Karminrot

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Nachdem Philipp mehrfach beteuert hat, dass ich nicht zu rudern brauche, weil er es gern tut, habe ich mich im Kanu zurückgelehnt und schaue in den Himmel. Gelegentlich sehe ich zu Philipp, der seinen Blick über den ruhigen See schweifen lässt und in Gras- und Leuchtgrün gehüllt ist. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden gesehen, der an einem Ort so glücklich und ausgeglichen sein kann.

Ab und zu schaut er zu mir und wenn unsere Blicke sich treffen, tauchen kleine lavendelfarbene Wölkchen auf und er lächelt mich an. Gern würde ich ihn malen, aber die Bewegung des Boots würde meine ruhige Hand stören und damit die Zeichnung unwürdig werden lassen, also begnüge ich mich damit, ihn ab und zu anzusehen und ansonsten die Stille, die Sonne, das milde Zwitschern der Vögel und das leise Plätschern der Paddel im Wasser zu genießen.

Plötzlich legt Philipp die Paddel ins Boot und greift nach seiner Kamera. Kreatives Zitronengelb ist zu sehen und er fokussiert ein Objekt irgendwo Richtung Ufer. Interessiert folge ich seinem Blick und frage leise: „Was ist?"
„Ein Eisvogel," flüstert er.
Erst kann ich nichts erkennen, doch dann sehe ich einen winzigen, schillernd blauen Vogel, der dicht über der Wasseroberfläche zu schweben scheint.

Philipps Kamera klickt eifrig und an seinem begeisterten Orange erkenne ich, dass er wohl zufrieden mit dem Ergebnis sein wird. Als der Vogel verschwunden ist, legt er die Kamera ab und sieht mich an.
„Hunger?" fragt er, doch ich schüttele den Kopf.
„Wollen wir trotzdem hier bleiben? Ich finde es mitten auf dem Wasser am Schönsten."
„Hier ist es perfekt," stimme ich ihm zu und hole meine Zeichensachen aus meinem Rucksack.

Ich zeichne den Eisvogel von eben aus meiner Erinnerung und Philipp greift währenddessen wieder nach seiner Kamera. Er scheint einige Libellen und ein paar Enten zu knipsen und bald gehe ich dazu über, lieber ihn in seiner Farbenpracht zu zeichnen.

„Ich denke, ich muss jetzt aber eine Kleinigkeit naschen," murmelt er nach einer Weile vor sich hin und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Er steht vorsichtig auf und kommt auf mich zu. Fragend sehe ich ihn an, doch er deutet auf den Picknickkorb, der hinter mir steht. Ich hebe den Korb an, das Boot beginnt zu schaukeln und Philipp verliert sein Gleichgewicht. Ehe ich verstehe, was geschieht, purzelt er direkt auf mich und reißt mich damit von der kleinen Bank, auf der ich sitze.

Mit weit aufgerissenen Augen liegt er auf mir und ich kichere vor mich hin. „Du hättest auch sagen können, dass du mich vernaschen möchtest, Philipp," witzele ich und sofort färben sich seine Wangen rot. Bevor das Aschgrau zurückkommen kann, überlasse ich meinem Instinkt die Führung und greife in seine chaotischen Haare. Er wehrt sich nicht, als ich seinen Kopf die letzten Zentimeter zu mir nach unten ziehe und nach seinen weichen Lippen schnappe.

Philipp entkommt ein leises Seufzen und ich spüre wie seine Körperspannung nachlässt und er etwas mehr von seinem Gewicht auf mich lagert. Sanft stupse ich mit meiner Zunge gegen seine Unterlippe und er öffnet zaghaft seinen Mund. Vorsichtig erkunde ich ihn und mein Bauch kribbelt auf süße Art und Weise, als unsere Zungen sich sinnlich umspielen.

Wie von selbst vergraben sich meine Finger noch tiefer in seinen dunklen Strähnen und ziehen leicht daran. Das süßeste Stöhnen entgleitet ihm und mein Körper reagiert unweigerlich darauf. Ich werde hart.
Ich befürchte, dass er es bemerkt und dass es ihm unangenehm sein wird, also versuche ich ruhig zu atmen, während er unbeholfen versucht, seine langen Beine, die unschön mit meinen und der kleinen Bank verknotet sind, zu befreien.

„S-Sollen wir uns vielleicht hinsetzen?" biete ich an, denn ich befürchte, dass ich gleich jenseits von Gut und Böse sein werde, wenn er weiter auf mir herumhampelt.
„Na.. na klar," murmelt er verlegen und stützt sich ab, damit er aufstehen kann. Vorsichtig setzt er sich auf die kleine Bank und fährt sich mit seinen Fingern durch seine Haare. Aschgrau umhüllt ihn und ich sehe ihn fragend an.

„Warum schämst du dich?" frage ich direkt und er weicht meinem Blick aus. Doch er ist nicht nur Aschgrau, ich erkenne auch karminrote Fäden darin. Philipp ist erregt. Genauso wie ich.
Und wie so oft in seiner Gegenwart werfe ich alle Zweifel über Bord und setze mich rittlings auf seinen Schoß.

In meinem Kopfszenario bricht das Brett unter unserem Gewicht und wir plumpsen unsanft auf den Boden des Boots, in den wir ebenfalls ein Loch schlagen und dann mitten auf diesem See untergehen, aber nichts dergleichen geschieht. Stattdessen umschlingt Philipp mich reflexartig mit seinen langen Armen und ich verwickele ihn erneut in einen hitzigen Kuss.

Wieder schiebe ich meine Finger in seine Haare und als seine heiße Zunge in meinen Mund dringt, bin dieses Mal ich derjenige, der stöhnt. Meine Hüften entwickeln ein Eigenleben und beginnen, sich rhythmisch an seinem Schoß zu bewegen. An der Ausbeulung, die ich spüre und an der ich mich reibe, erkenne ich, dass ihn das, was wir hier tun, ebensowenig kalt lässt wie mich.

Auf einmal legt Philipp seine Hände auf meinen Po und presst mich noch fester an sich, führt meine Bewegungen praktisch. Ein Wimmern entkommt mir und ich beiße vorsichtig in seine Unterlippe. Erregt stöhnt er in meinen Mund und neigt sich mir noch mehr entgegen.

Immer wilder tanzen unsere Zungen, saugen unsere Lippen und kreisen unsere Hüften. Philipp keucht hemmungslos unter meinen Bewegungen und als ich meine Augen kurz öffne, ist er vollkommen in Karminrot und Nachtblau getaucht. „Oh Gott," wimmert er unter mir, seine Hände krallen sich in meine Hüften und führen mich immer schneller und fester über seine Länge.

Seine Härte ist nun schon fast schmerzhaft an meiner spürbar und zu wissen, dass ich das gerade tue, dass ich derjenige bin, der ihn so fühlen lässt, bringt mich fast um den Verstand. Hektisch stoße ich mich ihm entgegen und mit einem letzten erregten Seufzen presst er mich so fest an sich, dass ich ihn an mir pulsieren spüre und sein Höhepunkt schickt mich selbst über den Rand. Wimmernd ergieße ich mich in meine Hose, meine Finger so fest in seine Haare gekrallt, dass ich befürchte, sie auszureißen, mein Atem wird zu seinem und seiner zu meinem.

Wie erstarrt sitzen wir beide da, engumschlungen, atemlos und vor meinem Augen tanzen leuchtende Regenbogen.

Farbenspiel | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt