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Das Läuten des Telefons brachte uns beide zum Zusammenzucken. Wie versteinert starrten wir das Telefon an. Bis jemand überhaupt verstand, was eigentlich abging, vergingen Sekunden. Viele Sekunden. Vielleicht auch eine ganze Minute oder zwei? Ich wusste es nicht genau.

Das Klingen verstummte nicht, weshalb ich einmal schnell den Kopf schüttelte. "Jetzt geh schon ran, Tae! Sonst legt er wieder auf!" In Windeseile schnappte er sich das Gerät und hielt es sich an an das Ohr, nachdem er auf den grünen Knopf gedrückt hatte. "H..Hallo?", erklang die zitternde Stimme.

Tae musste noch um einiges aufgeregter sein als ich und mein Herz hämmerte schon mit voller Wucht gegen meinen Brustkorb, sodass es zum Schmerzen begann. Wie musste es dann bei ihm sein?

Meine Lust auf Nutella und Knäckebrot war wie mit einem Schlag vergessen. Für mich galt nur der Anruf. Ohne überhaupt nachzudenken, griff ich nach seiner freien Hand, die total nass war vor Aufregung. Sanft drückte ich diese und streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken und küsste diesen federleicht.

Erst jetzt fiel mir auf, dass er total am zittern war, währenddessen er am telefonieren war. Besorgt musterte ich ihn, dachte stark darüber nach, wie ich ihn beruhigen konnte. Was ging in seinem Kopf vor? Das würde mich wirklich interessieren.

Hatte er vielleicht schon mit seinem Leben abgeschlossen..?

Nein, sonst würde er nicht so viel Wert auf die Therapie legen.

Bestimmt hatte er einfach nur Angst, aber sprießte mit Sicherheit vor Hoffnung. Ja, mein Tae hatte noch nicht aufgegeben.

Nach einigen Minuten legte er wieder auf und schenkte mir einen undeutsamen Ausdruck. "Und..?"

"Er meinte, dass die Therapie im Krankenhaus stattfinden wird. Ich bekomme zur Hälfte Medikamente, die den Krebs stoppen sollen und zur anderen Hälfte soll mir eingeredet werden, dass ich kein Krebs habe. Angeblich soll er so verschwinden. Bei Tieren passierte dies ja erfolgreich.", erklärte er nun sichtlich ruhiger. Seine Hand zitterte nun auch nicht mehr.

Ihm soll schlichtergreifend eingeredet werden, dass er kein Krebs hatte? Was sollte das für eine dämliche Methode sein? Deshalb verschwand doch keine tötliche Krankheit! Krebspatienten bekommen doch eine Chemo, verlieren ihre Haare oder werden bestrahlt und sind dann wieder gesund. Aber leeres einreden?

Das konnte ich auch zuhause!

Da brauchte er nicht an einer so dämlichen Studie teilnehmen!

"Jungkook? Alles okay?" Seine plötzlichen Worte rissen mich aus meinem Film. Verwirrt musterte ich ihn. "Du zerdrückst meine Hand, deshalb." Augenblicklich ließ ich seine Hand los. Das bekam ich überhaupt nicht mit..

"T..tut mir leid.."

"Ist schon okay, Baby. Ich wollte mich auch noch entschuldigen. Du bekommst natürlich dein Nutella mit Knäckebrot, ja? Wenn unser Sohn das möchte, bekommt er das selbstverständlich.", dabei tippte er mehrfach auf meinen Bauch und streichelte dann sanft darüber.

Ich kicherte nur und freute mich wie ein kleines Kind. Auch wenn ich nun meinen Wunsch erfüllt bekam, vergaß ich die eben erfahrene Information nicht und blieb weiterhin stutzig.

𝐈𝐍 𝐓𝐇𝐄 𝐄𝐍𝐃 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt