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Drachengrab, Daeryn Königreich

Izukus PoV:

Ich fühlte mich schon seltsam, als ich in das Loch, in welches Denki gefallen war, hinunter stieg. Katsuki hatte mir auf dem letzten Stückchen geholfen und mich vorsichtig abgesetzt. Ich lächelte ihn daher dankbar an und schob den Gedanken beiseite, wie gut sich seine Hände angefühlt hatten.
Während Eijirô sich um seinen Freund kümmerte und ihm auf die Beine half, sah Katsuki sich in der kleinen Höhle um.
Die Kristalle an den Wänden sahen hübsch aus und spendeten genug Licht um den Raum zu beleuchten, waren aber auch wieder dunkel genug, sodass man von oben durch das Efeu nichts erkennen konnte. Kein Wunder also, dass Denki hier herunter gefallen war.
Ich sah noch, wie Katsuki über das Drachenbildnis strich, ehe meine Sicht durch etwas Seltsames überlagert wurde. Es war fast so, als spielte sich hier ein lange vergangenes Szenario ab. Ich erkannte meinen Vater, der sich mit einem Mann unterhielt und sich dann mir zu wandte, während der andere Mann langsam verschwand. Ich warf einen Blick hinter mich um sicher zu gehen, dass nicht noch eine dritte Person hinter mir stand und dass er wirklich mich meinte.
„Izuku, mein Junge...", sprach er mich an und lächelte. Seine Stimme hörte sich seltsam verzerrt an.
Er kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Einen Moment lang betrachtete er mich. „Du bist groß geworden, mein Sohn... Und es freut mich, dass du den Weg hierher gefunden hast..."
Verwirrt blickte ich mich um. Keiner meiner Freunde schien zu sehen, was ich sah.
„Du hast das Drachengrab gefunden... Du hast mich gefunden... Nun öffne es um deine wahre Herkunft zu erkennen..."
Ich blinzelte. Wahre Herkunft? Was meinte er damit?
Mein Vater hob seine Hand und strich mir über die Wange. Jedenfalls glaubte ich, dass er das tat, denn ich spürte nichts.
Er erklärte mir, was ich tun musste. Mein Körper folgte seinen Anordnungen ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte.
Also nahm ich Eijirô eines seiner Messer ab und ging zu Katsuki, wie es mein Vater sagte.
„Dieser junge Mann hier ist ein Drachenzähmer. Sie lebten früher in Einklang mit den Drachen", erklärte mir mein Vater.
Ich blickte Katsuki an und lächelte. „Drachenzähmer...", hauchte ich, hob meine Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. Mein Vater deutete auf die Drachenschuppe in Katsukis Hand, die ich auf dem Markt in Mondhügel gesehen hatte und die leider zu teuer für mich gewesen war. Ich nahm sie Katsuki aus der Hand und sah dann das Drachenbildnis an. Langsam ließ ich meine Fingerspitzen über die Stelle des Bildnisses gleiten, die mir mein Vater zeigte. Ich spürte, dass der Fels an einer Stelle anders beschaffen war und drückte vorsichtig auf die Stelle.
Ein Knirschen war zu hören und in der Wand wurde eine Aussparung sichtbar. Die Schuppe passte genau hinein.
„Nun fehlt nur noch ein Tropfen Blut...", meinte mein Vater.
Fragend blickte ich ihn an.
Er lächelte und deutete auf das Messer. „Izuku, dein Blut kann das Grab öffnen..."
Ich schluckte, betrachtete meine Finger einen Augenblick und schnitt mich dann selbst.
Die Klinge war so scharf, dass ich den Schmerz im ersten Moment gar nicht spürte.
Fasziniert sah ich, wie mein Blut aus dem kleinen Schnitt quoll.
Katsuki nahm mir plötzlich das Messer aus der Hand und wollte meine Hand nehmen, doch ich lächelte ihn nur an und schüttelte den Kopf.
Meine Stimme verweigerte mir diesmal den Dienst, doch ich wollte ihm zeigen, dass alles in Ordnung war.
„Ein Tropfen genügt..." Die Stimme meines Vaters wurde leiser. Seine Gestalt, die zuvor schon durchscheinend war, verblasste langsam.
Eine leichte Panik machte sich in mir breit. Würde er jetzt wieder gehen? Würde er mich wieder alleine lassen?
Schnell ließ ich einen Tropfen meines Blutes auf die Schuppe fallen.
„Ich werde immer bei dir sein, mein Sohn... Geht den Gang entlang und ihr findet das Drachengrab...", sagte mein Vater, bevor er verschwand.
Die Kraft, die mein Handeln gesteuert hatte, verschwand und um mich herum wurde alles schwarz.

Eine warme Hand, die sanft über meine Wange strich, war das nächste, das ich wieder bewusst wahrnahm. Dazu kam Katsukis Stimme, die besorgt meinen Namen flüsterte.
Ich blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis ich wieder alles klar erkennen konnte und das gerade Geschehene verarbeitet hatte.
Heiße Tränen brannten in meinen Augen an die Erinnerung an meinen Vater. Ich konnte sie einfach nicht zurück halten und begann zu weinen.
„Mein Vater...", schluchzte ich. „Ich habe meinen Vater gesehen..." In der Hoffnung auf ein bisschen Trost fiel ich Katsuki um den Hals und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter.
Er hielt mich fest, strich mir über den Rücken und murmelte mir beruhigende Worte ins Ohr. Doch erst, als er sein Handgelenk in meinen Nacken legte und unsere Duftdrüsen aneinander rieb, beruhigte ich mich richtig. Die Wirkung eines Alphas war wirklich erstaunlich.
Meine Tränen versiegten, doch ich wollte ihn noch nicht los lassen. Ich wollte weiterhin seine Nähe spüren, seinen herben Geruch genießen.
Als er mich dann aber auf die Arme nahm und mit mir aufstand, quietschte ich überrascht auf und sah ihn mit großen Augen an. Meine Wangen wurden warm, als ich bemerkte, wie er mich trug: wie eine Prinzessin.
Sein Lächeln und auch das Augenzwinkern ließen mein Herz höher schlagen. Vertrauensvoll ließ ich meinen Kopf an seine Schulter sinken und schloss für einen Moment die Augen.

„Wow...", hörte ich Eijirô neben mir.
Ich blinzelte wieder und sah den Gang entlang, der sich vor uns aufgetan hatte.
„Mein Vater sagte mir, dass sich dort das Drachengrab befindet...", murmelte ich und sah Katsuki wieder an. „Du kannst mich runterlassen...", bat ich ihn.
Er musterte mich ganz genau und setzte mich dann ab. Für einen Moment vermisste ich seine Nähe, doch dann nahm er meine Hand und drückte sie. Das fühlte sich schon gleich besser an. Lächelnd verschränkte ich meine Finger mit seinen und freute mich, dass meine Hand perfekt in seine passte. Ich hielt mich dicht bei ihm. Er war in diesem Moment wie eine Art Anker für mich.

Gemeinsam betraten wir den Gang und gingen ihn entlang. Auch hier erhellten Kristalle unseren Weg.
Katsuki führte uns an. Ich lief ein bisschen hinter ihm, da der Gang selbst zu schmal war um nebeneinander zu laufen.
Es dauerte nicht lange und vor uns tat sich eine riesige Höhle auf mit mehreren Ebenen. Die Kristalle zogen sich durch den ganzen Bereich, waren hier allerdings größer als im Gang oder in der kleinen Höhle davor.
Irgendwo tropfte Wasser herunter. Der Klang hallte mehrmals an den Wänden wider.
„Das ist wunderschön...", hauchte ich.
Katsuki sah mich an und lächelte bestätigend. „Wollt ihr die Höhle jetzt schon erkunden oder sollen wir erst ein bisschen schlafen und morgen ausgeruht damit beginnen?", fragte er.
Denki und Eijirô sahen müde aus und auch ich fühlte mich erschöpft.
„Ich denke, es ist besser, wenn wir bis morgen warten. Wir sollten uns zunächst um Denkis Knöchel kümmern...", meinte ich leise. „Wir wissen ja jetzt, wo der Eingang ist und wie wir ihn öffnen können."
Mein Finger, in den ich mich geschnitten hatte, pulsierte langsam. Der Schnitt hatte zwar aufgehört zu bluten, doch allmählich machte sich der Schmerz bemerkbar.
Eijirô und Denki nickten. „Lasst uns zurück zum Lager. Das Grab läuft uns nicht davon...", meinte Eijirô.
„Okay, dann ruhen wir uns erst einmal aus", beschloss Katsuki.

Wir gingen den Weg zurück und betraten wieder die kleine Vorhöhle.
Katsuki hatte die ganze Zeit meine Hand gehalten und sich geweigert, mich los zu lassen.
Ich blieb noch einmal kurz stehen und blickte mich zum Drachenbildnis um. Die Schuppe lag immer noch in der Ausbuchtung und leuchtete schwach.
Vorsichtig nahm ich sie aus der Fassung.
Als hätte ich einen Schalter betätigt, begann sich der Durchgang wieder zu schließen.
„Man braucht also diese Schuppe um den Durchgang offen zu halten...", murmelte ich leise vor mich hin und betrachtete sie von allen Seiten. Der Tropfen Blut, den ich darauf hatte fallen lassen, war verschwunden.
Katsuki hatte geduldig gewartet. Ich hielt ihm die Schuppe hin, er nahm sie wieder entgegen und verstaute sie in einer Tasche seines Umhangs.
Erst dann folgten wir Eijirô und Denki, die bereits an dem herabgelassenen Seil warteten.

Da Denki seinen Knöchel immer noch nicht vollständig belasten konnte, kletterte Eijirô als erstes hinauf. Katsuki und ich halfen Denki so gut wir konnten, während Eijirô seinem Freund von oben half und ihn hinauf zog.
Dann halfen sie mir und schlussendlich zogen wir Katsuki zu uns hinauf.
Wir ließen das Seil so hängen, um die Stelle zu markieren, damit wir sie am nächsten Morgen schneller finden konnten und gingen zurück zu unserem Lager.
Die Pferde begrüßten uns mit einem leisen Schnauben.
Eijirô kümmerte sich sofort um Denkis Knöchel und bandagierte ihn.
Katsuki hingegen zog mich zu sich und begutachtete meinen Finger. „Mir gefällt es nicht, dass wir dein Blut brauchen um dort hinein zu kommen...", murmelte er und küsste meine Fingerspitzen.
Sofort schoss mir das Blut in die Wangen und ich blickte ihn überrascht an. „Es ist doch nur ein Tropfen gewesen...", hauchte ich.
„Das spielt keine Rolle... Jeder Tropfen ist kostbar...", meinte er und sah mir in die Augen. „Warum muss es dein Blut sein?"
„Ich weiß es nicht... Ich... ich habe meinen Vater dort unten gesehen...", begann ich zu erzählen.
Denki und Eijirô gesellten sich zu uns um mir zuhören zu können.
„Er hat mir gesagt, was ich tun sollte... Und eine seltsame Kraft hat meinen Körper dazu gebracht, seinen Anweisungen zu folgen... Er meinte, ich muss das Grab öffnen um meine wahre Herkunft erkennen zu können..." Ich blickte alle drei der Reihe nach an. „Was meint ihr, was damit gemeint ist?"

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt