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Das Gespräch mit der Seelsorge beziehungsweise Psychologin saß noch tief, jedoch schaffte ich es zum Glück, die Tränen zu versiegeln. Ich wollte später Tae besuchen, da konnte ich nicht völlig verheult aufkreuzen. In seiner Nähe musste ich stark sein - für ihn..

Die Frau übergab mir ein Taschentuch und verließ darauf das Zimmer, um mir etwas Zeit allein zu geben. Sie saß noch eine ganze Weile hier, ab und zu streichelte sie tröstend meine Schulter oder flüsterte beruhigende Worte zu, diese tatsächlich mich runterkommen ließen.

Danach verließ sie mit einem aufmunterndem Lächeln den Raum. Sie wirkte so freundlich, nichts war an ihr gespielt oder krampfhaft versucht, immer eine Lösung parat zu haben. Ihre Blicke bestanden auch nicht aus Mitleid sondern aus Verständnis.

Ich fühlte mich tatsächlich verstanden bei ihr.

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Zitternd befand ich mich vor der weißen Tür. Hinter diesem Zimmer verbarg sich mein Ehemann, vermutlich noch am schlafen, jedoch könnte er bereits auch aufgewacht sein.

Ich traute mich nicht, die Klinke herunterzudrücken und einzutreten. Jetzt wo ich wusste, dass Taehyung selbst lieber hier sein wollte - krank, dem Tod unausweichlich -, statt zu Hause, auf seine Gesundheit zu arbeiten und hoffen, verstimmte mich unangenehm.

Nicht nur wusste ich nicht wie ich mit dem Wissen seines Abbruchs auf Besserung umgehen, sondern auch nicht wie ich ihm gegenüber treten sollte. Er schämte sich für seine Entscheidung, hatte Angst auf meine Reaktion, weshalb er die Frau um diese Aufgabe bat.

Es war wirklich ein unbeschreiblich schmerzhaftes Gefühl.

Nach langem Zögern drückte ich dann doch die Tür auf. Die Pupillen scannten erstmal den kompletten Raum ab, farblose Wände, grüne Vorhänge, einen Tisch mit zwei Stühlen und einer echten Blume, bevor ich endgültig den Mann im Krankenbett ansah.

Zu meiner Verwunderung erwiderte er meinen Blick, lächelte dabei schwach. "Hallo Jagiya.", strahlte er als wenn nichts wäre. Und wie auf Knopfdruck sprudelte alles aus mir heraus. Tränen, die versiegelt waren, rannten übers Gesicht. "T..tae-" Ich brachte kein anständiges Wort heraus, zu sehr weinte ich.

Auch Taehyung ließ meinen Gefühlsausbruch nicht kalt, denn er begann auch schrecklich stark zu weinen. "Es tut mir so leid, Jagiya.. so.. so.. so unendlich leid.. bitte vergib mir..", winselte er.

Ich wollte ihm schon um die Arme fallen, ihm gut zu reden - versuchen trotz meinem jämmerlichen Gefühlsausbruch ein Vorbild zu sein, doch dann passierte etwas womit ich niemals gerechnet hätte. Niemals in meinem Leben werde ich dieses Bild jemals vergessen können. Für mich war es so schlimm, das mit ansehen zu müssen.

Er griff nach einer kleinen Pappewanne neben sich und übergab sich in dieser, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Durch diese Aktion fiel ich in eine Schockstarre, starrte nur mit weit geöffneten Augen auf das Geschehen vor mir, ehe ich aus dem Raum gerissen wurde und somit weg von meinem Tae.

Nur schwer sickerte die Bedeutung dieses Momentes durch.

Taes Körper war selbst zu schwach, um solch eine Anstrengung wie weinen zu überstehen.

𝐈𝐍 𝐓𝐇𝐄 𝐄𝐍𝐃 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt