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Die Worte der Ärztin brannten sich tief in mein Gedächtnis. Ich hatte nicht mehr viel Zeit mit meinem Tae. Es ging nun alles so verdammt schnell. Sie ließ mich mit diesen Worten stehen, während ich in eine Heulattacke fiel.

An diesem Tag besuchte ich Tae tatsächlich nicht mehr. Ich konnte ihm unter keinen Umständen unter die Augen treten. Ich würde sofort in Tränen ausbrechen, das ihn ebenfalls zum Weinen bringen würde und sich dann schließlich wieder übergibt. Das konnte ich nicht noch einmal zulassen, deshalb entschied ich mich, dem Zimmer den Rücken zuzudrehen und nach einer kurzen Diskussion mit dem Arzt mit Saengmyeong nach Hause zu gehen.

Dem Kleinen ging es zum Glück sehr gut. Er war kerngesund. Das beruhigte mich unheimlich. Ohne es so wirklich zu merken, wuchs mir mein Sohn von Beginn als, als ich ihn zum ersten Mal im Arm hielt, ans Herz. Heute war es unvollstellbar, ihn zur Adoption freizugeben. Myeong, so wie ich ihn nannte, war jede Sekunde bei mir. Er schlief in meinen Armen, kuschelte und wärmte sich dort.

Für mich war er in diesen zwei Tagen das Wichtigste in meinem Leben geworden.

Zwei Tage..

Zwei Tage ist es nun her, als ich Tae zuletzt sah. Zwei Tage ist nun auch Myeong alt. Heute werde ich Tae nun wieder besuchen und ihm Myeong vorstellen. Er freut sich bestimmt riesig, seinen Sohn in den Armen halten zu können.

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Eine gute Stunde später stand ich also erneut vor dem Zimmer in dem Tae seine letzten Tage verbringen wird. Bilder von dem letzten Besuch blitzten auf. Seine lauten und vor allem quälenden Schreie drangen in mein Ohr und es wirkte so, als ob er wieder Aufheulen würde.

Ich schluckte einmal fest, fasste die Türklinke an und drückte sie kräftig nach unten, sodass sie sich einen Spalt öffnete und ich eintreten konnte. Myeong schlief wie die meiste Zeit in meinen Armen und bekam von nichts mit. War vielleicht besser so. Ich wusste nicht, was heute alles passiert.

Erst als ich den Raum vollends betreten hatte, hob ich den Blick an und blickte zu meinem Ehemann, der mich zum Schlucken brachte. Seine Haut war blasser geworden, er hatte noch mehr an Gewicht verloren. Sein Gesicht - völlig eingefallen, knochig und abgemagert.

Ich war doch nur zwei Tage weg..

Wie viel konnte sich in so kurzer Zeit ändern?

Er war am schlafen, stellte ich an seinen regelmäßigen Atemzüge fest. Seine Augen sollten geschlossen sein, waren sie aber nicht. Nein, sie standen ein wenig offen, sodass man das Weiße des Auges sah. Unheimlich..

Selbst für das vollständige Schließen seiner Augenlider war sein Körper zu schwach geworden..

Leise, dabei versuchend den Anblick zu ignorieren, schritt ich auf den schlafenden Erwachsenen zu und legte vorsichtig Myeong auf seine Brust ab. Automatisch kuschelte sich das Baby an die warme Brust, was mich zum Lächeln brachte.

Ich wusste genau wie sich der Kleine nun fühlte, ich liebte es ebenfalls auf Taes Brust zu schlafen oder einfach den Kopf dort aufzulegen, seine Wärme zu genießen und seinen regelmäßigen Herzschlag, das mich immer beruhigte, zu lauschen. Kleine aber wehtuende Messerstiche rammten sich in mein Herz bei dieser Erinnerung.

Der Gedanke daran, dass es diese Momente, diese Zeiten niemals mehr geben wird, zerriss mich innerlich.

Taes Tod wird auch mein Tod sein..

Mit seinem Tod werde ich mein Lachen verlieren, meine Lebensfreude, mein Glück und meine Hoffnung. Wenn Tae nicht mehr an meiner Seite ist, werde auch ich innerlich gestorben sein. Einzig und allein Myeong hält mich am Leben. Ich kann den Kleinen nicht allein lassen. Ich bin seine Eomma und gleichzeitig sein Appa..

Plötzlich schlug Taehyung die Augen auf, sah mich mit unheimlich großen Augen an, was mich etwas zurück stolpern ließ. Ebenso geschockt musterte ich ihn, konnte nicht genau vorhersehen, was nun als nächstes passierte. "Ist alles okay, Tae..?"

Doch als er den kleinen zerbrechlichen Körper auf seinem Oberkörper spürte, entspannte er sich ein kleines bisschen, nur um sich dann doppelt so stark anzuspannen. Seine Hand führte er langsam zu dem Rücken seines schlafenden Sohnes. Allein diese Bewegung zerrte unglaublich stark an seinen Kräften.

Ach Tae..

Du hast es bald geschafft..

Bald ist deine Erlösung und meine Einsamkeit gekommen..

𝐈𝐍 𝐓𝐇𝐄 𝐄𝐍𝐃 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt