Die Zeit rannte und rannte, dabei dachte sie nicht einmal daran für eine Sekunde stehen zu bleiben. Nur für einen Moment eine Pause einzulegen. Nur für einen minimalen Moment. Nein, sie lief ohne Rücksicht auf andere. Egoistisch dachte sie nur an sich und blickte nicht auf uns herab - auf die Leidenden.
Ich wollte nur für einen Moment, dass einmal für einen kurzen Augenblick alles stehen blieb, dass Tae und ich die noch verbleibende Zeit genießen können, Küsse und Zuneigung - bedingungslose Liebe - austauschen konnten. Aber nein. Uns war einfach gar nichts vergönnt. Absolut nichts.
So rannten Tage dahin. Nicht viele, nur drei oder vier. Ich hatte das Zeitgefühl verloren, so schnell raste sie an uns vorbei. Jedoch bedeuteten diese Tage verdammt viel. So viel passierte in der Zeit. Taehyung wurde zugepumpt mit Morphium, aber so toll war das alles nicht, zwar hatte er keine Schmerzen, aber durch die hohe Dosis an Schmerzmittel, die er durchgehend verabreicht bekam, wurde sein Körper schlapp und träge. Laufen war in seinem Zustand nicht mehr möglich. Er war wortwörtlich ans Bett gefesselt.
Abgenommen hatte er zudem noch mehr. Ich wusste nicht wie viel, aber seine oberen Rippen traten deutlich hervor. Wenn das so weiter ging, bestand er bald nur noch aus Haut und Knochen...
Nicht mehr als ein Skelett...
Plötzlich klopfte es an der Tür, weshalb ich hochschreckte, dabei komplett aus meinen düsteren Gedanken gerissen wurde. Ein starkes Ziehen durchfuhr meinen Bauch. Wie automatisiert platzierte ich eine Hand auf meinen Bauch und verzog schmerzhaft das Gesicht. Der Kleine trat zu und zwar deutlich. Momentan tat er das häufiger, richtig aktiv war unser kleiner Engel.
Oft saß ich einfach nur neben Tae und legte seine Hand auf meinen Bauch, jedes Mal wenn unser Sohn gegen meinen Bauch tritt und küsste dabei immer wieder seine Stirn, dass ihn jedes Mal beruhigte. Er begann dann immer zu lächeln und streichelte diesen. Das Bild war so unglaublich Herz zerreißend. Tae wird bald sterben und nicht mehr für seinen Sohn da sein können...
Wird er ihn überhaupt noch in die Arme halten können..?
Ja, die Geburt rückte immer näher. Es war bald so weit, so weit, wie Taes Tod bald eintreffen wird.
"Heyy ihr zwei. Na Taehyung, wie fühlst du dich?" Wie aus dem Nichts standen alle unsere Freunde im Zimmer. Namjoon, Jin, Yoongi, Hoseok und Jimin. Alles sind gekommen, um meinen Tae zu besuchen. Sie sind wirklich die besten Freunde, die man sich wünschen kann.
Mein Ehemann öffnete die Augen und lächelte sie schwach an. "Hyungsss~ Ahhh, mir geht es super!" Wem versuchte er, etwas vorzumachen? Natürlich log er, doch unsere Freunde gingen darauf nicht ein. "Das ist super, Tae! Du bist so ein starker.", lobte Hoseok ihn und streichelte ihn brüderlich am Oberarm. Eine Umarmung war nicht mehr möglich. Er war zu schwach, um sich aufzusetzen.
Alle nahmen auf einem Stuhl um das Bett platz und so begann ein lockeres und fröhliches Gespräch. Am Anfang passte es mir überhaupt nicht, diese Fröhlichkeit konnte ich einfach nicht ertragen. Es gab in meinen Leben kein Glück mehr - sowas existierte nicht.
"Heute wollte Namjoon eine Tasse in den Schrank räumen und dreimal dürft ihr raten, was passiert ist.", erzählte Jimin breitgrinsend. Ein kurzes Schweigen herrschte im Raum, weshalb ich zuerst antwortete. Kosmischerweise konnte ich in diesem Augenblick die Stille nicht ertragen. "Keine Ahnung. Er ließ die Tasse fallen, dabei handelte es sich um Jin Hyungs Lieblingstasse?"
Ich war mir so sicher, es hätte zu ihm gepasst. Aber Hyung schüttelte nur den Kopf. "Er hatte plötzlich die Schranktür in der Hand von der nigel-nagel-neuen Küche.", brüllte er dabei laut lachend los und auch Hoseok sprang mit ein. Tatsächlich lachte auch Tae in seinem Zustand los, was mich automatisch auch ansteckte. Es war schön, endlich wieder mit allen zusammen zu sein.
Leider blieb dieser Moment nicht für Dauer, denn die Zeit lief und wie sie lief. Sie raste förmlich an uns vorbei.
Plötzlich holten mich verdammt starke Schmerzen ein, die mich verkrampfen und aufschreien ließen. Solche Schmerzen hatte ich noch nie in meinem Leben gespürt. Es war grausam. "Kookie!", schrien alle durcheinander, aber am allermeisten nahm ich Taes schwache aber besorgte Stimme wahr.
"I..ich glaube, da will jemand z..zu T..ae..", presste ich schmerzvoll und drückte verkrampft auf meinen Bauch.

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𝐈𝐍 𝐓𝐇𝐄 𝐄𝐍𝐃 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
FanfictionEine schwierige Zeit bricht in dem Haus des Paars ein. Taehyung geht es über Wochen hinweg schlechter, verliert Appetit und Ausdauer. Er und sein Mann Jungkook gehen zum Arzt, um ihn untersuchen zu lassen und dann die Diagnose. Kim Taehyung leidet...