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Wie ein Irrer hämmerte ich auf das Holz ein, schrie nach Taehyungs
Namen, dass er die Tür aufmachen solle und dass es mir unendlich leid tue, doch er reagierte nicht darauf. Ich hatte unbeschreibliche Angst, dass er sich etwas antat.

Wenn ich daran dachte, dass er wie eine wandelte Leiche aussah, wuchs die Angst exponentiell. In seinem Zustand konnte er zu allem greifen. Es musste nur seine unbändige Wut sein, die nun raus musste. Den Geräuschen zu zuordnen, tat er gerade genau das. Ob es eine Vase, ein Familienfoto oder Geschirr war, konnte ich absolut nicht sagen. Klar ist nur, dass er etwas kaputt gemacht hatte.

Verzweifelt lehnte ich meine Stirn an die Tür, war ebenfalls schon wie ein Wasserfall am Heulen. Was hatte ich nur getan..? Was für ein schlechter Mensch musste ich sein, um den wichtigsten Menschen in meinem Leben so zu verletzen?

Erneut zersplitterte ein Gegenstand in der Wohnung und dann dröhnte ein durch Mark und Bein gehender Schrei durch meine Ohren, der ohne Zweifel von Taehyung kam. Wie eben dreschte ich mit aller Gewalt auf die Haustür ein. "Mach doch bitte auf.." Es war nicht mehr als nur ein schwaches Hauchen. Zu mehr hatte ich keine Kraft mehr.

Die Schwangerschaft machte mich in dieser Situation fertig. Mein Bauch schmerzte unheimlich, konnte mich kaum noch auf die Beine halten, trotzdem versuchte ich für Taehyung stark zu bleiben. Ich musste irgendwie in diese Wohnung kommen. Wieso hatte ich auch meinen Schlüssel nicht in der Jackentasche gelassen?

Oder wieso konnten wir nicht in einem Erdgeschoss leben, sodass ich über ein offenes Fenster hinein klettern konnte? Wieso konnte ich verdammt nochmal nicht vorher über mein Handeln nachdenken, bevor ich sie in die Tat umsetzte?

"Huh, Jungkook? Was machst du hier draußen?" Wie aus dem Nichts hörte ich die ahnungslose Stimme Jin Hyungs, die mich kurzzeitig echt aufatmen ließ. "Hyung.. T..tae..", mehr bekam ich nicht raus, da ich nur Schluchzen konnte.

Sofort ließ der Ältere alles stehen und liegen und schloss mich in eine Umarmung, die mir nur wenig aber wenigstens etwas Kraft und Trost schenkte. "Shht, alles wird wieder gut, ja?"

"A..ani.. Ich habe es ka..kaputt gemacht..!", weinte ich bitterlich.

"Bestimmt nicht, mein Kleiner. Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?" Nach einigen Malen schluchzen, nickte ich leicht und erzählte ihm von dem Frühstück, dass Tae für mich gemacht hatte, wie wir über unseren Sohn sprachen - Hyung hatte sich übrigens total über die Nachricht gefreut,  dass es ein Junge wurde - und schließlich über Taehyungs seltsame Worte und als letztes wie ich nur darüber lachen konnte.

Hyung hörte mir aufmerksam zu, streichelte sanft über meinen Rücken und nickte ab und zu, als Zeichen, dass er mein Gestotter verstand und alles mitverfolgte.

"Jungkook.. Ich muss dir etwas gestehen.. Es wird nicht schön sein, aber du kannst nicht weiter in dieser Blase leben.. Taehyung hat nicht mehr lange. Er hat doch Bauchspeicheldrüsenkrebs, hast du das wirklich vergessen..?"

Damit brach nun endgültig meine Welt zusammen.

𝐈𝐍 𝐓𝐇𝐄 𝐄𝐍𝐃 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt