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Bauernhof, Daeryn Königreich

Shôtos PoV:

Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum hatte ich verloren? Ich war doch am gewinnen gewesen! Ich hatte meinen Gegner, diesen Alpha verletzt! Und doch hatte ich verloren...
Trotzdem sollte der Omega mir gehören! Ich war der Stärkere gewesen! Nur weil ich gestolpert war...
Ich versuchte mich zu befreien, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, wie mein Omega sich um einen anderen Alpha kümmerte. Die Wachen packten meine Arme fester, sodass es schon weh tat.
Plötzlich kam der süße Omega auf mich zu. Hatte er doch begriffen, dass ich die bessere Wahl war?
Erfreut lächelte ich ihn an und wollte gerade etwas sagen, als er ausholte und mir eine Ohrfeige gab.
Meine Wange kribbelte und begann zu glühen und zu schmerzen. Ungläubig starrte ich in die grünen Augen, die mich voller Mitleid anblickten.
„Aber du gehörst mir...", meinte ich leise. Warum wendete er sich gegen seinen Alpha? Warum wendete er sich gegen mich?
„Ich gehöre dir nicht. Ich gehöre niemandem", entgegnete er mit einer gefassten, ruhigen Stimme. „Ich weiß nicht, warum du glaubst, unbedingt einen Omega besitzen zu müssen. Aber Omegas sind keine Dinge. Wir sind Menschen. Und wir haben einen eigenen Willen. Und vor allem haben wir das Recht, uns unsere Partner selbst auszusuchen."
Ich schluckte. Natürlich war er ein Mensch. Und natürlich hatte er einen Willen. Deswegen hatte ich ihn doch auch ausgewählt. Aber warum konnte er nicht sehen, dass ich ihm ein schönes Leben ermöglichen konnte?
„Aber du wolltest es doch auch... Du wolltest doch gebissen werden... Du wolltest, dass ich dich an mich binde...", beharrte ich.
Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das wollte ich nicht. Irgendetwas scheint in deinem Kopf falsch zu laufen. Aber eine erzwungene Bindung ist keine gute Bindung. Und ich sagte dir bereits, dass ich dir niemals gehören würde. Ich treffe die Entscheidung, wann und mit wem ich mich binde, nicht du."
Er sah zu meinem Gegner zurück, der uns mit wachsamen Augen beobachtete.
„Aber ich habe ihn besiegt. Ich bin der Stärkere!"
Wieder drehte er sich zu mir. „Körperliche Stärke ist nicht die einzige Stärke, die es gibt. Die Stärke, einen Gegner am Leben zu lassen, obwohl man genug Gründe hat ihn zu töten, das ist für mich wahre Stärke. Du magst den Kampf vielleicht zwischenzeitlich dominiert haben, aber gewonnen hat er."
Mit diesen Worten ließ er mich stehen und ging zurück zu dem Blonden.

„Eure königliche Hoheit, was sollen wir mit ihm machen?", fragte einer der Ritter den Verletzten.
Eure königliche Hoheit? War er etwa auch ein Abkömmling einer Herrscherfamilie?
Nun war ich neugierig geworden und spitzte die Ohren.
Der Blonde kam auf mich zu und musterte mich eingehend. „Wer bist du?"
Ich stellte mich so aufrecht wie nur möglich mit geschwellter Brust hin. „Ich bin Shôto aus dem Hause Todoroki. Mein Vater ist der Herrscher über dieses Königreich, König Enji Todoroki."
Abfällig sah er mich nun an und klickte mit der Zunge. „Von einem Söhnchen aus dem Haus Todoroki hatte ich anderes erwartet... Bringt man euch in eurem verweichlichten Haus denn nicht bei, wie man andere richtig behandelt? Selbst ich habe gelernt, dass Omegas kein Spielzeug sind", knurrte er mich an und sah dann den Ritter an, der ihn wegen meines Verbleibs gefragt hatte. „Zwei der Wachen sollen ihn zurück zu seinem Familiensitz bringen und seinem Vater berichten, was er versucht hat anzurichten. Soll der sich mit seinem missratenen Sohn auseinander setzen und ihn gebührend bestrafen", beschloss er.
„Jawohl", war die steife Antwort.
Die beiden Wachen, die mich eh schon festhielten, wurden damit beauftragt mich zurück zubringen und mich meinem Vater zu übergeben.
Ich wollte gar nicht wissen, wie er reagieren würde, geschweige denn welche Bestrafung er für mich parat hatte.
Mit hängendem Kopf ließ ich mich zu meinem Pferd begleiten. Ich wehrte mich nun nicht mehr, weil mir langsam bewusst wurde, was ich fast getan hatte.
Nein. Ich wollte zwar einen Omega als Partner haben, nach Möglichkeit einen männlichen, doch keinen, der sich von mir zwingen ließ und dann unglücklich war. Er sollte Widerworte geben können, aber doch freiwillig mit mir zusammen leben.
Auf meinem Pferd sitzend wurde ich von den Wachen eskortiert. Als wir an dem kleinen Omega vorbei ritten, ließ ich mein Pferd anhalten und sah in seine grünen Augen.
„Es tut mir Leid. Ich habe es nun verstanden, dass es falsch war...", meinte ich leise.
Überrascht blickte er mich an und begann dann zu lächeln. „Ich hoffe, du findest jemanden, den du glücklich machen kannst", wünschte er mir.
Ich nickte und ritt dann mit den Wachen davon.

Tbc...

Nicht gesucht und doch gefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt