter.
Wir waren nun schon zwei Wochen unterwegs. Die Temperaturen fielen weiter. Inzwischen lag so ziemlich überall Schnee. Dafür wurden die Gehöfte weniger. Den letzten Bauernhof hatten wir vor vier Tagen passiert. Seither waren wir auf keine andere Menschenseele getroffen.
Doch wenn die Auskünfte des Dorfvorstehers stimmten, dann waren wir bereits in der Nähe des Grabes.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt